Undankbares Spiel für Enke
Es gibt dankbarere Spiele für einen deutschen Nationaltorhüter auf Bewährung, als Partien gegen Liechtenstein. Zwar wird Robert Enke, Hannover 96, auch am Mittwoch gegen Wales im DFB-Tor stehen, so hat es jedenfalls Torwarttrainer Andreas Köpke verlauten lassen, doch hätte sich der ehrgeizige Enke im WM-Qualifikationsspiel gegen den Fußballzwerg Liechtenstein schon ein paar mehr Möglichkeiten gewünscht sein Können einer breiten Öffentlichkeit zu zeigen. Bei seinem Verein aus Niedersachsen bekommt der Torhüter aktuell mehr zu tun, als jeder andere Schlussmann in der Liga. Gegen Liechtenstein musste Enke nicht einmal eingreifen, nicht mal eine Flanke durfte er abfangen. Entsprechend dankbar war er für einige Rückpässe der Kollegen, die offenbar Mitleid mit dem zumeist alleine in der deutschen Hälfte wartenden Enke hatten. Er wird sich geärgert haben, dass er ausgerechnet eine der wenigen Gelegenheiten am Ball nutzte und das Spielgerät über seinen Spann rutschen ließ. Ein paar weite Abwürfe (die alle ihr Ziel fanden), ein paar Querpässe, das wars. Zu mehr war der Gegner nicht in der Lage. Dass Liechtenstein „nur“ mit 0:4 verlor lag aber nicht an Peter Jehle, der etatmäßigen Nummer eins. Eine Verletzung hatte den Schlussmann lange Zeit außer Gefecht gesetzt, die fehlende Spielpraxis war ihm vor allem in Situationen anzumerken, in denen Torhüter mit gutem Timing punkten können. Beim ersten Tor von Ballack bekam er die Hände nicht schnell genug hoch (ihm war allerdings auch die Sicht verdeckt), das 2:0 durch Marcel Jansen hatte er verschuldete – ein Podolski-Schuss war ihm aus den Händen geglitten.
Währenddessen stand zähneknirschend Tim Wiese am Spielfeldrand, der Bremer hatte nach guten Leistungen in der Rückrunde und seinem Debüt gegen England auf einen Einsatz gehofft. Zunächst hat aber scheinbar Robert Enke die besseren Karten. Gegen Wales wird er sicherlich mehr zu tun bekommen, entscheidend ist für viele Experten aber das Rückspiel gegen Russland. Wer gegen den stärksten Qualifikationsgegner der Deutschen im Tor stehen wird, hat sehr gute Chancen, auch 2010 in Südafrika das Tor zu hüten. Die Entscheidung ist aber noch lange nicht gefallen.