Im Interview mit der DSF-Sendung Bundesliga Aktuell hat
sich Robert Enke heute unter anderem über die 0:4-Niederlage der Hannoveraner
in Leverkusen und auch über Michael Rensing unterhalten. DSF stellte torwart.de
die wichtigsten Zitat zur Verfügung.
Robert Enke im DSF…
… zu seiner Leistung bei der 0:4-Niederlage am Freitag in
Leverkusen
Robert Enke: „Es tut natürlich weh, wenn man 0:4, gefühlt aber 0:10 verloren
hat – das wäre auch möglich gewesen. (…) Man muss einfach sehen, dass wir im
Moment massive Probleme haben, Personalprobleme. Dass man gegen sehr spielstarke
Leverkusener auch mehr als zwei oder drei Gegentore bekommen kann, werden auch
noch andere Mannschaften in dieser Saison erfahren - aber trotzdem war es kein
schönes Erlebnis. (…) Aber irgendwann muss man als Torwart auch sehen, dass
man seine Leistung bringt, egal wie so ein Spiel läuft. Das habe ich versucht
zu machen und ich denke, es ist mir trotz der vier Gegentore gelungen. Natürlich
denkt man darüber nach und es beschäftigt einen. Aber man muss dann auch relativ
schnell wieder zur Tagesordnung übergehen.“
… zum schlechten Saisonstart seines Teams:
Robert Enke: „Wenn man es ganz nüchtern betrachtet, fehlen uns auf jeden
Fall die zwei Punkte gegen Cottbus, die Auswärstsspiele haben wir relativ deutlich
auch mit keinem einzigen eigenen Tor verloren. Auf Schalke und in Stuttgart
kann man verlieren – man kann aber auch einen Punkt mitnehmen, insofern sollten
wir eigentlich bis jetzt sechs bis acht Punkte haben. Vier Punkte sind einfach
zu wenig. Jetzt geht es einfach darum, möglichst schnell den Anschluss ans Mittelfeld
wieder herzustellen. (…) Man sollte nicht früh genug darauf hinweisen, dass
es eine schwierige Saison werden kann. (…) Wir sollten uns bewusst machen, dass
wir schnellstmöglich gewisse Basissachen, die man für den erfolgreichen Fußball
in der Bundesliga braucht, rein bekommt. Sonst wird es eine ganz schwere Saison.
Ich rede nicht von Abstieg, aber davon, dass es unangenehm ist, da ganz unten,
im unteren Drittel der Tabelle, zu stehen. Im Moment sind wir ganz nah an den
Abstiegsplätzen dran. Wir müssen sehen, dass wir uns da langsam wieder weg arbeiten.
Aber das wird nicht so schnell funktionieren. Jeder, der im Moment über internationale
Wettbewerbe oder ähnliches redet, ist am falschen Platz. Ich glaube aber auch,
dass das im Moment sowohl in der sportlichen Leitung als auch von den Spielern
keiner macht.“
… zu den Defiziten seiner Mannschaft in der aktuellen Saison:
Robert Enke: „Es sind mehrere Sachen. Wir haben fünf Bundesligaspiele gemacht,
in denen wir kein Tor geschossen haben. Das zweite ist, dass wir natürlich auch
viel zu viele Chancen zulassen. Wir haben es einfach nicht hinbekommen, kompakt
in der Defensive zu stehen. Das hat man ganz klar in Leverkusen gesehen, aber
auch in Stuttgart hätten wir wesentlich mehr als zwei Gegentore bekommen können.
Da sind viele kleine Rädchen, die nicht ineinander greifen. Natürlich hat das
auch damit zu tun, dass wir personelle Probleme haben. Der Trainer hätte natürlich
gerne die Mannschaft, mit der wir gegen Gladbach gewonnen haben, in Leverkusen
spielen lassen wollen. Das hat nicht geklappt – deswegen gibt es mildernde Begleitumstände,
trotz alledem ist natürlich die Ausbeute viel zu wenig."
… über seine Rolle in der Nationalmannschaft und bei Hannover 96:
Robert Enke: „Ich denke schon, dass Joachim Löw das ganz gut trennen kann.
Es kommt einfach darauf an, dass man das nicht vom Verein abhängig macht. Natürlich
ist das auch für mich unbefriedigend. Aber ich möchte es als Herausforderung
ansehen, dass man eben nach so einem schlechten Start die Situation einfach
so annehmen muss, wie sie ist. Auch daran kann man wachsen.“
… über seine Kritik an Jan Schlaudraff:
Robert Enke: „Ich habe mit Jan auch nochmal persönlich geredet, da bleibt
überhaupt nichts hängen. Ich denke, dass man mich auch mal verstehen muss in
der Situation, weil es natürlich auch extrem war – mit allem, was dazu gehört.
Wenn man dann auch noch von den Zuschauern verhöhnt wird nach drei oder vier
Gegentoren, ist das auch nicht so einfach. Das hat auch der Jan verstanden und
da bleibt wie gesagt auch nichts zwischen uns hängen.“
… über die Situation von Michael Rensing als Kahn-Nachfolger
bei Bayern München:
Robert Enke: „Gerade bei Bayern München ist das eine extreme Aufgabe. Aber
wenn man im Spiel gegen Bremen irgendwas am Torwart festmachen wollte, wäre
das absolut falsch - man hat gesehen, dass Bayern insgesamt Riesenprobleme hatte
und dass die Bremer sehr gut gespielt haben. Dass ein Torwart da vielleicht
in der einen oder anderen Situation auch nicht so glücklich aussieht, ist ganz
klar. Man kann dann auch nicht erwarten, dass der Torwart als einziger absolut
fehlerfrei bleibt. Insofern bin ich weit davon entfernt, bei anderen einzusteigen
und zu sagen‚ das war mit die Schuld von Michael Rensing. Das mache ich mit
Sicherheit nicht. (…) Er muss da jetzt durch, er hat keine andere Wahl. Ich
glaube, das war ihm auch vorher bewusst, dass solche Momente kommen können,
wenn es eben mal nicht läuft. Es ist jetzt natürlich schwer, das hier aus der
Entfernung richtig zu beurteilen. Aber wenn man als Torwart fünf Gegentore bekommt
und nicht gerade die Ausstrahlung von einem Welttorhüter hat, dann ist das ist
ganz normal, das wäre jedem anderen Torhüter auch so gegangen. Das sind auch
Vorwürfe (...) bei denen die Vergangenheit glorifiziert wird. Auch Oliver Kahn
hat seine Fehler gemacht und hatte ganz schwierige Phasen. (…) Das ist eine
Schwarz-Weiß-Malerei, die dem Michael Rensing in dem Fall nicht weiterhilft
und den Bayern als Mannschaft auch nicht.“