Seit seiner Rückkehr im Sommer 2018 ist Kevin Trapp die große Konstante im Frankfurter Tor. Selbst ein damals ursprünglich als neue Nummer 1 geholter Fredrik Rönnow kam nicht einmal im Ansatz an Trapp vorbei. Zu groß war das Standing des Torhüters bereits im Winter der Saison 2019/2020. Obwohl Trapp verletzt war und schwächelte, als er zurückkam, und Rönnow überzeugen konnte, wurde nie ernsthaft über einen Wechsel im Tor nachgedacht. Weder Adi Hütter, noch Oliver Glasner oder Dino Toppmöller stellten den neunfachen deutschen Nationaltorhüter jemals infrage.
Seine Position im Verein hat der 34-Jährige spätestens mit dem Gewinn der Europa League 2022 massiv aufgewertet und ist nun eine absolute Vereinsikone. Trapp war maßgeblich daran beteiligt, dass die Eintracht den Pokal nach 42 Jahren wieder gewinnen konnte. Damals befand er sich in der Form seines Lebens und war möglicherweise der formstärkste deutsche Torhüter. Bei der WM 2022 blieb ihm im DFB-Kader jedoch lediglich die Rolle der Nummer 3. In Frankfurt hingegen könnte die Anerkennung und Wertschätzung kaum größer sein. Auch nach dem Ende seiner aktiven Karriere wird Trapp als Vereinslegende in Erinnerung bleiben und von vielen als bester Torhüter der Vereinsgeschichte angesehen. Diese Einschätzung ist absolut verdient. Er spielt seine zehnte Saison bei den Adlerträgern, war stets unumstrittener Stammspieler und ist eng mit einem der größten Erfolge des Vereins verbunden.
Verletzung von Trapp bringt Santos ins Spiel
Dennoch gibt es seit Tagen eine Entwicklung, die den Status der absoluten Nummer 1 bei der Eintracht infrage stellt. Aufgrund einer Muskelverletzung musste Trapp am dritten Spieltag in Wolfsburg zur Halbzeit ausgewechselt werden. Es übernahm Kaua Santos und machte seine Sache ordentlich. Eine Woche später gegen Mönchengladbach spielte der 21-Jährige stark, patzte jedoch beim 3:3 in der Europa League gegen Victoria Pilsen und zeigte auch in Kiel, dass ihm noch das Feingefühl für einige Spielsituationen fehlt. Danach folgten zwei bemerkenswerte Auftritte der Nummer 2 in Istanbul und gegen die Bayern. Gegen Besiktas sah er beim Istanbuler Ehrentreffer in der Nachspielzeit schlecht aus, parierte jedoch mehrfach herausragend, vor allem aus der Distanz, und hielt auch einen Elfmeter von Immobile. Der Fehler wurde ihm verziehen.
Junger Herausforderer: Kaua Santos überzeugt in Trapps Abwesenheit
Auch gegen die Bayern spielte Santos weiter. Obwohl eine frühzeitige Rückkehr Trapps im Raum stand, war der Torhüter noch nicht bei 100 %, sodass erneut Santos im Tor stand. Cheftrainer Toppmöller betonte zuvor, dass die Entscheidung bei Trapp liege, ob er gegen die Bayern zurückkehren wolle. Das zeigt die enorme Wertschätzung des Trainers. Es spricht jedoch auch für Trapps Besonnenheit, dass er vor dem Spitzenspiel gegen den deutschen Rekordmeister auf einen Einsatz verzichtete, da er sich noch nicht vollkommen fit fühlte. Andere Torhüter hätten möglicherweise trotzdem gespielt.
Lob und Kritik: Die Leistungen von Santos im Detail
Nach dem ereignisreichen 3:3 wurde Bayerns Thomas Müller im Interview mit DAZN gefragt, warum die Münchner trotz drückender Überlegenheit nur einen Punkt mitnehmen konnten. Seine Antwort fiel bezeichnend aus: „Man muss aber auch sehen, dass Frankfurt heute einen überragenden Torhüter hinten drin hatte. (…) Ich hatte in der Nachspielzeit ja auch noch eine Chance zum 4:3, die er hält. Bei jedem anderen wäre der Ball reingegangen.“ In der Tat war Kaua Santos in beachtlicher Verfassung, parierte mehrfach stark auf der Linie und im Eins-gegen-Eins. Bei Flanken agierte er mutig, zeigte jedoch noch Schwächen in manchen Situationen. Mitunter agiert der junge Brasilianer noch zu riskant, dennoch ließ er enormes Potenzial erkennen.
Torhüter-Dilemma: Diskussion um die Nummer 1 entbrennt
In den Medien wurde bereits eine kleine Torhüter-Diskussion herbeigeredet, denn Santos agierte stark, während Trapp von seiner Leistungsgrenze in der vergangenen Saison entfernt war. Allerdings hatte der Kapitän in der letzten Saison mit Rückenproblemen zu kämpfen und konnte körperlich nicht auf höchstem Niveau agieren. In den ersten Spielen der aktuellen Saison gegen Dortmund, Hoffenheim und Wolfsburg spielte Trapp ordentlich, konnte jedoch nicht wie sein Back-Up glänzen, da er weniger Möglichkeiten dazu hatte. Obwohl eine abschließende Bewertung von Santos nach fünfeinhalb Spielen noch zu früh ist, ließ das Gezeigte großes Potenzial erkennen. Die Eintracht sieht sich in der Situation, ein spannendes Torwart-Talent in den eigenen Reihen zu haben, das jedoch noch Zeit und Spielpraxis benötigt.
Eintracht Frankfurt in der Zwickmühle: Die Zukunft von Trapp und Santos
Dies bringt die Verantwortlichen von Eintracht Frankfurt in eine gewisse Bedrängnis, denn Trapp ist als Kapitän in einer exponierteren Position als ohnehin schon. Auf der anderen Seite besteht die Gefahr, Santos zu verlieren, wenn er bei anderen Klubs eine bessere Perspektive aufgezeigt bekommt. Schon vor Trapps Verletzung war zu hören, dass auch Santos sich zeigen wolle und „mit den Hufen scharrt“. Nach seinen Leistungen wird das Interesse an ihm noch größer werden. Gleichzeitig verloren die Hessen im vergangenen Sommer mit Diant Ramaj den damaligen potenziellen Nachfolger von Trapp an Ajax Amsterdam.
Vertragsverlängerung als Zeichen des Vertrauens für Santos
Der Verein zeigt auch Vertrauen in Kaua Santos. Wie der Klub am Mittwoch bekannt gab, hat der Keeper einen neuen Vertrag unterschrieben. Der ursprünglich bis 2028 laufende Kontrakt wurde vorzeitig um zwei Jahre bis 2030 verlängert. Der Brasilianer kam im August 2023 aus Rio de Janeiro nach Hessen, wo er von Beginn an zum Torhüterteam um Trainer Jan Zimmermann gehörte. In seiner ersten Saison bei der Eintracht absolvierte er 13 Partien für die U21 der Adlerträger in der Regionalliga Südwest. In der laufenden Spielzeit kam Santos, der bislang zwei Partien für die U20-Nationalmannschaft Brasiliens bestritt, zu seinem Profidebüt bei Eintracht Frankfurt. Am dritten Bundesligaspieltag ersetzte er im Auswärtsspiel gegen den VfL Wolfsburg in der zweiten Halbzeit den verletzten Kapitän Kevin Trapp. Der 21-Jährige hütete wettbewerbsübergreifend auch in den fünf darauffolgenden Partien das Frankfurter Tor.
Sportvorstand Markus Krösche kommentierte: „Kaua hat sich in den vergangenen Monaten gut weiterentwickelt und wir sind fest von seinem Potenzial überzeugt. Wir wollen langfristig mit ihm zusammenarbeiten und freuen uns, dass wir den Vertrag bis 2030 verlängern konnten.“ Torwarttrainer Jan Zimmermann ergänzte: „Wir haben zuletzt einen Vorgeschmack auf Kauas Leistungsfähigkeit bekommen. Ich freue mich, weiterhin gemeinsam mit ihm an seinen Potenzialen zu arbeiten.“ Santos selbst zeigte sich glücklich über die Verlängerung: „Ich bin sehr glücklich, hier zu sein und meinen Vertrag vorzeitig verlängert zu haben. Ich werde weiter hart arbeiten und möchte mit der Eintracht viel erreichen.“
Keine Rotation geplant, aber die Entwicklung bleibt im Blick
Eine Rotation, wie sie Bayer 04 Leverkusen in der letzten Saison mit Lukas Hradecky in der Bundesliga und Matej Kovar in der Europa League pflegte, ist laut Hardung „Stand jetzt“ nicht geplant. Dennoch lässt sich der Sportdirektor eine kleine Hintertür offen, denn die Entwicklung von Santos im Training muss weiterhin beobachtet werden. Möglicherweise wird man die Situation noch einmal neu bewerten, auch wenn der Klub den eigenen Kapitän nicht einfach so ins zweite Glied rücken kann.
Trapp unter Druck: Rückkehr zur alten Form als Ziel
Der Druck liegt also ein wenig bei Kevin Trapp, wieder an sein absolutes Maximum heranzureichen. Hardung betonte jedoch: „Wenn du bei Eintracht Frankfurt spielst und Kapitän bist, ist der Druck immer groß, deine Leistung abrufen zu müssen. Da hat sich für Kevin nichts verändert.“ Der Kapitän ist entschlossen, das Vertrauen von Trainer, Mannschaft und Klub zurückzuzahlen und arbeitet hart daran, auf dem Platz zu liefern.
Luxusproblem im Tor: Santos drängt auf Einsätze
Trotzdem hat sich auf der Torhüter-Position ein Luxusproblem entwickelt, denn Santos ist im derzeitigen Flow zu gut, um dauerhaft nicht zum Einsatz zu kommen. Die Eintracht muss eine Balance finden, um beide Torhüter optimal einzusetzen, ohne das Teamgefüge zu gefährden.
Blick in die Zukunft: Wer übernimmt langfristig das Tor der Eintracht?
Eine Entscheidung für die Zukunft muss getroffen werden, denn mit einem 34-jährigen Trapp und einem talentierten, jungen Herausforderer wie Santos steht der Klub vor einer richtungsweisenden Wahl. Die nächsten Monate könnten bereits einen entscheidenden Hinweis darauf geben, wie sich die Eintracht für die kommenden Jahre aufstellt.
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