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Bundesliga - "Kompakt" bei torwart.de (10.05.09)

Dreher: "Der Zeitpunkt des Torwartwechsel war falsch"

aus München berichtet Tobias Schlitzke


München – Bernd Dreher begann seine Profikarriere 1986 in der Bundesliga bei Bayer 04 Leverkusen. Hier spielte er bis 1990, kam aber nur auf wenige Einsätze. Dies änderte sich als er zur Saison 1990/1991 zum damals noch unter dem Namen FC Bayer 05 Uerdingen spielenden KFC Uerdingen 05 wechselte, wo er Stammtorhüter wurde. 1996 schließlich wechselte Dreher zum FC Bayern, wo er allerdings von Anfang an nur als Ersatztorhüter für Oliver Kahn eingeplant war. So sammelte er mit Bayern zahlreiche Titel, kam aber nur äußerst selten zum Einsatz. Zur Saison 2005/06 wurde er allerdings reaktiviert und bestritt aufgrund einer Verletzung von Oliver Kahn am 1. Oktober 2005 gegen den VfL Wolfsburg erneut ein Bundesliga-Spiel. Gleichzeitig arbeitet er weiterhin zusammen mit Sepp Maier als Torwarttrainer. Heute macht er seinen Trainerschein. Wir haben mit Dreher gesprochen!

torwart.de: Hallo Bernd, was machst du eigentlich zur Zeit?

Bernd Dreher: Gerade mache ich die B Lizenz zum Trainerschein in Oberhaching. Ich hatte heute schon eine Prüfung und morgen eine weitere. Zudem befinde ich mich im Aufbau meiner Torwartakademie.

torwart.de: Möchtest du also Trainer werden?

Dreher: Lieber Torwarttrainer. Aber es ist sicherlich nicht falsch, meine allgemeine Lizenz zu machen. Wenn das dann nichts wird, werde ich meine Torwartakademie machen.

torwart.de: Wo planst du die Torwartakademie zu eröffnen?

Dreher: Weltweit. Ich habe Kontakte bis nach Dubai. Das muss nur eben dann bezahlt werden, dann kann ich mir vorstellen, überall tätig zu werden.

torwart.de: Kommen wir nun zu einem wichtigen Torwartthema in München. Nämlich der Torwartwechsel beim FC Bayern.

Dreher: Der Zeitpunkt war komisch. Den Wechsel kann man so machen, aber nicht vor einem so wichtigen Spiel und in dem Teil der Saison. Das hatte mich doch sehr verwundert. So etwas verunsichert auch die Mannschaft.

torwart.de: Der Wechsel sollte zuerst nur auf ein Spiel begrenzt sein.

Dreher: Ja, erst die Aussage man spielt, dann wieder die Aussage man spielt nicht. Vielleicht ist Klinsmann darüber auch gestolpert. Mit van Buyten hatte er ja ein ähnliches Spiel durchgezogen.

torwart.de: Wie bewertest du im Allgemeinen die Leistung Rensings?

Dreher:  Das Torhüterspiel ist immer schwer. Der Torhüter hat immer so viel Glück wie die Mannschaft im Allgemeinen. Ist die Mannschaft schlecht, ist auch der Torwart schlecht. So erging es eben auch Michael Rensing.

torwart.de: Aber er hat ja auch eindeutige Schwächen gezeigt.

Dreher:Ich bin ja auch wirklich verwundert. Damals hat er schon als A-Jugendlicher in der Regionalliga prima Leistungen gezeigt und bei Flanken war er äußerst sicher im Strafraum. Wo auf einmal diese Schwächen herkommen, kann ich mir nicht erklären. Sie sind da, ja. Vielleicht will er einfach zu viel und die Drucksituation ist vielleicht einfach zu stark für ihn.

torwart.de: Also war der Wechsel nun berechtigt?

Dreher: Nach dem Spiel gegen Gladbach könnte man auch Butt in die Kritik stellen. Jeder kann mal ein schlechtes Spiel machen.

torwart.de: Kommen wir noch mal auf die Flankenschwäche Rensings zurück. Fehlt da auch eine gewisse Selbstkritik? Wie hast du Rensing während deiner Arbeit erlebt?

Dreher: Nach innen, in der Kabine, schaut das etwas anders aus. Da war er natürlich etwas einsichtiger. Aber wichtig ist, was auf dem Platz ist. Man muss ihn selbst fragen. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass er öfters auf der Linie stehen bleiben müsste, wie in Berlin etwa. Besonders als junger Spieler muss ich mich erst einmal auf die leichten Bälle konzentrieren und steigere mich dann langsam. Aber bei ihm war das anders.

Immer wieder Streitigkeiten

torwart.de: Was meinst du hierbei konkret?

Dreher: Er war ja der Nachfolger von Oliver Kahn und hat sich das auch selbst vorgenommen. Er hätte vielleicht erst einmal für sich kleinere Brötchen backen sollen und sich auf sich selbst konzentrieren sollen.

torwart.de: Ist der Druck denn zu hoch für ihn?

Dreher: Der Druck wurde vor allem von außen gemacht, in dem ich dem Jungen schon als 20-Jähriger verspreche, dass er Nationaltorwart werden wird. Generell erlebt man ja eigentlich, dass die Torhüter im zweiten Jahr ihre Probleme haben, wenn der Druck langsam nach guten Leistungen steigt. Bei Michael war das genau umgekehrt, er stand sofort unter Druck und macht nun auch seine Fehler.

torwart.de: Du hast ja auch einige Zeit mit ihm und später ihn selbst trainiert. Hat er denn das Potential zum Bayernkeeper?

Dreher: Das ist schwierig zu sagen. Michael hat natürlich Talent, aber man muss eben fragen, ob der Schritt zur Nummer eins bei den Bayern nicht vielleicht zu groß war.

torwart.de: Thomas Kraft sollte ihn ja ablösen. Wie siehst du sein Talent?

Dreher: Thomas hat natürlich alle Möglichkeiten, aber auch bei ihm stellt sich die Frage: Will er vielleicht nicht zu viel?

torwart.de: Blendet der FC Bayern denn junge Spieler?

Dreher: Das liegt vor allem an den Spielern selbst. Sie müssen selbst in der Lage sein, ihre Situation zu erkennen.

torwart.de: Hätte sich Michael Rensing denn nicht ausleihen lassen sollen?

Dreher: Zuerst hieß es ja, dass Rensing nur bis 2006 warten müsste. Dass Kahn dann noch mal verlängert, konnte er ja nicht wissen. Dann die Notbremse zu ziehen, hätte ich auch nicht gemacht.

torwart.de: Stehen junge Spieler zu wenig zu ihren Fehlern?

Dreher: Es gehört immer ein gewisses Fußballverständnis dazu, um zu erkennen, ob es ein Fehler ein Fehler ist. In der Bundesliga wird sich aber generell immer weniger über Fußball unterhalten, sondern über die Freizeitgestaltung am Nachmittag. Das sollte zu denken geben. torwart.de: War das früher anders?

Dreher: Na klar. Wir als junge Spieler haben uns den älteren Mitspielern untergeordnet. Ihr Wort galt in der Kabine. Wir haben den Fußball gelebt.

torwart.de: Ist Rensings Zeit beim FC Bayern schon vorbei?

Dreher: Das würde ich nicht sagen. Es kommt ein neuer Trainer und dann kann die Situation ganz anders aussehen.


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