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Fortsetzung der Workshopreihe "Trainieren wie die Profis" beim 1. FC Köln

Weiterbildungsangebote sind für Torwarttrainer eine Seltenheit, der Austausch zwischen den Trainern ist daher auch nicht immer so einfach, noch wird es bewußt gefördert. So sind dann Workshops zu bestimmten Schwerpunkten oder gar ganze Kongresse mit unterschiedlichen Themen willkommene Möglichkeiten, um sich über andere Formen des Torwarttrainings und die Arbeit der Torwarttrainer anderer Vereine zu informieren. Dabei steht der Austausch und die Diskussion zumeist im Vordergrund – eine Kultur, die insbesondere auf diesen Treffen frei gelebt wird.

von Marcel Schäfer/Steffen Reichel

torwart.de hatte im Rahmen der Workshopreihe "Trainieren wie die Profis" erneut geladen. Hatte man zuvor schon die sieben Prinzipien des Torwartspiels (H. Leitert), Flanken (E. Trautner) und komplexe Entscheidungsfindung & Komplextraining (T. Schlieck) und Eins-gegen-Eins (Michael Rechner) im Rahmen der Workshopreihe dem interessierten Fachpublikum dargestellt, standen nun mit Alexander Bade (Torwarttrainer Profis 1. FC Köln) und Sven Hoffmeister (NLZ 1. FSV Mainz 05) auf dem Programm. Punkt 9 Uhr ging es im großen Besprechungssaal des Kölner Geißbockheims mit knapp 70 Teilnehmern sowohl aus Profi- und NLZ-Bereich als auch aus den Amateur- und Jugendbereichen los. Marcel Schäfer von torwart.de begrüßte Referenten und Teilnehmer und stellte das Workshopprogramm vor bevor er das Wort "Gastgeber" Alexander Bade übergab.

Torwartspiel beim 1. FC Köln vorgestellt

Bevor Alex Bade auf die Torwartausbildung beim 1. FC Köln im Detail einging, zeigt er einen kleinen Film über die anstehende Erweiterung des Trainingszentrums der Kölner in den kommenden Jahren. Mittlerweile sind die Räumlichkeiten rund um das Geißbockheim für die Profis und das Kölner Nachwuchsleistungszentrum in die Jahre gekommen und Themen, wie Platzmangel, enge Kabinen, Reha- und Krafträume machen einen Ausbau auf dem angrenzenden Kunstrasenplatz mittlerweile unumgänglich.

Dann ging er über zum Theorieteil, wobei hier das Leistungszentrum des 1. FC Köln mit seiner Torwartausbildung vorgestellt wurde. Vier Torwarttrainer betreuen die Kölner Nachwuchs-Torleute. Von der U10 bis zur U21 wird das Torwartspiel bei den Kölnern in die Bereiche Technik, Koordination, Kondition, Taktik, Einstellung und Sozialverhalten eingeteilt und umfasst die stolze Anzahl von insgesamt 52 Ausbildungsbausteinen. Der Bereich der Torwarttechnik teilt sich z.B. in die Bereiche Fangen&Fausten, Aufnehmen&Fallen&Hechten, Flanken fangen & fausten, Spieleröffnung, Reaktion und Sprungtechnik ein.

Bade zeigte im Anschluss exemplarische Videobeispiele für einige Bausteine in den einzelnen Altersstufen. Die Teilnehmer erhielten damit einen guten Überblick und Impressionen über die in die einzelnen Jahrgängen durchgeführten Übungen mit der entsprechenden Trainingsorganisation und -durchführung. Alle drei Kölner Profis, Timo Horn, Thomas Kessler und der junge Sven Müller sind in Köln geboren und in der Kölner Torwartschule ausgebildet. Die Kölner Nachwuchshoffnungen werden auch im Rahmen eines gemeinsamen Projekt mit der Sporthochschule Köln im sportpsychologischen Bereich umfassend geschult. Für die Torwarttrainer bedeutet dies, dass sich sich ausschließlich auf die Arbeit auf dem Platz mit den Torhütern konzentieren können. Die Wissenschaftler der Hochschule nutzen eine Vielzahl von Instrumenten der Sportpsychologie, um die Athleten in den Bereichen der Konzentration, Stressbewältigung, Entspannung, Erwartungsdruck zu schulen und zu begleiten. Für Alexander Bade bedeutet die Kooperation mit der Sporthochschule ein weiterer Schritt zur absoluten Professionalisierung der kompletten Trainingsarbeit. Am Ende des knapp einstündigen Vortrags so Bade: "Unser Ziel, die Torwartpositionen in unserem Profikader mit eigenen Nachwuchsleuten zu besetzen, haben wir erreicht". Nach einer Frage- und Antwortrunde mit den Teilnehmern folgte nach dem tollen Vortrag eine kleine Kaffeepause und im Anschluss ging es in die Praxiseinheit in die schmucke Franz-Kremer-Arena, die sich direkt neben dem Geißbockheim befindet.

Praxisteil mit Alex Bade

Das Thema der Praxiseinheit von Alexander Bade war das Training der Spieleröffnung, des Abfangens von Flanken und Fausten. Die Teilnehmer konnten sich in den anstehenden 8 Übungen einen Eindruck schaffen, welche Anforderungen und Trainingsanforderungen an die U16-U19 Torhüter des 1. FC Köln gestellt wurde. Überraschend war für die knapp 70 Teilnehmer, dass Thomas Kessler (30) aus dem Profikader auf dem Trainingsplatz stand. Kessler befindet sich nach seiner knapp 9-wöchigen Verletzungspause im Aufbautraining und nahm den Workshop gerne zum Anlass, eine der ersten Praxiseinheiten nach der Verletzungspause auf dem Platz durchzuführen.

Über den Routinier Thomas Kessler hatte man in der vorherigen Runde schon gesprochen, denn Alexander Bade hatte natürlich erläutert, wie wichtig Nachwuchsarbeit beim 1. FC Köln ist und wie stolz man darauf ist, erfolgreich Eigengewächse in die Bundesliga überführt zu haben - worunter auch Timo Horn als aktiver Torwart der Bundesliga Mannschaft zählt. Natürlich wurde daher das Thema "Konkurrenz" ein wenig diskutiert, und Alexander Bade machte klar, dass Thomas "Kess" Kessler als erfahrener Torhüter eine besondere Aufgabe im Torwartteam des FC zukommt: Kessler soll sowohl sportlich Druck auf Horn ausüben und aber auch den hochtalentierten Horn als Nummer 1 bedingungslos unterstützen und ihn im Rahmen seiner Möglichkeiten weiter verbessern. Der Publikumsliebling und gebürtige Kölner wird dieser nicht immer einfachen Aufgaben vollends gerecht.

In der Praxiseinheit wärmte sich Thomas Kessler ohne Anleitung von Alexander Bade komplett alleine auf. Dieser begründete es auch sogleich damit, daß die Torleute eigen sind und jeder es gern ein wenig anders haben möchte - und daher diese Zeit den Torleuten überlassen ist.

Dann begann Trainer Bade mit einfachen Passübungen, Ballan- und Mitnahmeübungen, um deutlich zu machen, daß trotz aller Routine diese Dinge immer und immer wieder nachgeschärft werden müssen. Eine Übung zur Ballan- und Mitnahme mit dem Spiel eines langen Balles zur Spieleröffnung schlossen diesen Teil ab.

Nach ein paar lockeren Bällen zum Erlaufen wurden die Dummies umgestellt - und es begannen einfach Fangübungen zu hohen Bällen. Das korrekte Anlaufen, Einsatz des korrekten Sprung und Schwungbeins, die korrekte Handhaltung und Handführung waren wichtig und wurden hierbei beleuchtet.

Diese Übungen wurden dann variiert und mit Abwürfen kombiniert, bevor man dann zum Fausten überging, wo das beidhändige Fausten gegen die Dummies und Einhändige Fausten im Raum praktiziert wurde. In der Kombinationsübung wurden nun Bälle in den Strafraum gespielt und Thomas Kessler musste wieder seitliche Ziele aus der Hand per Hüftdrehstoß anspielen.

Die Zeit verging wie im Flug und am Ende standen Alexander Bade und Thomas Kessler den Teilnehmern Rede und Antwort. Gefragt wurde nicht nur nach der Beziehung Torwarttrainer und Torhüter, sondern auch nochmals um die Konkurrenzsituation und Thomas Kessler machte unmissverständlich klar, daß er bestimmt nicht irgendwelche negativen 'Gefühle' oder Intuitonen an Timo Horn übermittelt, denn dieser würde die Mannschaft weder beeinflussen, noch stellen, sondern je weder Frust, Agressionen oder sonstige der Unzufriedenheit geschuldeten Emotionen sollten daher dem Trainer, der die Mannschaft stellt, übermittelt werden - nicht aber dem Torwartkollegen. Daher herrscht im Team Ruhe und diese ist wichtig für die Spieltags- und Trainingsarbeit.

Das Thema Material wurde eher am Rande angeschnitten, hierbei wurde die professionalle Zusammenarbeit mit dem Handschuhausrüster Uhlsport hervorgehoben, und natürlich wurde auch ein Sammler Paar signiert, das aktuelle torwart.de-Sondermodell in den Farben rot-weiß.

Sven Hoffmeister (Mainz) im Vortrag zum Torwartspiel beim 1. FSV Mainz 05

Mit großer Spannung wurde nach dem Mittagessen der einstündige Vortrag von Sven Hoffmeister (46) erwartet. Hoffmeister verantwortet das Torwartspiel im NLZ des 1. FSV Mainz 05 und ist selbst Torwarttrainer der Torhüter von der U15 - U23. Den Mainzern gelangen in jüngster Vergangenheit einige beachtliche Erfolge in der Torwartausbildung. So stammen mehrere Torhüter der Juniorennationalmannschaft, wie z.B. Florian Müller (U19) und U21-Nationaltorhüter Jannik Huth, aus dem NLZ von Mainz.

Den Einstieg in den Vortrag wählte Hoffmeister mit einem aktuellen DFL-Film über die hervorragende Arbeit mit den Torhütern in Deutschland. Sinnigerweise spielten gerade die beiden Vereine, 1. FC Köln und der 1. FSV Mainz 05 mit ihren Torleuten und ihren Traineren Bade und Hoffmeister eine wichtige Rolle im Film.

Damit war die Überleitung geschaffen, um dem Publikum einen Überblick über Torwarttstruktur und -spiel in Mainz zu geben. Hoffmeister erwähnte die ehrgeizigen Ziele des Torwartspiels in Mainz und sorgte bei den Zuhörern für Erstaunen als er sein umfangreiches Arbeitsgebiet als Torwarttrainer bei Mainz vorstellte. Neben dem eigentlichen Trainingsbetrieb gehören u.a. auch die Talentsichtung und -auswahl, die individuelle Ausbildungsplaung der Athleten und die Durchführung von internen Fortbildungen zur regelmäßigen und intensiven Arbeit. Er lobte dabei die kurzen und transparten Wege, die er mit allen Kollegen im NLZ auch aufgrund des Umbaus des einstigen Bruchwegstadions zur modernen Talentschmide der Mainzer vor sich hat.

Den weiteren Verlauf des Vortrags nutzte Hoffmeister, um die Methodik von der Videoanalyse bis zur Erstellung einer Trainingseinheit aufzuzeigen. Er zeigte auf, nach welcher Logik die Videoclips von ihm klassifiziert werden. Als Beispiel erläuterte der ehemalige Kassler eine typische Spielsitution aus dem 11-gegen-11: Wie sollte der Torwart reagieren, wenn seine Mannschaft im Spielaufbau durch die 4er-Kette den Ball durch Gegnerpressing verliert?

Durch die Demonstration der Spielsituation an mehreren Clips wurde den Zuhörern schnell klar, welche komplexen Überlegungen der Torwarttrainer bei der Aufarbeitung dieser Spielszenen anzustellen hat, um ein zielgerichtetes und aufeinander Torwarttraining unter Berücksichtung der richtigen Anforderungen aus Torwarttechniken, -taktiken und konditioneller Aspekte zu gestalten.

Darauf aufbauend stellte Sven Hoffmeister im Vortrag seine anschließende Praxiseinheit da und entwickelte dadurch ein leicht nachvollziehendes Demonstrationstraining.

Zweiter Praxisteil - Raum-Zielverteidigung nach Fehler im Spielaufbau - Vom Aufwärmen zur spielnahen Komplexübung

Auf dem Platz hatten sich nun Jannick Theißen und Marvin Oberhoff aus der U19 des 1. FC Köln eingefunden, die nun mit Sven Hoffmeister einen unbekannten Torwarttrainer vor sich hatten, der zum Teil völlig anders arbeite. Alle drei Akteure stellten sich jedoch sehr schnell aufeinander ein. Hoffmeister erläuterte kurz und prägnant die anstehenden Übungen, die die Kölner Talente schnell umsetzen konnten.

Er begann daher nach dem Aufwämen, welches er wieder den Torleuten individuell überlies mit den Trichterübungen, bei denen flache Bälle mit schneller Bewegung zum Ball fokussiert wurden. Das Mittel des Trichtes gab den Torhütern die Hilfestellung, um rasch dem Ball nach dem flache Abdruck entgegen zu hechten.

Von flachen ging es dann zu halbhohen Bällen im Trichter. Im Anschluss folgten Übungen mit Sprüngen über kleine Hürden und Reifen zur Schulung des explosiven und zum ballgerichteten Abdrucks. Anschließend wurden die Techniken zu Verteidigung von nahen und fernen Bogenlampen einstudiert. Dabei gab es auch unterschiedliche Auffassungen der Teilnehmer zur Anwendung der Übergreiftechnik.

Nach der spielnahen Anwendung der vorher einstudieren Techniken folgte zum Abschluss des Trainings die komplexe Übungsform zur Simulation der oben beschrieben und typischen Spielsituation des Ballverlust im 11-gegen-11-Wettspiel.

Dabei wurden Bälle in den Raum gespielt und der Torwart aus einer offensiven Position sollte nun prüfen, ob er die Bälle abläuft und im Ballangriff lösen kann, oder sogar vor dem Stürmer erlaufen kann - oder ob er sich zurück ziehen muss, wobei die Gefahr eines Lupfers oder Abschlusses in recht ungünstiger Position gegeben war. Mutiges und entschlossenes Spiel sowie das eigene Einschätzen in Raum, Zeit und Weg waren wichtig, welches von den beiden U19 Tormännern sehr gut gelöst wurde.

Am Ende waren die Torleute recht ausgelaugt, was nicht an der Intensität der Einheit lag, sondern eher am Ehrgeiz und den vielen Laufwegen in höchster Geschwindigkeit mit meist explosiven Abdrucksituationen.

Fazit

Die zahlreichen Workshopteilnehmer - darunter auch diverse Verteter von anderen Bundesligaklubs - zeigten sich über das gebotene Programm hellauf begeistert. Mit Alexander Bade und Sven Hoffmeister erlebten sie zwei hervorragende Fachmänner des Torwartspiels und konnten wertvolle Einblicke in deren detaillierte Arbeit mitnehmen. Wir bedanken uns an dieser Stelle bei Alex Bade und Sven "Hoffe" Hoffmeister für die akribische Vorbereitung Ihrer Vorträge und Trainingseinheiten. Der Dank gilt auch den Torhütern Thomas Kessler und den beiden Kölner U19-Torhütern, die hochmotiviert und anschaulich an den Übungen teilgenommen haben.

Bildergalerie Torwart-Workshop



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