München – „Amateurhaft! Franz in Form, Rensing nicht“ – das war die Überschrift der Münchner Abendzeitung über die Leistung von Michael Rensing in der Vorrunde. Einige Tage zuvor lobte das Münchner Boulevard Blatt den Bayern Keeper, nach dessen guter Leistung in Lyon, in den Himmel. Unser Redakteur Tobias Schlitzke hat versucht, die Vorrunde Rensings sachlich zu analysieren. Nach 17 Spieltagen muss sich der Keeper nun einem ersten Fazit stellen.
„Doch zuerst einmal die Fakten zu Rensing: Der Bayern Keeper hat in seiner ersten Saison als Nummer eins beim Rekordmeister ganze 24 Gegentreffer kassiert. Damit liegt er nur im Bundesliga Mittelfeld. Den Topwert hat Manuel Neuer von Schalke 04. Der Keeper aus Gelsenkirchen hat nur 16 Gegentreffer bekommen. Ganz hinten ist Borussia Mönchengladbach mit 35 Gegentoren und einem Wechselduo, das aus Gospodarek und Heimeroth bestand. Zum Vergleich: In der Vorrunde 2007/08 bekam „Titan“ Oliver Kahn nur acht Gegentreffer. Am Ende der Saison waren es dann nur 21. Drei weniger als Rensing jetzt schon auf dem Buckel hat. Doch können Gegentore nicht immer der Nummer eins angelastet werden. Besonders bei den Münchnern ist die Abwehr um Daniel van Buyten, Lucio, Oddo und Philipp Lahm immer noch eine Schwachstelle. So muss der Blick gezielter auf Rensings Leistungen gehen. Der Kickernotendurchschnitt liegt bei 3,44. Das ist Platz 16 in der Liga. Nur der Kölner Keeper Faryd Mondragon (3,47) und Bochums Fernandes (3,50) sind schlechter platziert. Ganz vorne sind Dennis Eilhoff (2,85), René Adler (2,89) und Manuel Neuer (2,91). Wäre dieses Ranking der Maßstab, hätte Rensing sicherlich nichts beim deutschen Rekordmeister verloren. International schaut das aber wieder ein wenig positiver aus. Das Spiel gegen Lyon ist vielen noch in Erinnerung, wo Rensing den Bayern-Sieg rettete. Der Notendurchschnitt schaut in der Champions-League auch deutlich besser aus: Bei sechs Spielen hat er einen Schnitt von 2,67. Doch noch einmal zurück zum Bundesligaalltag. Auch beim Goldenen Handschuh liegt Rensing eher zurück. Nur auf Platz 9 mit 21 Punkten liegt er deutlich hinter dem Führungstrio
(Mehr zum Goldenen Handschuh gibt es unter: www.torwart.de/Goldener-Handschuh-2008-09.3135.0.html).
„Die Schwankungen von Rensings Leistungen führen vor allem auf die unterschiedlichen Fähigkeiten des Torwarts zurück. Die Strafraumbeherrschung lässt noch sehr zu wünschen übrig. Besonders bei hohen Bällen, die von außen in den Strafraum geschlagen werden, wirkt er unsicher und segelt manchmal am Ball vorbei. Auch Oliver Kahn war nicht immer ein Meister bei hohen Bällen, doch konnte der „Titan“ diese Unsicherheit über seine Entschlossenheit wegmachen. Gegnerische Stürmer fürchteten sich immer, sobald Kahn aus dem Kasten kam. Auf der Linie sind sich Kahn und Rensing dann doch wieder sehr ähnlich. Beide verfügen über unglaubliche Reflexe. Das unterstreicht auch „Kaiser“ Franz Beckenbauer: „Seine Schwächen bei hohen Bällen sind bekannt. Das 2:2 in Stuttgart geht auf seine Kappe.“