Manuel Neuer: überraschendes Saison-Aus durch Skiunfall

Wenige Tage nach dem vorzeitigen WM- Aus Deutschlands hat nun Manuel Neuer gezwungenermaßen sein persönliches Saison-Ende bekannt geben müssen. Der Nationaltorhüter äußerte sich auf Instagram wie folgt: „Hey Leute, was soll ich sagen, das Jahresende hätte auf jeden Fall besser laufen können… Während ich meinen Kopf beim Skitourengehen freibekommen wollte, habe ich mir einen Unterschenkelbruch zugezogen. Die gestrige OP ist sehr gut verlaufen. Vielen Dank an das Ärzte-Team! Es schmerzt allerdings zu wissen, dass die aktuelle Saison für mich beendet ist. Passt auf euch auf! Euer Manuel“

Wie die BILD berichtet soll es sich konkret bei Neuers Verletzung um eine Schaftfraktur am rechten Schienbein handeln. Der Bruch soll kein offener Bruch gewesen zu sein. Zwischenzeitlich wurde Neuer bereits in der BG Unfallklinik in Murnau erfolgreich operiert. Beim Skitourengehen handelt es sich wiederum um Bergtouren auf Ski, inklusive der dazugehörigen Abfahrt abseits der Piste. Während in der derzeitigen Verträgen der Profis immer häufiger Klauseln zu finden, die etwaige Wintersport-Aktivitäten einschränken oder verbieten, scheint Neuer einen derartigen Passus in seinem Arbeitspapier nicht zu haben.

Ulreich steht für das CL-Achtelfinale bereit

Dies rächt sich nun für die Bayern im Speziellen. Denn auch in dieser Saison zeigte sich, dass Neuers Vertreter, Sven Ulreich, vor allem in der Spieleröffnung nicht über dieselben Fähigkeiten wie Neuer verfügt und auch die ganze Ausstrahlung ist eine andere. Sollten die Bayern auf der Torwart-Position nicht nachlegen, würde man die Saison mit Ulreich zwischen den Pfosten beenden. Gleichzeitig ist dies aber auch ein gewisses Risiko, denn ab dem Februar beginnt die heiße Phase in der Champions League mit dem Achtelfinale gegen Paris St. Germain und auch in der Bundesliga sind die Bayern bisher bei weitem noch nicht so weit vom Rest entfernt, wie es in den vergangenen Spielzeiten bereits der Fall gewesen ist.

Die Bayern Bosse Kahn und Salihamidžić sprachen dem Torhüter öffentlich die besten Genesungswünsche aus und sicherten ihm gleichzeitig die volle Unterstützung zu. Kahn sagte: „Die Nachricht von Manuels Verletzung hat uns alle schockiert. Wir werden ihm zur Seite stehen und ihn auf seinem Weg zu seinem Comeback begleiten. Er wird auch diese schwere Verletzung meistern und so stark wie zuvor auf den Platz zurückkehren.“

Salihamidzic ergänzte: „Dass Manuel so einen Unfall hatte, ist fürchterlich, und natürlich sind alle unsere Gedanken bei ihm. Ich habe gestern und heute mit ihm gesprochen, die OP verlief bestmöglich. Manuel wird jede Unterstützung erhalten. Er ist eine starke Persönlichkeit und wird zurückkommen. Ich wünsche ihm alles Gute, er kann sich auf den FC Bayern verlassen.“

Auch Bundestrainer Flick, der trotz des schlechten Abschneidens bei der WM weiterhin Bundestrainer bleiben wird, bestürzt über die Verletzung seiner Nummer 1: „Das ist eine ganz bittere Nachricht zum Jahresende. Wir sind froh, dass die Operation gut verlaufen ist und wünschen Manu eine gute und schnelle Genesung. Das ist aktuell das Wichtigste.“

Verletzungsanfälligkeit in den letzten Jahren

Auch wenn der aktuellen Verletzung ein Sturz im Ski-Urlaub zugrunde liegt, ist Manuel Neuer mittlerweile eine gewisse Verletzungsanfälligkeit nicht mehr abzusprechen. In dieser Saison fiel der 36-Jährige in den Wochen vor der Weltmeisterschaft mit einer Schultereckgelenksprellung aus und konnte erst kurz vor Beginn des Turniers wieder zwischen die Pfosten zurückkehren. Im Februar 2022 musste er sich einer Knie-OP unterziehen und fiel 32 Tage aus. Zweimal hatte Neuer eine Corona-Infektion und war damit 21 Tage außer Gefecht. Darüber hinaus fiel Neuer in der Vergangenheit in den Jahren 2017 und 2018 auch schon jeweils monatelang mit zwei Mittelfußbrüchen aus.

Bei den obigen gravierenderen Verletzungen dauerte es bei Neuer jeweils einige Zeit, eher er wieder wirklich wieder in Form war. So verpasste Neuer bereits vor der WM 2018 nahezu die komplette Saison aufgrund eines Mittelfußbruches und spielte anschließend kein gutes Turnier in Russland. Auch die diesjährige Weltmeisterschaft war kein Turnier, was Neuer auf Top-Niveau absolvieren konnte. Bereits im ersten Spiel wollten einige Beobachter immer noch anhaltende Probleme mit der linken Schulter erkennen. Ganz von der Hand zu weisen ist das nicht, wenngleich es auch keine Beweise für die These gab und Neuer dies auch dementierte.

Wie geht es bei Bayern und dem DFB in den kommenden Monat weiter?

Aus der aktuellen Verletzung und dem drohenden Saisonende für Neuer ergibt sich die Fragestellung, wie es bei den Bayern und in der Nationalmannschaft weitergehen könnte oder gar sollte. Im März wird der fünfmalige Welttorhüter bereits 37 Jahre alt. Das Karriereende rückt unweigerlich näher, wenngleich Neuer in den vergangenen Tagen vehement beteuerte, dass er auch weiterhin als Nummer 1 in der Nationalmannschaft zur Verfügung steht und an einen Ausklang seiner Karriere noch nicht denkt.

Neuer ist „menschlich“ geworden und überragt nicht mehr alle anderen Torhüter der Welt

Er wirkt häufiger als früher weniger explosiv in manchen Situationen und auch das Timing stimmt nicht mehr immer zu 100 Prozent. Das bedeutet nicht, dass Neuer nun zwingend seine Laufbahn beenden muss, da er seine Leistung nicht mehr bringen kann. Er ist immer noch auf hohem bis höchstem Niveau unterwegs, aber Neuer ist mittlerweile menschlich geworden, er überragt nicht mehr alle anderen Torhüter der Welt. Selbst in Deutschland gab es in den letzten Monaten immer mehr Stimmen, die Neuer nicht mehr als Nummer 1 in Deutschland sahen. Wahlweise wurden Marc-André Ter Stegen oder Kevin Trapp als stärker verortet. Bei den Bayern genießt Neuer nach wie vor das uneingeschränkte Vertrauen der Bayern-Granden und auch in der Nationalmannschaft heuer in Katar war Neuer für Bundestrainer Flick die klare Nummer und gesetzter Kapitän der deutschen Nationalmannschaft.

Ist Neuer bei der EM 2024 noch die klare Nummer 1?

Der Bundestrainer muss sich vor allem auch aufgrund der neuerlichen Verletzung, die Neuer bei einem optimalen Heilungsverlauf mindestens ein halbes Jahr außer Gefecht setzt, mit der Frage beschäftigen, ob ein Manuel Neuer, der nun mehrere schwerere Verletzungen erleiden musste, im kommenden Sommer im Alter von 38 Jahren noch der legitime Stammtorwart Deutschlands bei der EM im eigenen Land sein kann, oder ob es Zeit wäre für einen anderen Impuls im Tor. Kann Neuer noch einmal das Niveau von 2014 erreichen, was dann bereits 10 Jahre zurückliegen würde. Zwar hatte der Torwart seinen zweiten Frühling gewissermaßen im Jahr 2020 als er mit den Bayern das Triple gewann, doch dauerte diese Form nur wenige Monate an und wäre bei der Europameisterschaft auch schon wieder 4 Jahre her.

Flick könnte nun den offenen Konkurrenzkampf auf der Torwartposition ausrufen

Wenn Manuel Neuer im Vorfeld der Europameisterschaft nicht mehr an seine Top-Leistungen heranknüpfen sollte, würde er sein eigenes Denkmal ein wenig selbst beschädigen, wenn er dann doch noch als Nummer 1 der Nationalmannschaft im Tor stehen möchte und auch sollte. Bisher scheint es so, als würde sich Neuer – aufgrund der in der Vergangenheit erworbenen Verdienste für die deutsche Nationalmannschaft (WM-Gewinn 2014) – gewissermaßen selbst aufstellen. Für Flick wäre es sogar ein Profil-Gewinn, wenn er nunmehr erklären würde, dass er für die EM auch auf der Torwartposition den offenen Konkurrenzkampf ausrufen würde.

Zu begründen wäre dies sogar mit der Verletzung des Keepers. Das Risiko, dass Neuer das notwendige und von ihm erwartete Niveau nicht erreichen könnte nach einer mindestens halbjährigen Zwangspause, ist definitiv real. Gleichzeitig muss Flick und die Nationalmannschaft zwingend die nächsten Länderspiele ohne Neuer bestreiten, da er schlicht nicht zur Verfügung stehen kann und wird.

Andere Nationen haben es sogar bei der WM vorgemacht. So wurde Diogo Costa unmittelbar vor dem Turnier als neue Nummer 1 präsentiert und etabliert, während die langjährige portugiesische Nummer 1, Rui Patricio, den Platz auf der Ersatzbank einnahm. Costa wiederum spielt bis zum Viertelfinale ein gutes Turnier und rechtfertigte die Entscheidung, ihn zum Stammtorhüter zu berufen.

Neuers WM-Leistung war durchwachsen und unglücklich

Natürlich ist eine neue Ausrichtung immer ein gewisses Risiko, doch auch das Festhalten an einem Torhüter, der häufiger verletzt ist und auch einem natürlichen Alterungsprozess unterliegt, der die Physis eben auch negativ beeinflusst. Aber ebenjene Physis war jahrelang die Basis für den Spielstil des Torwarts. Man darf auch nicht vergessen, dass Manuel Neuer bei allen 5 Gegentoren bei der Weltmeisterschaft nicht glücklich agierte, teilweise sogar Fehler des Torwarts erst zu diesen Treffern führten. Zwar konnte Neuer auch noch starke Paraden zeigen, doch ist sein eigener Anspruch und seine Karriere-Leistung etwas ganz anderes.

Nübel sieht in München aktuell keine Perspektive

Doch noch nicht nur auf der Ebene der Nationalmannschaft stellt sich unweigerlich die Frage nach einer Nachfolge. Neuer hat bei den Bayern noch einen Vertrag bis 2024. Sein designierter Nachfolger, Alexander Nübel hingegen besitzt noch ein gültiges Arbeitspapier beim deutschen Rekordmeister bis 2025. Doch die Verpflichtung Nübel erwies sich bisher für beide Seiten bisher als wenig ertragreich. Nübel erhielt in München zu wenig Spielpraxis, um sich weiterzuentwickeln.

Gleichsam war dies auch für die Bayern nicht wirklich sinnvoll, da man so Nübel als zukünftige Nummer 1 bisher nicht aufbauen konnte. Die Leihe Nübels zu AS Monaco war somit folgerichtig, doch möchte dieser nunmehr gar nicht nach München zurückkehren, sofern Neuer sein Vertrag in München bis 2024 erfüllen möchte.

Könnte Nübel kurzfristig zu den Bayern zurückkehren?

Es ist nicht bekannt, ob man aus Münchner Sicht Nübel nun im Winter ein halbes Jahr vor dem Ende der Leihe in Monaco vorzeitig zurückholen könnte, doch sollten die Verantwortlichen in München langfristig an Nübel als neue Nummer 1 glauben, wäre eine vorzeitige Rückholaktion angebracht. So könnte sich Nübel direkt bei den Bayern beweisen und somit auch zeigen, dass er dem Erbe gewachsen ist.

Bayern müssten mittel- und langfristige Zukunft mit Neuer besprechen

Es wäre aufgrund der neuen Situation und der langfristigen Verletzung Neuers notwendig, wenn sich die Verantwortlichen im Verein und in der Nationalmannschaft mit dem Torwart zusammensetzen und die mittel- und langfristige Zukunft Neuers erörtern. Es ergeben sich leider immer mehr Fragezeichen im Hinblick auf Neuers derzeitiges Leistungsniveau und die Aussicht, inwieweit er seine Top-Form dann im Alter von 37 bzw. 38 Jahren und mit der Verletzungshistorie noch über einen längeren Zeitraum erreichen kann.

Neuers außergewöhnliche Karriere und Verdienste sind unbestritten. Er führte das Torwartspiel auf ein neues Level

Zweifelsohne hatte Manuel Neuer eine außergewöhnliche Karriere, gewann zahlreiche nationale Titel, zweimal die Champions League und wurde Weltmeister. Darüber hinaus wurde er fünfmal zum Welttorhüter gekürt. Er hat mit seiner Spielweise regelrecht Generationen von Torhütern geprägt, die alle so sein wollen wie er. Nach der WM 2014 wurde seine Spielweise vor allem in Deutschland als neuer Standard ausgerufen. Das wird ihm niemand mehr nehmen können. Dennoch stellt sich die Frage, ob die Erinnerungen an all diese Momente und Leistungen weiterhin so präsent bleiben würden, wenn Neuer noch weiter spielen würde, aber sein Top-Niveau eben nicht mehr erreichen könnte.

Neuers Herausforderung ist den richtigen Zeitpunkt für das Karriereende zu erwischen

Oder würde dann viel mehr die Gefahr bestehen, dass Neuer den richtigen Zeitpunkt verpasst, um den jeweils nötigen Schritt zurückzugehen, um nicht als jemand zu gelten, der den Absprung verpasst hat. Es bleiben daher in diesem Szenarien. Entweder Neuer kündigt zu gegebener Zeit seinen Abschied aus der Nationalmannschaft an und macht auch im Verein dann allmählich Platz für seinen Nachfolger, oder er erreicht noch einmal sein absolutes Top- Niveau und zeigt allen seinen Kritikern, dass sie vorschnell geurteilt haben.

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