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Lukas Hradecky und Marvin Schwäbe die effizientesten Torhüter

Die zwei effizientesten Torhüter kassierten über 7 Tore weniger als erwartet

Autor: T. Rübe - 27.12.2023

Die Hinrunde der Fußballbundesliga ist vorbei, die ersten 16 Spieltage sind abgeschlossen, bis auf das Heimspiel der Bayern gegen Union Berlin. Der 17. Spieltag wird wiederum die Bundesliga nach der Winterpause eröffnen. Dadurch wird es Zeit schon einmal ein Zwischenfazit zu ziehen. Natürlich gab es bereits die ersten Überraschungen. Während Union Berlin eine erste Saisonhälfte zum Vergessen erlebt, erlebt der VfB Stuttgart die erfolgreichste Saison seit der Meisterschaftssaison 2006/2007. Auch Bayer 04 Leverkusen steuert bisher auf eine sehr erfolgreiche Spielzeit zu. Selbst der Gewinn der Meisterschaft ist im Bereich des Möglichen. 

Die Werkself ist bisher in den europäischen Topligen der einzige Klub, der wettbewerbsübergreifend ungeschlagen ist. Es gibt mehrere Gründe für den Höhenflug für den Klub unter dem Bayer-Kreuz. Zum einen hat es Cheftrainer Xabi Alonso geschafft, eine in der letzten Hinrunde schwächelnde Mannschaft mit einer neuen Spielphilosophie und einigen Transfers neue Impulse zu geben, während auch selbst wichtige Stammspieler den Verein verließen. Die Mannschaft selbst tritt aber nunmehr deutlich gefestigter und dominanter auf, vereint mittlerweile den Ballbesitz- mit dem Konterfußball und ist dadurch für jede Mannschaft ein harter Gegner und bisher eben auch nicht zu besiegen gewesen. 

Doch auch Lukas Hradecky hat seinen Anteil am aktuellen Erfolg der Werkself. Dabei ist der finnische Nationaltorhüter nicht nur als Mannschaftskapitän gefragt. Hradecky ist zum einen trotz der Verpflichtung von Matej Kovar weiterhin unangefochtene Nummer 1 im Klub und hat in der Bundesliga bisher keine einzige Minute verpasst, während Kovar mittelfristig als neuer Stammtorwart aufgebaut werden soll. Die Klubführung vertraut dem 23-jährigen Tschechen, der vor der Saison für 5 Millionen von Manchester United geholt wurde. Dass Kovar die Zukunft von Bayer darstellt, ist auch dem 11 Jahre älteren Finnen bewusst, der sich sukzessive mehr dem Konkurrenzkampf stellen soll. Das bloße Kapitänsamt bedeutet keinen Freifahrtsschein für Hradecky. Der Torwart hatte dies bereits vor der Saison erfahren und seine Situation angenommen. 

Bisher ist Hradecky aber wohl in der besten Verfassung, seit er bei Bayer ist, vielleicht sogar in seiner gesamten Karriere. Statistisch betrachtet ist Hradecky derzeit einer der besten Torhüter der Bundesliga. 80 Prozent der Torschüsse hat der Finne in der Bundesliga abgewehrt. Einen besseren Wert hat keiner der Vielspieler unter den Keepern ( mindestens 12 absolvierte Partien) in der höchsten deutschen Spielklasse. Darüber hinaus hat er im Rahmen der Datenverfassung bezüglich der Torwart-Effizienz. So zeigte er 49 Saves, während anhand der Qualität der Abschlüsse ein Wert von 41,9 xSaves (expected Saves) zu erwarten gewesen wären. Dies beweist auch, dass der Leverkusener Torhüter tatsächlich sehr wichtig für seine Mannschaft ist und der Erfolg des Teams auch auf die Leistungen des Keepers zurückzuführen sind. mit 12 Gegentoren besitzt die Werkself die beste Defensive der Bundesliga. Ohne einen immer wieder stark parierenden Torwart wäre das in dieser Form nicht möglich gewesen. Gleichsam kommt in der aktuellen Verfassung des Keepers auch die wohl größte Schwäche nicht wirklich zum Tragen. bisweilen besitzt Hradecky eine relativ große Streuung in der Spieleröffnung. Doch fällt dies bisher nicht wirklich ins Gewicht und auch die groben Fehler sind bisher kaum zu registrieren. 

Persönlich noch ein wenig stärker ist in den ersten 16 Partien war Marvin Schwäbe vom Lokalrivalen aus Köln. Statistisch betrachtet weist die Kölner Nummer 1 bisher einen xSaves- Wert von +7,2 auf. So zeigte der 28- Jährige bisher 58 Paraden. Lediglich 50,8 Saves wurden hierbei erwartet. Dennoch konnte Schwäbe wiederum nur leicht überdurchschnittliche 67 Prozent der Torschüsse abwehren. Bislang hat der Effzeh bereits 28 Gegentore kassiert. Damit liegen die Geißböcke zusammen mit den Mainzern auf Platz 9 bei den bisherigen Gegentoren in dieser Saison. Dies allein spricht eher für eine Saison der Domstädter im grauen Mittelfeld der Tabelle, doch die Realität ist eine andere. Mit gerade einmal 10 Punkten sind die Kölner in akuter Abstiegsgefahr und rangieren auf dem 17. Tabellenplatz. Derzeit ist das rettende Ufer 3 Punkte entfernt. Auch wenn es nicht so wirkt, ist Schwäbe regelmäßig einer der besten Kölner gewesen.

Aus der Bundesliga ist Schwäbe nicht mehr wegzudenken. Nachdem er das Kölner Urgestein Timo Horn aus dem Tor der Geißböcke verdrängt hatte, konnte sich der einst bei Eintracht Frankfurt ausgebildete Torhüter vollends in der Bundesliga etablieren. Auch wurde er stellenweise bereits mit der Nationalmannschaft in Verbindung gebracht. Dies ist vielleicht derzeit der letzte Schritt zu weit für den Keeper, der zuvor in Dänemark bei Bröndby IF weiter reifen konnte. 

Noch ist der drohende Abstieg alles andere als besiegelt, noch bleiben 18 Spiele Zeit, um noch einen großen Sprung nach oben in der Tabelle zu machen. Gleichsam wäre das Kapitel Bundesliga bei einem Abstieg der Kölner für den Torwart selbst noch nicht vorbei. Der Effzeh muss auch bei Erhalt der Erstklassigkeit weiter sparen. Bei einem Abstieg könnte Schwäbe zumindest finanziell dem Effzeh noch einmal eine Finanzspritze bescheren, denn sein Marktwert liegt derzeit bei 7 Millionen Euro. 

Neben Schwäbe und Hradecky sind auch Gregor Kobel, Alexander Nübel und Kevin Müller in den Top 5 der effizientesten Torhüter zu finden. Während Kobel und Nübel mit Werten von +6,7 bei Kobel und +4,2 bei Nübel noch durchaus aufgrund der Tabellenkonstellation des BVB und des VfB Stuttgart zu erwarten war, ist es bei Kevin Müller vom 1.FC Heidenheim mit einem Wert von +4,5 eine kleine Überraschung. Gerade der Torhüter beim Aufsteiger brauchte ein paar Spiele,  um wirklich in der Bundesliga anzukommen. Bereits an den ersten beiden Spieltagen leistete er sich Fehler, die auch zu Gegentoren führten. 

Mittlerweile aber steht Heidenheim ziemlich gesichert in der Tabelle, liegt mit 20 Punkten und damit 10 Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz derzeit auf Rang 9. Ein drohender Abstieg sollte bei einer ähnlich verlaufenden Rückrunde, auch im Bezug auf die Leistungen des Torhüters, allerdings kein Thema sein. Der 32-Jährige zeigte bisher 66 Paraden, während lediglich 62 zu erwarten gewesen wären. Gleichsam konnte er direkt 9 von 42 Großchancen gegen sich vereiteln. Insgesamt bekam sogar 98 Schüsse auf das Tor. Nur Marcel Schuhen vom Mitaufsteiger aus Darmstadt sah sich noch mehr Torschüssen ausgesetzt. 

Noch einmal beeindruckender als bei Müller lesen sich die Zahlen bei Kobel. Ohne dessen Zutun würde der BVB schon gar nicht auf den 5. Tabellenplatz stehen, was ohnehin für den eigentlichen Meisterkandidaten eindeutig zu wenig ist. 72 Prozent der Schüsse auf seinen Kasten konnte er abwehren, was in Anbetracht der häufig instabilen und unsortierten Dortmunder Defensive ein mehr als akzeptabler Wert ist. Mit 61 Paraden bei  54,3 erwartbaren Rettungsaktionen ist er nur knapp hinter Schwäbe und Hradecky. Der Schwizer beweist damit weiterhin seine Klasse, sodass es auch im Sommer erneut zu Transfergerüchten rund um die Nummer 2 in der Nati kommen wird, vor allem dann, wenn der BVB weiterhin so drastisch hinter den eigenen Erwartungen zurückbleibt. 

Alles andere als hinter den öffentlich verkündeten Zielen zurück ist der VfB Stuttgart, der nach 16 Spielen sensationell Tabellendritter ist. Gerade einmal 19 Gegentore musste Nübel im Gehäuse der Bad Canstatter hinnehmen. Nur die anderen Vereine aus den Top4, namentlich Leverkusen, die Bayern und Leipzig stellten bisher eine bessere Defensive. Das ist natürlich auch ein Verdients von Nübel, der bisher in sechs Partie ohne Gegentor blieb und bisher mehr  denn 4 Saves über der eigentlichen Statistik zeigte. Lediglich Hradecky blieb in einer weiteren Partie mit weißer Weste, was den derzeitigen Spitzenwert im deutschen Oberhaus darstellt. Ebenso verhält es sich bei der prozentualen Abwehrquote. Mit 72 Prozent der abgewehrte Versuche steht er gemeinsam mit Nübel auf Rang 2 hinter Hradecky. 

Es bahnt sich im Bezug auf die bisherigen Leistungen der Bundesliga-Torhüter, womit nicht nur die 5 oben genannten Schlussmänner gemeint sind, an, eine  spannende und qualitativ hohe Saison zu bleiben. Gleichsam könnten sich im zweiten Saisonabschnitt noch weitere Torleute in den Vordergrund spielen, wie beispielsweise der stärker werdende Noah Atubolu vom SG Freiburg oder auch Kevin Trapp, der sich allerdings im Spiel gegen Bayer 04 Leverkusen einen Schnitzer erlaubte. aber auch Manuel Neuer könnte und müsste sich vielleicht noch steigern. Auf seinem eigentlichen Top-Niveau befindet sich der Keeper der Münchner nach seiner langen Verletzung selbstverständlich noch nicht. 


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