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Eintracht Frankfurt: Schwarzer Tag für Kaua Santos

Mit mehreren Patzern hat Santos für Aufmerksamkeit gesorgt am letzten Spieltag 

Autor: T. Rübe - 27.12.2024


Vor rund 2 Monaten gab es noch eine Debatte rund um die Frankfurter Eintracht, wer nun zukünftig im Tor des Bundesligisten stehen soll. Kapitän Kevin Trapp, dem dieses Amt erst im Sommer zugesprochen wurde, fehlte aufgrund einer Muskelverletzung. Sein Vertreter Kaua Santos ließ bei seinen Einsätzen ein gewaltiges Potenzial erahnen. Mancher Fan und auch der eine oder andere Experte unkte schon, dass der 21-jährige Brasilianer besser sei als die 34-jährige Nummer 1. Santos wirkte stärker am Ball und in der Strafraumbeherrschung und auch auf der Linie zeigte er spektakuläre und herausragende Aktionen.

Als dann Kevin Trapp im letzten Heimspiel des Jahres 2024 gegen Mainz 05 wenige Stunden vor dem Anpfiff passen musste und Santos auflief, waren die meisten Fans sicher beruhigt, denn Santos hatte sich in seinen wenigen Einsätzen der Saison schon den Ruf der besten Nummer 2 der Liga erarbeitet. Was dann aber folgte, war ein kurioses Schauspiel. Mit drei wirklichen Torchancen und einem xG-Wert von 0,61 gewann Mainz 3:1 in Frankfurt. Eine besondere Rolle wurde dabei dem jungen Torhüter zuteil, der seinen bisher deutlich schwächsten Auftritt im Trikot der Adlerträger erlebte.

Die Hessen waren von Beginn an deutlich überlegen und schnürten die Mainzer ein. Bezeichnenderweise legten sich die Hessen dann die Kugel selbst ins Netz. Santos spielte einen Pass auf den stark angelaufenen Skhiri, der unter Druck stehend gerade noch mittels Bogenlampe den Ball zurückspielen konnte. Santos vermied es, den Ball mit den Händen klären zu wollen und stieg eher zum Kopfball hoch – wohl um den vermeintlichen Rückpass regelkonform zu klären – eine Fehleinschätzung im doppelten Sinne. Zum einen war es kein kontrollierter Rückpass, sodass Santos den Ball auch hätte abfangen dürfen. Zum anderen aber verschätzte er sich derart, dass er den Ball mit dem Arm an die Latte lenkte, der Ball von dort zurück an den Arm und anschließend im Tor landete. In keinem Jahresrückblick wird dieses kuriose Eigentor fehlen. Manch einer bemühte den Vergleich mit einem legendären Eigentor von Tomislav Piplica, der im Spiel gegen Borussia Mönchengladbach 2002 eine Bogenlampe auf der Linie stehend mit dem Kopf ins eigene Tor lenkte.

Trainer Dino Toppmöller ärgerte sich im Nachgang maßlos über den Treffer, was nicht nur an der Fehleinschätzung des Torhüters lag, sondern bereits an dessen Spieleröffnung. So hatte der Keeper zuvor die Order bekommen, den unter Druck stehenden 6er nicht anzuspielen, da der FSV gern hoch anläuft. Vielmehr sollte in solchen Situationen der Ball lang geschlagen werden. Kaua Santos aber hielt sich nicht an diese Order. Aus Sachverhalt heraus resultierte auch der dritte Gegentreffer. Nun wurde er selbst angelaufen und spielte einen riskanten Pass, der aber von einem Mainzer abgefangen werden konnte. Den ersten Schuss im Nachgang von Lee konnte der Torhüter zwar noch parieren, sah aber auch hierbei unglücklich aus, beim Nachschuss von Nebel war er dann machtlos.

Allein diese beiden Szenen aber verdeutlichten das Naturell und das aktuelle Problem des Torwarts. Santos hat in der Heimat einst mit Futsal begonnen, wechselte erst später mit dem einsetzenden Wachstumsschub ins Tor. Bei Futsal wird eine feine Spielgestaltung gefordert, riskante Pässe sind an der Tagesordnung. Santos lässt in seinem Spiel auch immer wieder den Futsal-Spiel durchblitzen. Gegen Mainz wurde ihm das zum Verhängnis. Schon in der Vergangenheit mahnte Torwarttrainer Jan Zimmermann, dass die Nummer 2 weniger Risiko in seinem Spiel eingehen sollte. Nach dem Spiel erneuerte Zimmermann die konstruktive Kritik: "Das sind Dinge, die er verbessern muss."

Dennoch sind die Verantwortlichen weiterhin von dem Torhüter, der im Sommer 2023 für rund 1,6 Millionen Euro aus der U20 von Flamengo Rio de Janeiro in die Bankenmetropole wechselte, überzeugt. Schon am Samstag relativierte Toppmöller die schlechte Vorstellung des Torwarts: "Er hat schon sehr gute Leistungen für uns gebracht, heute war aber nicht sein Tag." Zu den schlechten Entscheidungen in der Spieleröffnung ergänzte der Coach: "Auch wenn es nicht die beste Entscheidung gewesen ist: Das zeigt, dass er weiter den Mut gehabt hat."

Eintrachts Sportvorstand Markus Krösche sieht nach wie vor eine große Zukunft für den Torhüter, der in seinen bisherigen Einsätzen immer ein wenig zwischen Genie und Wahnsinn wandelte: "Er wird daraus lernen und es wird und es wird ihn stärker machen. Er hat trotzdem eine tolle Karriere vor sich." Fehlerfrei war Santos bislang auch in den vorherigen Einsätzen freilich nicht. Beispielsweise in der Europa League gegen Pilsen und im Auswärtsspiel bei Besiktas Istanbul verschuldete der Torwart insgesamt zwei Gegentore, doch gerade in Istanbul und im anschließenden Heimspiel gegen die Bayern zeigte er herausragende Paraden und war auch maßgeblich an den positiven Ergebnissen beteiligt. Noch wird er Zeit zur Entwicklung und zur Verbesserung bei der Risikoabwägung benötigen.

Gleichzeitig erübrigt sich aber auch bei den Hessen eine derzeitige Torwartdiskussion. Bis auf einen groben Patzer gegen den FC Augsburg zeigte Kevin Trapp als etatmäßige Nummer 1 starke Leistungen und ist deutlich besser in Form als noch in der vergangenen Saison oder zu Anfang der aktuellen Spielzeit. Bis 2026 ist Trapp vertraglich ohnehin noch an die Hessen gebunden. Aufgrund seines Status als Kapitän hat er auch für die kommende Saison einen gewissen Bonus. Kaua Santos hingegen könnte bei entsprechender Entwicklung in zwei Jahren als neuer Stammtorhüter übernehmen.


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