Nach seiner Kündigung verklagt Jarstein nun die Hertha

Autor: T. Rübe - 22.09.2022

Direkt vor dem zweiten Spieltag der Bundesliga, ein Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt, gab der Bundesligist bekannt, dass der langjährige Torwart und über einen Großteil dieser Zeit auch Nummer 1 im Verein, Rune Jarstein suspendiert worden sei. Direkt nach dieser Meldung betonte aber Sport-Chef Fredi Bobic, dass diese Suspendierung nicht temporärer, sondern dauerhafter Natur sei und dass schnellstmöglich eine endgültige Lösung angestrebt sei. Nach wenige Tagen schob Bobic konkret nach: „Wir haben jetzt ein bisschen Ruhe einkehren lassen, wir unterhalten uns wie vernünftige Menschen und wollen versuchen, dass es am Ende sauber auseinander geht." Die Kündigung war damit bereits beschlossene Sache.

Diesem Sachverhalt vorausgegangen war eine Auseinandersetzung im Training zwischen Jarstein und Herthas Torwarttrainer Andreas Menger. Der 37-jährige Norweger soll sich mehr als vehement über die Ausführung des Trainings sowie auch über die Trainingsinhalte beschwert haben. Auch bei einer anschließenden angestrebten Aussprache zwischen Keeper und Trainer soll dieser Disput nicht ausgeräumt worden sein. Wie die Bild berichtete, gab es Beschimpfungen seitens Jarsteins.

Eine Kurzschlusshandlung des Norwegers soll es aber laut der Sportbild nicht gewesen sein. Viel mehr war es das Finale eines Prozesses, der vor über einem Jahr mit der Covid-Erkrankung des Torhüters begann. Der bis dahin als Nummer 1 aufspielende Torhüter wurde über Wochen zurückgeworfen. In dieser Zeit zog der vor der Saison als neue Nummer 1 dazugeholte Alexander Schwolow wieder am Routinier vorbei. Schwerwiegender als die Ernennung Schwolows als erneut dauerhafte Nummer 1 war aber nur ein Aspekt in einer regelrechten Frust-Spirale. Zeitgleich musste Jarsteins Vertrauter, der bisherige Torwarttrainer, Zsolt Petry aufgrund eines umstrittenen Interviews in dessen Heimat Ungarn gehen. Dieser klagte gegen seinen Arbeitgeber. Dieser Gerichtsstreit wurde nun überraschend außergerichtlich beigelegt. Der Ungar soll eine sechsstellige Entschädigungssumme erhalten, wie die BILD berichtet.

Ein weiterer Punkt, der Jarstein zugesetzt haben soll, war der Umstand, dass aufgrund der Einschulung seiner Tochter die Familie zurück nach Norwegen gezogen ist und der Torhüter daher mehr oder minder auf sich allein gestellt war. So kamen einige Faktoren zusammen, die den Torhüter beeinflusst haben. Im Fanlager mehrten sich zuletzt auch Stimmen, die etwas Verständnis für den gekündigten Torwart andeuteten.

Dieser wiederum wehrt sich jetzt auf juristischer Ebene gegen die ihm gegenüber ausgesprochen Kündigung. Zunächst hatte die Bild über die Kündigung berichtet. Bobic hat dies zwischenzeitlich gegenüber der Zeitung bestätigt: „Wir haben uns arbeitsrechtlich unter Einhaltung einer sozialen Ausfallfrist getrennt. Dagegen wehrt sich Rune Jarstein gerichtlich." Herthas Pressesprecher Klaus Mittelstädt ergänzte: „Ich kann bestätigen, dass es ein Verfahren von Herrn Jarstein gegen die Kündigung seines Arbeitsverhältnisses gibt und am 01.11.2022 um 12:45 Uhr einen Gütetermin vor dem Arbeitstermin Berlin - nach jetzigem Stand - stattfinden wird." Dieser Termin gilt allerdings in erster Linie einer etwaigen außergerichtlichen Einigung bzw. einer Rücknahme der Klage. Ob es daher wirklich zu einer juristischen Auseinandersetzung kommen wird, wird sich nach dem Gütertermin zeigen.