Die Fans von Eintracht Frankfurt können sicher mehrere Vereinsikonen im Tot ihrer geliebten Eintracht aufzählen. Jüngere Fans werden vor allem zunächst Kevin Trapp und vielleicht auch Oka Nikolov nennen. Beinahe jeder Fan wird wohl etwas mit den Namen Egon Loy, dem Torhüter der Meistermannschaft von 1959 kennen- Uli Stein ist qua seiner Persönlichkeit ebenso ein Begriff, vielleicht auch Jürgen Pahl durch ein kurioses Eigentor, aber auch seiner Leistungen. Gleichzeitig war ebenjener Pahl einer der ersten großen DDR-Flüchtlinge bei den Hessen.
Und dann gibt es noch einen Torhüter, der bisweilen schon eher unter seinem Beinamen bekannt war, als mit seinem bürgerlichen Namen. Die Rede ist von Dr. Peter Klunter, vielen bekannt als fliegender Zahnarzt. Nicht nur in der Eintracht-Familie hat Dr. Peter Klunter eine etwas exponierte Stellung, denn der Torhüter war alles andere als ein gewöhnlicher Fußballer, als ein gewöhnlicher Torhüter. Dieser außergewöhnliche Fußballer ist nun im Alter von 82 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit verstorben und hinterlässt ein große Lücke, wenngleich er immer ein wenig im Schatten der großen Ikonen wie Bernd Hölzenbein oder Jürgen Grabowski stand. Mit beiden Weltmeistern stand er auf dem Platz und bildete mitten der 70er die Achse einer Frankfurter Mannschaft, die eine größten Epochen der Frankfurter Historie prägte.
Geboren wurde Peter Kunter in Berlin, wuchs aber in Wetzlar auf und spielte dort bei Eintracht Wetzlar, einem Klub aus der hessischen Amateurliga. Dort agierte er vor allem zunächst noch als Mittelstürmer. Aufgrund seiner exzellenten Ballbehandlung riet ihm Weltmeistertrainer Helmut Schön, doch weiterhin als Stürmer zu spielen, doch Kunter hatte andere Pläne und wechselte irgendwann dauerhaft unter die Latte. Seine fußballerischen Fähigkeiten halfen dem mit 1,75 m eher kleinem Torhüter, dass er einen eigenen Stil an den Tag legen konnte- das zu einer Zeit, als viele Torhüter mehr oder minder im Vergleich zum heutigen Fußball eher rudimentäre fußballerische Fähigkeiten aufwiesen. Auch dadurch wurde er Amateurnationaltorhüter und spielte auch für die Juniorenauswahl des DFB.
Fakten zu Dr. Peter Kunter:
- Voller Name: Dr. Peter Kunter
- Geboren am 28.4.1941 in Berlin
- Größe 176 cm
- Kunter spielte 234 Bundesliga-Partien
- In 61 Bundesliga-Spielen blieb er ohne Gegentor
- Vereine als Spieler: Eintracht Wetzlar, Freiburger FC, Eintracht Frankfurt
Erfolge als Spieler:
- DFB-Pokalsieger 1974 und 1975 (beide mit Frankfurt)
Kunters Studium:
- Ab 1961: Studium in Zahnmedizin, Sportwissenschaft und Germanistik in Freiburg
- im Dezember 1969 nach einem schweren Verkehrunfall promovierte er zum Doktor der Zahnmedizin
Im Sommer 1965 kam Peter Klunter vom damaligen Zweitligisten, dem Freiburger FC an den Main und musste sich dort zunächst mit Egon Loy auseinandersetzen. Dieser Egon Loy war Stammtorhüter der Meistermannschaft von 1959 und stand auch im legendären Finale des Pokals der Landesmeister ein Jahr später in Glasgow auf dem Rasen. Einen größeren Frankfurter Torhüter hatte es bis dahin nicht gegeben. Doch Loy konnte Kunter, der bereits zu seiner Zeit in Freiburg ein Studium der Germanistik und der Sportwissenschaft begonnen hatte, bereits im ersten Jahr verdrängen und absolvierte 25 Partien. Im Sommer kam Vizeweltmeister Hans Tilkowski zu den Hessen und verdrängte Kunter, auch weil dieser aufgrund eines schweren Verkehrsunfalls mehrere Monate ausfiel. Doch spätestens ab 1969 war Dr. Peter Kunter wiederum im Tor der Eintracht gesetzt. Im Jahr hatte er promoviert und stand daher auch als Dr. Kunter auf dem Feld, so wurde er auch in den Aufstellungen geführt. Nicht nur zu dieser Zeit war es außergewöhnlich, dass Fußballer eine Akademiker-Laufbahn einschlugen und das nicht nur in der Bundesliga.
Den Beinamen des fliegenden Zahnarztes bekam er daher schnell und war damit schon schnell eine Kultfigur. Doch abseits jeglichen Kultes war er ein Torhüter, der viel mitbrachte und vom heutigen Standpunkt her anders war als die Torhüter, die man heute sieht. Dies lag zuvorderst auch an seinem Erscheinungsbild. Mit 1,75 m war er zur damaligen Zeit zwar kein Unikum, doch auch damals gab es schon deutlich größere Keeper wie beispielsweise auch einen gewissen Sepp Maier. Ebenso hatte er eher ungewöhnliche Statur. Er war breit gebaut und verfügte über massige, muskulöse Oberschenkel, die ihm wiederum eine außergewöhnliche Sprungkraft bescherten. Dadurch und durch seine exzellenten Reflexe war er auch der Linie mehr als eine starke Nummer 1. Ob seiner Größe sagte der Torhüter später einmal, dass ihm zur ganz großen Karriere wohl 10 Zentimeter fehlten. Von der Hand zu weisen ist dies trotz aller Spekulation nicht.
Mit der Eintracht hatte Dr. Kunter zweimal den Pokal gewonnen
Seine erfolgreichste Zeit hatte er dann wiederum ab der Saison 1970/1971, als die Eintracht ausgerechnet durch einen 2:0 gegen den Allzeit-Rivalen, den Kickers Offenbach den Klassenerhalt sicherte und vor allem gegen die Kickers schier über sich hinaus wuchs. Es war zudem das vorletzte Saisonspiel. Ein Jahr später gehörte er zum erweiterten Kreis der Nationalmannschaft und stand für die EM 1972 in Belgien als Nummer 3 im Aufgebot, verfolgte das Turnier allerdings von zu Hause aus und stand auf Abruf bereit. „Der Doc“ wie er von Mannschaftskameraden genannt wurde, absolvierte nie ein A-Länderspiel, was er auch seiner eher geringen Größe zuschrieb.
Zwei Titel gab es für Dr. Kunter. So gehörte er 1974 der Mannschaft an, die den DFB Pokal gewann. Ein Jahr später erfolgte die Titelverteidigung. Zeitgleich spielte neben Dr. Peter Kunter zu dieser Zeit schon Günter Wienhold. Als dieser sich eine schwere Verletzung zuzog stand Dr. Konter auch noch einmal 1976 im Halbfinale des Europapokals gegen Westham United zum Einsatz. Auch wenn das Spiel in London mit 1:3 verloren ging zeigte er im Spätherbst seiner Karriere noch einmal eine formidable Leistung. Nach seiner eigenen Aussage gratulierten ihm sogar Gegenspieler zu so mancher Parade.Damit konnte er auch noch ein wenig das Gerücht relativieren, das besagte, dass er aufgrund seiner Kontaktlinsen bei Flutlicht stark in der Sehkraft beeinträchtigt sei. Dieses Gerücht streute damals Eintracht Präsident Rudi Gramlich, mit dem Dr. Kunter mitunter im Clinch lag, Im Sommer desselben Jahres war dann aber Schluss mit der aktiven Karriere, doch langweilig wurde ihm nicht, denn bereits ab 1971 betrieb der Torhüter eine eigene Zahnarztpraxis und behandelte damals schon einige Teamkollegen. Auch später gehörte ein mancher Eintrachtler noch zu seinen Patienten. Fortan zählte das schwarze Dress, welches er zumeist trug nicht mehr zu seiner Arbeitsbegleitung.
Vielmehr aber trug der dann schon ehemalige Torhüter von 1977 bis 1979 für die Eintracht Anzug, als er als Vizepräsident fungierte. Von 2001 bis 2005 war er noch einmal Mitglied des Verwaltungsrates von Eintracht Frankfurt und erlebte dabei die wohl schwierigste Phase des Klubs, als mehrfach der Lizenzentzug drohte und die Hessen zu dieser Zeit eine Fahrstuhlmannschaft waren. Bis zum Mai 2023 war Dr. Peter Kunter der Eintracht Torhüter mit den meisten Bundeliga-Spielen. 234 Partien waren es für ihn in der deutschen Eliteklasse- erst Kevin Trapp löste den fliegenden Zahnarzt ab. Dieser Rekord ist zwar nun verblichen. Die Erinnerung der Eintracht an einer außergewöhnlichen Torwart indes wird bestehen bleiben.
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