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Alexander Nübel: Befindet sich der FC Bayern München in einer Sackgasse?

Macht die Rückholung von Alexander Nübel der richtige Schritt der Bayern?

Autor: T. Rübe - 21.12.2022

Bis zur WM herrschte bei den Münchner Bayern eigentlich eine gute Stimmung. Nach einer Schwächephase im ersten Saisondrittel war der deutsche Rekordmeister wieder in der Liga in der Spur und hat bereits 4 Punkte Vorsprung auf den Tabellenzweiter. Die Gruppenphase der Champions League wurde mit einer makellosen Bilanz von 6 Siegen unter anderem gegen den FC Barcelona und Inter Mailand äußerst erfolgreich gestaltet. Zwar wartet im Achtelfinale der Königsklasse PSG, doch nach der Vorrunde sah man bestens gerüstet. Der Ausfall von Manuel Neuer, für den mindestens die restliche Saison gelaufen ist, ändert jedoch vieles. Auch die bisherigen Bekundungen, man habe volles Vertrauen in Sven Ulreich wurden bereits aufgeweicht und man schaut sich offenkundig nach einem weiteren Torhüter um.

Der erste Name, der natürlich auftaucht, ist Alexander Nübel. Der 26-Jährige ist zwar bis zum Sommer 2023 noch an die AS Monaco ausgeliehen, besitzt aber bis 2025 einen gültigen Vertrag bei den Bayern. Daher ist es naheliegend, dass der FC Bayern die Voraussetzungen prüft, unter welchen man den ehemaligen U21-Nationaltorwart vorzeitig zurückholen könnte. Vorstandsboss Oliver Kahn hat dies bereits öffentlich bestätigt und auch das Lager von Nübel selbst in Person von Berater Stephan Backs hat sich bereits dazu geäußert. Doch hat Backs dem Vorstoß des deutschen Rekordmeisters schon eine große Absage erteilt. Wirklich verwunderlich ist das Gebaren des Spielers nicht. Dies liegt vor allem in Nübels Zeit vor seiner Leihe.

Dieser kam 2020 ablösefrei an die Säbener Straße und wurde gegenüber den Medien von den Bayern als legitimer Nachfolger Manuel Neuers präsentiert. Eine entsprechende Vertragsklausel, nach welcher Nübel eine gewisse Anzahl an Einsätzen zugesichert wurde, galt als offenes Geheimnis. Etwaige Dementis erfolgten von den Verantwortlichen der Bayern lediglich halbherzig. Mehr als zwei Pflichtspiele absolvierte Bayerns Nummer 2 aber nicht. Dies lag zum einen am Cheftrainer, Hansi Flick, der als großer Verfechter Neuers angesehen werden muss, vor allem wenn man auch die WM in Katar noch einmal Revue passieren lässt. Zum anderen war aber auch Manuel Neuer nicht bereit, auf Einsätze seinerseits zu verzichten. Die Notwendigkeit, dass der FC Bayern auch auf eine Zeit nach dem fünfmaligen Welttorhüter gerüstet sein muss, scheint für jenen wiederum keine Rolle zu spielen. Aus der Nübel-Ecke gab es daher bereits in der Vergangenheit Andeutungen, dass Neuer ein gewisses Ego besäße. Allerdings wurde dieser Vorwurf nun auch aus Fankreisen gegenüber dem designierten Nachfolger unlängst laut.

Eine konstruktive Zusammenarbeit erscheint derzeit kaum möglich, zumal auch Eiszeit zwischen Nübel und Torwarttrainer Toni Tapalovic herrschen soll. Berater Backs kommentierte diese Situation mit der Bemerkung, dass wischen Tapalovic und Nübel kein Verhältnis bestehe. Die TAZ zitierte den Berater gar mit den Worten: „Solange Tapalovic Torwarttrainer bei den Bayern ist, wird Nübel nicht zum Rekordmeister zurückkehren.“ Dies deutet aber auch auf ein angespanntes Verhältnis zwischen Nübel und Neuer hin. Gleichsam scheint es aber immer unwahrscheinlicher zu werden, dass Nübel tatsächlich in der Rückrunde als Stammtorhüter für seinen Stammverein auflaufen wird.

Ohnehin ist es für den Keeper denkbar, seine Karriere dauerhaft woanders als in München fortzuführen und gar nicht mehr zu seinem Stammverein zurückzukehren. Derweil berichtet nun der Kicker, dass der Verein bisher die Gespräche lediglich mit Nübel geführt hat. Ein weiterer der bereits kursierenden Kandidaten wurde demnach noch gar nicht kontaktiert, was dann wiederum die Frage aufwirft, inwieweit die Torhüter, wie Navas, Bounou oder Livakovic wirklich in den Planungen der Bayern eine Rolle spielen. Zuletzt wurde gar Yann Sommer als Kandidat genannt. Doch wenn man an diese Namen denkt, kommt man auch relativ schnell wieder zum Kernproblem. Jeder Torhüter würde lediglich bis zum Ende der Saison garantierte Einsätze erhalten und würde ohne eine wirkliche Chance zurück auf weitere Einsätze ins zweite Glied rücken. Darüber hinaus würde ein jetziger Transfer, der auch nicht nur bis Sommer Bestand hätte, Sven Ulreich gefährden. Es erscheint fraglich, ob sich dieser dauerhaft mit der Rolle der Nummer 3 begnügen würde, nachdem er jahrelang als etatmäßige Nummer 2 aufgebaut wurde und beispielsweise 2018 mehr als eine Halbserie für Manuel Neuer zwischen den Pfosten gestanden hatte. Damals wurde auf einen zusätzlichen Transfer eines Torwarts verzichtet.

Doch mit einem jetzigen Kauf würden die Bayern mindestens einen unzufriedenen Torwart im Sommer haben. Allerdings haben sie exakt diese Situation in den vergangenen zwei Jahren bereits heraufbeschworen, indem sie nicht wie angekündigt Alexander Nübel im eigenen Verein als legitimen Nachfolger etabliert haben, was sogar öffentlich als Ziel bestimmt wurde. Nun aber soll aber ebenjener als Notnagel herhalten, was dieser hingegen ablehnt. Es wird dabei gar noch ein Riss innerhalb des Teams der Torhüter inklusive Torwarttrainer erkennbar, denn das Nübel-Lager scheint Neuer und die ihm zugewandten Personen als Hinderungsgründe anzusehen, sodass eine Zusammenarbeit, die nicht nur akzeptabel funktioniert, sondern möglichst erfolgreich wäre, regelrecht utopisch erscheint.

Die Bayern sind durch die langfristige Verletzung Neuers in eine schwierige Situation geraten. Die bisherige Nummer 2 wird öffentlich als zu schwach für die eigenen Ansprüche dargestellt und ein eigentlicher Nachfolger sieht seine Zukunft kaum mehr im Verein. So muss eine externe Lösung gefunden werden, die aber entweder nur bis Sommer spielt und dann wieder den Verein verlässt, was eine Leihe bedeuten würde. Im Winter bei hochklassigen Torhütern aber ein sehr schwieriges Unterfangen, oder aber man traut Neuer vielleicht doch nicht mehr vollends zu, nach seiner Verletzung auf sein absolutes Top-Niveau zu kommen. Schon vor seiner Schulterverletzung war Neuer von seiner Form aus dem Jahr 2020 ein bedeutendes Stück entfernt. Doch exakt diese Form wurde sowohl von den Bayern-Verantwortlichen als auch von Bundestrainer Flick, dem Weltmeister von 2014 attestiert. Der objektive Beweis fehlte aber und das Risiko ist durchaus real, dass ein 37-Jähriger nach einer schwierigen und langwierigen Verletzung nicht mehr zu alter Stärke zurückfinden kann.

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