Rost ohne Gegentor – Wiese mit guter Leistung
Die deutsche Medienlandschaft, speziell die, die sich um die Spiele zwischen Werder und dem HSV kümmert, findet momentan Gefallen daran, Tim Wiese – Bremens Torhüter – als „Wiesling“ (11freunde.de) und Hassobjekt für ganz Hamburg darzustellen. Das mag auf der einen Seite stimmen, ist aber auch eigentlich völlig belanglos. Schließlich stehen sich auch den prestigeträchtigen Nordderbys immer jeweils elf Spieler auf dem Platz gegenüber. Wiese scheint die Situation momentan aber sehr gut zu verkraften, nicht nur das: er bietet mit den lauten Pfeifkonzerten im Hintergrund fantastische Leistungen ab. Ganz nach dem Motto eines anderen Sympathieträgers aus den 90er-Jahren – Ulf Kirsten. Der sprach einst weise in die Mikrophone: „Wenn nicht das halbe Stadion ruft ´Kirsten, du Arschloch!´, weiß ich, dass ich schlecht gespielt habe.“
Wiese also scheint sich im Gegenwind aufzuplustern. Gegen den HSV im Uefa-Cup-Hinspiel in Bremen zeigte Wiese erneut, dass er zu den Leistungsträgern der Werderanern gehört. Zunächst parierte er stark gegen Olic (2.) und Guerrero (22.), musste sich dann aber doch noch überwinden lassen. Mit einem Kopfball des kopfballschwächsten Hamburgers auf dem gesamten Feld. Eine weite Flanke von Demel hatte Nationalspieler Trochowski mustergültig mit der Stirn ins lange Eck gelenkt, gegen die Laufrichtung von Wiese. Der staunte noch im Flug ungläubig über den krassen Stellungsfehler seines Mitspielers Clemens Fritz, bei dem nur noch Phantasten glauben, er würde jemals wieder in die DFB-Auswahl zurückkehren. Wiese fehlten wenige Zentimeter zu erfolgreichen Abwehr des Treffers. Wenn es für Wiese ganz gut läuft, dann hält er sogar diesen Ball. Weil es aber mit 0:1 blieb, machen sich Wiese und Kollegen zu Recht Hoffnungen auf einen erneuten Erfolg in Hamburg. Vor gut einer Woche war Wiese im Elfmeterschießen zum großen Helden avanciert. Weil Wiese momentan alles überstrahlt (was auch an seinem mustergültig gebräunten Teint liegen könnte), vergisst man aktuell fast die Leistungen von Frank Rost. Der Hamburger spielte gegen seinen Ex-Verein von der Weser ein sehr starkes Spiel, war mit seinen weiten Abwürfen und Abschlägen sogar an einigen Offensivaktionen der Gäste beteiligt.