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Mary Earps: Wie ein Phönix aus der Asche

Die englische Torhüterin konnte den "Golden Glove" gewinnen

Autor: T. Rübe - 23.08.2023

Mit dem Weltmeistertitel hat es für die Engländerinnen am Ende knapp nicht gereicht. So mussten sich die Lionesses im Finale in Brisbane gegen Spanien mit 0:1 geschlagen geben, es war ein spektakuläres und sehr spannendes Finale. Dabei hätte La Roja deutlich höher gewinnen können, doch immer wieder stand ihnen Mary Earps im Weg. Schon auf dem Weg ins Finale war Mary Earps immer wieder für die englischen Frauen eine Art Lebensversicherung, wenngleich sie immer ein wenig im Schatten der Stanways und Hemps im Team stand. Doch ohne die 1,73 m große Torhüterin hätte es für den amtierenden Europameister wohl nur schwerlich ins Finale gereicht.

Das Finale war für Earps bei diesem Turnier lediglich das Meisterstück. Dass sie dann gegen Spanien noch einmal über sich hinauswächst, unter anderem einen Strafstoß von Jennifer Hermoso festhielt, war lediglich die Bestätigung der vorangegangenen Leistungen. Diesbezüglich war es nur die logische Konsequenz, dass Earps zur besten Torhüterin der Weltmeisterschaft gekürt. Auch bei der Europameisterschaft vor einem Jahr wurde sie zur besten Keeperin gewählt- damals reichte es zum Titel. In diesem Jahr nicht. Während man im letzten Jahr noch sagen konnte, dass Earps bei der Wahl auch der Europameistertitel geholfen hatte, war dies nicht so. Darüber hinaus zeigten auch andere Torhüterinnen wie Catalina Coll, Mackenzie Arnold oder auch Zecira Musovic immer wieder Top-Leistungen. Dennoch war Earps noch einmal eine Stufe darüber anzusiedeln.

Dass die mittlerweile aber auch schon 30-Jährige mal derart erfolgreich sein würde, war lange Zeit nicht abzusehen. Eher das Gegenteil war der Fall. Ihre Karriere hat erst in den letzten 4 Jahren wirklich noch einmal an Fahrt aufgenommen. Zuvor war die in Nottingham geboren Keeperin eher als veranlagte Torhüterin bekannt, die dennoch immer etwas im Schatten stand und zumeist auf der großen Bühne die Rolle der Herausforderin annehmen und ausfüllen musste, oder aber in Teams als Nummer 1 spielte, die immer um den Klassenerhalt in der ersten englischen Liga kämpften. So stieg sie als Tabellenletzter mit Bristol City WFC 2015 ab. Zwar absolvierte sie dabei 27 Partien, blieb aber lediglich 3-mal ohne Gegentor. Bis dahin hatte sie bei ihren Stationen bei den Doncaster Bellas und dem Birmingham City LFC insgesamt 25 Partien absolviert.

Anschließend wechselte Earps, zum Aufsteiger FC Reading, doch auch dort war es für die Mannschaft zunächst wenig erfolgreich, als man auf dem vorletzten Tabellenplatz gerade so die Klasse halten konnte. Die Saison 2017/2018 war die bis dahin erfolgsreichte Saison für die mittlerweile 25-Jährige. Mit Reading erreichte sie Platz 4. In 8 von 15 Partien blieb sie dabei ohne Gegentor. Anschließend wagte Earps nach Deutschland zum VfL Wolfsburg. Die Wölfinnen waren damals wie heute Dauergast in der Champions League und in Deutschland der größte Klub im Frauenfußball. In Wolfsburg wiederum lief es für Earps alles andere als rund. Während sie mit den Wölfinnen zwar das Double aus deutscher Meisterschaft und Pokalsieg erringen, doch hatte sie an beiden Erfolgen eher geringen Anteil. In Wolfsburg kam sie an Almuth Schult nicht vorbei. Schult war zu diesem Zeitpunkt nicht die deutsche Nummer 1, sondern galt als eine der besten Torhüterinnen der Welt. So kam Earps in Wolfsburg auf lediglich insgesamt 6 Einsätze, wobei sie 21 Spiele davon für die zweite Mannschaft absolvierte.

Nach dieser Saison wechselte zurück nach England zu Manchester United, dem damaligen englischen Meister. Dort aber begann dann ein Weg, dem man Earps wohl so nicht mehr zugetraut hätte. Mit 26-Jahren wurde sie dort Stammtorhüterin und machte vor allem in den Spielzeiten nach der Pandemie jeweils alle 22 Saisonspiele und blieb dabei jeweils 10-mal ohne Gegentor. Dies brachte ihr dann auch bei den Lionesses den Status der Nummer 1 ein, nachdem sie im Jahr 2019 gegen Kasachstan erst ihr zweites A-Länderspiel absolviert hatte. Zwar durfte sie 2 Jahre zuvor am 10.06.2017 gegen die Schweiz auflaufen, doch kam sie damals erst zur 75. Minute für die eigentliche Stammtorhüterin Karen Bardsley aufs Feld.

Die erfolgreichsten Jahre ihre Karriere erlebt Earps tatsächlich derzeit. So wurde sie im vergangenen Jahr Europameisterin und nunmehr auch Vize-Weltmeisterin, war jeweils die beste Torhüterin und gewann darüber hinaus im letzten Jahr den Titel der Welttorhüterin des Jahres, während sie kurz zuvor eben noch nicht auf diesem Niveau angesiedelt war. An der Weltspitze hat sich etabliert und das in beeindruckender Manier. Kaum eine andere Torhüterin hat eine derartige Ausstrahlung, was sie auch mit ihren tollen Reflexen unterstreicht, die sie auch im 1 gegen 1 nur schwer bezwingbar machen. Sie ist ein absoluter Fixpunkt ihrer Mannschaft. Vor 4 Jahren sah das wohl kaum jemand in der Torhüterin, die mit 1,73 m Körpergröße eher klein gewachsen ist. Zum Vergleich: andere Torhüterinnen mit Rang und Namen sind gern einmal deutlich größer. So sind Sandra Panoz, Ann-Kathrin Berger und auch ebenjene Almuth Schult 1,80 große und überragen Earps damit noch einmal recht deutlich. Auf dem Thron aber sitzt derzeit zumindest unter den Torhüterinnen definitiv Mary Earps- zu Recht. Gleichsam scheint es noch nicht überall wirklich angekommen zu sein.

So weigert sich der Ausrüster der englischen Nationalmannschaft das Trikot mit Mary Earps zu verkaufen, da sie nach Ansicht des Ausrüsters nicht genug Zugkraft für die Trikotverkäufe besitzen würde. Vielleicht sollte diese Ansicht nach den jüngsten Ereignissen doch noch einmal überdacht werdend.

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