Butt machtlos und schwer gezeichnet
Für die Notenfüchse vom Fußball-Magazin „kicker“ muss die historische Pleite vom FC Bayern München beim FC Barcelona ein Freudenfest gewesen sein: sechsmal vergaben die Redakteure die gefürchtete Note „6“, ansonsten wurden die Bayern-Spielern mit ebenso wenig attraktiven Fünfen bedacht. Nur ein Spieler erhielt eine „4“: Torwart Jörg Butt. Der überraschend für Michael Rensing in die Startformation gerückte Torhüter war noch am wenigsten an der Niederlage Schuld. Er hielt, was zu halten war, einmal sogar mit einem fantastischen Reflex gegen einen Distanzschuss von Superstar Lionel Messi (59.). Für „Demütigung und Katastrophe“ (Beckenbauer und Rummenigge) war Butt nicht verantwortlich. „Vielleicht“, so mutmaßte der Premiere-Reporter Kai Dittmann nach dem vierten Treffer der Katalanen, „hat Jürgen Klinsmann Michael Rensing sogar einen Gefallen getan.“ Während Rensing von der Bank seine völlig überforderten Mitspieler bemitleiden musste, hätte sich Jörg Butt sicherlich einen netteren Abend vorstelle können. Zumal es an ein Wunder grenzte, dass er nach dem Spiel noch den Journalisten Rede und Antwort stehen konnte: mit gestrecktem Bein voran war ihm der Franzose Thierry Henry entgegen gerauscht, Butt wurde von Henrys Stollen direkt im Gesicht erwischt, blutete und musste minutenlang behandelt werden. Er hielt durch, sah aber aus, wie nach einer Kneipenschlägerei. Das Bild des geschundenen Bayern-Torhüters, es stand sinnbildlich für die Leistung der Münchener in Barcelona.