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Noah Atubolu und die Herausforderung erste Bundesliga

Der U21-Nationaltorwart hatte einen etwas unglücklichen Saisonstart

Autor: T. Rübe - 21.10.2023

Das Erstaunen war groß, als der SC Freiburg im Zuge des sich anbahnenden Wechsels von der bisherigen Nummer 1 Mark Flekken nach England zum FC Brentford verkündet wurde, dass Noah Atubolu den niederländischen Nationaltorhüter beerben wird. Es war zwar der typische Freiburger Weg, einen jungen und talentierten Torhüter aus den eigenen Reihen zu befördern, doch gleichsam war es auch eine sehr mutige Entscheidung, denn bis auf 2 Einsätze im DFB Pokal absolvierte der 21-Jährige bis zum Sommer kein Pflichtspiel bei der ersten Mannschaft und kam darüber hinaus in der zweiten Mannschaft des Sportklubs in der dritten Liga zum Einsatz. Gleichsam gehörte Atubolu in der vergangenen Saison in einer starken Freiburger Mannschaft zu den Leistungsträgern und präsentierte sich im Allgemeinen als einer der stärksten Torhüter der Dritten Liga.

Von daher war der Schritt den deutschen U21-Nationaltorhüter zu befördern durchaus nachvollziehbar. Der Keeper ist auch eine sehr imposante Erscheinung mit einer Größe von 1,90 m und einem Gewicht von 96 kg. So braucht sich das Freiburger Eigengewächs in der Bundeliga gewiss nicht verstecken, denn mit der Status eines MMA-Fighters braucht er sich vor keinem gegnerischen Stürmer verstecken. Gleichsam ist er auch agil und beweglich. Nicht wenige bescheinigten ihm im Sommer eine sehr rosige Zukunft. Gar vom kommenden Nationaltorhüter war die Rede. Doch schon bei der Endrunde der U21-EM agierte Atubolu bisweilen unglücklich, wenngleich es bei weitem andere Faktoren gab, die zum Aus in der Gruppenphase sorgten.

Auch in der Bundeliga bezahlte der Keeper zu Beginn Lehrgeld. So leistete sich Atubolu am ersten Spieltag im Auswärtsspiel gegen die TSG 1899 Hoffenheim bereits in den Anfangsminuten einen Fauxpas, als er einen eher harmlosen zentralen Schuss nach vorn prallen ließ. Der Abstauber landete im Tor, doch lag dem eine Abseitsposition zugrunde, sodass der Treffer nicht zählte. Damit blieb der Fehler folgenlos und der SC Freiburg konnte sich letzten Endes mit 1:2 durchsetzen. Doch so wechselhaft das Spiel war, so wechselhaft sind auch die gesamten Auftritte der Breisgauer. So wurde das Heimspiel gegen den BVB trotz einer zwischenzeitlichen 2.1 Führung mit 2:4 verloren und in Stuttgart gab es die höchste Saisonniederlage mit einem 0:5. Dass man in München mit 0:3 verlor war dagegen schon regelreicht ein kleineres Übel. Atubolu vermochte es dabei in der Bundesliga bisher zu selten, seiner Mannschaft, die noch nicht richtig ins Rollen kommt, die notwendige Sicherheit zu verleihen. Seine bisher beste Saisonleistung zeigte er beim : gegen Eintracht Frankfurt.

Bisweilen wirkt der Torhüter mit kamerunischen Wurzeln noch mit sich selbst beschäftigt. Es ist ihm anzusehen, dass der Schritt von der dritten Liga hin zur Nummer 1 eines Europapokal-Teilnehmers ein sehr großer ist. Gleichsam konnte er sich bei seiner Mannschaft noch nicht immer das Gehör verschaffen, was notwendig wäre, damit er sich selbst weiter stabilisieren könnte. Hierbei sind aber in erster Linie Führungsspieler und Trainer gefordert, die der jungen und neuen Nummer 1 nicht nur öffentlich sondern auch intern den Rücken stärken. Vor der Presse machte es der Trainer nach der bitteren Heimniederlage gegen Westham United, als er bei einem Eckball unter dem Ball hindurch sprang und dadurch der Treffer zum 1:2 Endstand fiel. So beurteile der Cheftrainer die bisherigen Leistungen Atubolus als solide und hätte seine Sache bisher gut gemacht. Final forderte er noch: „Lasst mir den Jungen in Ruhe.“

Christian Streich hat auch mit seiner Forderung Recht, denn man muss einem jungen Torhüter eine Eingewöhnungszeit zugestehen. In der letzten Saison versuchte die Hertha mit Oliver Christen ein ähnliches Projekt, wenngleich der Däne bereits 2 Jahre älter war. Auch Christensen konnte sich erst in der Rückrunde wirklich stabilisieren und war zum Schluss mehrfach der beste Herthaner, wenngleich er den Abstieg des Klubs nicht verhindern konnte. Nun ist der SC Freiburg gewiss alles andere als ein Abstiegskandidat, sodass dieser Druck schon einmal nicht auf Atubolus Schultern lasten wird. Ohnehin ist Freiburg dafür bekannt, immer wieder sehr viel Geduld mit seinen Talenten zu haben.

Für den Torhüter ist dies auch in Anbetracht seiner Historie der richtige Umgang, denn im Interview mit dem Kicker im Mai machte der Keeper öffentlich, dass er zeitweise unter Panikattacken litt und deswegen auch mittlerweile mit einem Sportpsychologen zusammen arbeitet. Es war ein mutiger Schritt des Torwarts, derart die Flucht nach vorn anzutreten, denn mentale Themen sind im Fußball weiterhin trotz aller Bekundungen der Änderung ein großes Tabu-Thema. Ohnehin wirkt der Torwart nicht wirklich ängstlich, doch sucht er noch seinen Platz in der Bundesliga. Für Streich ist dies indes kein Problem, denn nach seiner Einschätzung wird er sich weiterentwickeln und sich stabilisieren können. Das perfekte Umfeld dafür hat er. Nun muss Atubolu dennoch auf dem Platz den nächsten Schritt gehen, um sich dann auch sukzessive in der Bundesliga etablieren zu können.


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