München – Mittlerweile sind in der ersten Liga fünf Spiele vergangen, in denen Michael Rensing im Tor des FC Bayern München steht. Gestern dürfte er wohl den bittersten Moment erlebt haben: Ganze fünf Gegentore in einem Spiel und das auch noch bei einem Heimspiel. Eine Marke, die Oliver Kahn nie erlebt hatte. Mehr als vier Gegentore hatten die Bayern zuletzt bei der höchsten Bundesliga-Heimniederlage gegen Schalke 04 am 9. Oktober 1976 (0:7) kassiert.
Neun Gegentore hat Michael Rensing bisher. So viel hatte Oliver Kahn in der letzten Saison nicht einmal nach der kompletten Hinrunde. Dass Gegentore weitgehend kein kompletter Indikator für die Bewertung von Leistungen sein kann, ist offensichtlich. Dennoch: Michael Rensing ist zwar in der Bundesliga angekommen. Doch dass er zu Recht beim erfolgreichsten deutschen Klub im Tor steht, konnte er noch nicht unter Beweis stellen. Von der Aussage des Bayern-Managers Ulli Hoeness, er werde nach der Euro 2008 die Nummer eins im Tor der Nationalmannschaft sein und Jens Lehmann ablösen, ist er noch weit entfernt. Adler und Enke sind ohnehin vor ihm – dahinter sind die Kandidaten Wiese und Weidenfeller geworden. Auch Timo Hildebrand dürfte in der Hierarchie noch vor Rensing sein. Ohnehin dürfte die Nationalmannschaft für Michael Rensing momentan nur eine untergeordnete Rolle spielen.
Trainer Jürgen Klinsmann stellt sich schützend vor seinen Keeper Rensing. Unsicherheiten oder Fehler seien für ihn kein Problem, betonte Klinsmann. „Das ist ganz normal. Nach dem Olli die Karriere zu starten ist alles andere als einfach, aber er nimmt das super an, er entwickelt sich toll und wenn mal einer daneben geht, geht er daneben. Ist kein Problem“, sagte Klinsmann am Samstagabend im ZDF- „Sportstudio“. „Das ist ganz normal. Wenn Michael seine Karriere richtig durchstartet, dann werden immer wieder Fehler kommen. Es gibt gar keinen Torwart, der ohne Fehler gespielt hat. Er wird ganz normal seinen Weg gehen, er wird Konstanz aufbauen, er wird den einen oder anderen Fehler machen“, sagte der Bayern Trainer.
Günter Netzer stärkt ebenfalls Rensing: „Bayern hat kein Torwart-Problem. Denn Rensing ist ein guter Torwart, der sich aber noch auf der Suche nach seiner Form befindet“, schrieb Netzer in der „Bild am Sonntag“. Er zählt Rensing in die Kategorie von René Adler und Manuel Neuer. „Natürlich hat Michael Rensing als Kahn- Nachfolger noch seine Schwächen. Die Bayern müssen sich allerdings ein für allemal davon befreien, dass man einen Kahn hatte. Der ein Rückhalt war, der die Mitspieler allein durch seine Persönlichkeit stabilisieren konnte.“
Richtige Kritik kam zwar erst jetzt auf, trotzdem waren die bisherigen Leistungen eher Durchschnitt. Auch beim Goldenen Handschuh von torwart.de ist Rensing bisher, als einer der wenigen Stammkeeper, noch überhaupt nicht nominiert worden. Wie eingangs erwähnt, die Bundesligatauglichkeit hat der 24-Jährige bewiesen. Doch allzu lange dürfte das nicht für den FC Bayern reichen.