Trainer Dino Toppmöller ärgerte sich im Nachgang maßlos über den Treffer, was nicht nur an der Fehleinschätzung des Torhüters lag, sondern bereits an dessen Spieleröffnung. So hatte der Keeper zuvor die Order bekommen, den unter Druck stehenden 6er nicht anzuspielen, da der FSV gern hoch anläuft. Vielmehr sollte in solchen Situationen der Ball lang geschlagen werden. Kaua Santos aber hielt sich nicht an diese Order. Aus Sachverhalt heraus resultierte auch der dritte Gegentreffer. Nun wurde er selbst angelaufen und spielte einen riskanten Pass, der aber von einem Mainzer abgefangen werden konnte. Den ersten Schuss im Nachgang von Lee konnte der Torhüter zwar noch parieren, sah aber auch hierbei unglücklich aus, beim Nachschuss von Nebel war er dann machtlos.
Allein diese beiden Szenen aber verdeutlichten das Naturell und das aktuelle Problem des Torwarts. Santos hat in der Heimat einst mit Futsal begonnen, wechselte erst später mit dem einsetzenden Wachstumsschub ins Tor. Bei Futsal wird eine feine Spielgestaltung gefordert, riskante Pässe sind an der Tagesordnung. Santos lässt in seinem Spiel auch immer wieder den Futsal-Spiel durchblitzen. Gegen Mainz wurde ihm das zum Verhängnis. Schon in der Vergangenheit mahnte Torwarttrainer Jan Zimmermann, dass die Nummer 2 weniger Risiko in seinem Spiel eingehen sollte. Nach dem Spiel erneuerte Zimmermann die konstruktive Kritik: "Das sind Dinge, die er verbessern muss."
Dennoch sind die Verantwortlichen weiterhin von dem Torhüter, der im Sommer 2023 für rund 1,6 Millionen Euro aus der U20 von Flamengo Rio de Janeiro in die Bankenmetropole wechselte, überzeugt. Schon am Samstag relativierte Toppmöller die schlechte Vorstellung des Torwarts: "Er hat schon sehr gute Leistungen für uns gebracht, heute war aber nicht sein Tag." Zu den schlechten Entscheidungen in der Spieleröffnung ergänzte der Coach: "Auch wenn es nicht die beste Entscheidung gewesen ist: Das zeigt, dass er weiter den Mut gehabt hat."
Eintrachts Sportvorstand Markus Krösche sieht nach wie vor eine große Zukunft für den Torhüter, der in seinen bisherigen Einsätzen immer ein wenig zwischen Genie und Wahnsinn wandelte: "Er wird daraus lernen und es wird und es wird ihn stärker machen. Er hat trotzdem eine tolle Karriere vor sich." Fehlerfrei war Santos bislang auch in den vorherigen Einsätzen freilich nicht. Beispielsweise in der Europa League gegen Pilsen und im Auswärtsspiel bei Besiktas Istanbul verschuldete der Torwart insgesamt zwei Gegentore, doch gerade in Istanbul und im anschließenden Heimspiel gegen die Bayern zeigte er herausragende Paraden und war auch maßgeblich an den positiven Ergebnissen beteiligt. Noch wird er Zeit zur Entwicklung und zur Verbesserung bei der Risikoabwägung benötigen.
Gleichzeitig erübrigt sich aber auch bei den Hessen eine derzeitige Torwartdiskussion. Bis auf einen groben Patzer gegen den FC Augsburg zeigte Kevin Trapp als etatmäßige Nummer 1 starke Leistungen und ist deutlich besser in Form als noch in der vergangenen Saison oder zu Anfang der aktuellen Spielzeit. Bis 2026 ist Trapp vertraglich ohnehin noch an die Hessen gebunden. Aufgrund seines Status als Kapitän hat er auch für die kommende Saison einen gewissen Bonus. Kaua Santos hingegen könnte bei entsprechender Entwicklung in zwei Jahren als neuer Stammtorhüter übernehmen.
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