In diese Kerbe schlug nun auch Torwarttrainer, Andreas Menger in einem Interview mit der „BZ“: „Geht es um Jung und Alt oder um schlecht und gut? Da ist mir das Zweite lieber. Klar ist es mutig, aber es ist zukunftsorientiert. Olli ist nach zwei Jahren wieder zur A-Nationalmannschaft eingeladen. Wenn wir es den Besten des Landes in den Jahrgängen nicht zutrauen, wem denn sonst?“ zu den Gründen, warum die Hertha so attraktiv für junge Torleute ist, sagte der Torwarttrainer: Berlin ist eine geile Stadt und Hertha ein geiler Verein. Wir haben eine gute Durchlässigkeit in den Profibereich, dazu die U23. Unsere Akademie ist top, alle wichtigen U-Mannschaften spielen um Meisterschaften mit. In der Branche wollen viel Torhüter nach Berlin, weil sie merken, dass sie hier gefördert werden."
Auf die aktuellen Keeper trifft das im Allgemeinen und nun auf Oliver Christensen im Besonderen zu. Der Torhüter präsentiert sich von Spiel zu Spiel immer ruhiger, abgeklärter und souveräner geworden. Während Christensen bereits im ersten Bundesliga-Spiel, ausgereicht im Stadt-Derby gegen Union Berlin, bereits auf der Linie glänzen konnte, aber noch einige kleine Wackler zeigte und auch beispielsweise gegen die Frankfurter Eintracht hatte der Keeper noch Glück, als ein vermeintliches Foulspiel gegen Borré in den Schlussminuten nicht als Elfmeter-würdig ausgelegt wurde. Doch in den letzten Spielen präsentierte sich Christensen als verlässlicher Torhüter, als ein moderner Torhüter, der auf der Linie auch schwierige Bälle parieren kann, aber auch modern agieren kann.
Dies sieht auch sein direkter Trainer so: „Ich habe ihn in Dänemark beobachtet. Es ist sensationell, wie die Fans Olli unterstützen. Das hilft seiner Entwicklung. Durch die Spiele wird er souveräner und ruhiger. Er ist viel unterwegs, läuft viele Bälle ab und versucht Flanken zu entschärfen. Aber ist auch risikofreudig.“ Sollte seine Entwicklung so weitergehen, wie bisher, hätte sich das Risiko der Hertha durchaus ausgezahlt und der Verein könnte über Jahre hinweg eine neue Nummer 1 stark aufbauen und etablieren, wobei auch immer noch die Entwicklung von Alexander Schwolow abzuwarten ist. Denn dieser hat ebenso immer wieder bewiesen, dass er in der Bundesliga absolut mithalten kann.
Doch könnte die Hertha mit diesem Weg auch ein Paradebeispiel dafür sein, dass die Bundesliga-Vereine auch wieder deutlich mehr auf den eigenen Nachwuchs auf der Torhüter-Position setzen sollten, denn in den letzten Jahren haben die jungen deutschen Torhüter in der Bundesliga kaum mehr ihre Bewährungschancen bekommen. Letztmalig in der Saison 2019/2020 wurde der Weg vom FC Schalke 04 gegangen, wobei weder Alexander Nübel noch Marcus Schubert bei den im Verein herrschenden Unruhen wirklich überzeugen konnten. Derzeitig ist Marvin Schwäbe vom 1. FC Köln die jüngste deutsche Nummer 1 in der ersten Bundesliga- und dieser ist auch bereits 27 Jahre alt. Ein Umdenken wäre aber nunmehr angebracht, denn an Nachwuchs fehlt es immer weiter in Deutschland. Die aktuellen Nationaltorhüter, selbst Oliver Baumann und Bernd Leno sind alle entweder 30 Jahre alt oder auch deutlich älter. Unter diesen Bedingungen wäre es wünschenswert, wenn weitere Bundesliga-Vereine den Weg der Hertha ebenso oder zumindest ähnlich gehen würde.
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