Rensing lässt Kritiker verstummen
Fußball ist ein schnelllebiges Geschäft. Das allein ist keine große Neuigkeit. Michael Rensing, Torhüter vom FC Bayern, hat jetzt allerdings endlich einmal die Sonnenseite dieser goldenen Regeln kennen gelernt. Was war der junge Torhüter nicht kritisiert worden in den vergangenen Wochen: er wäre nicht gut genug, um in die Fußstapfen des großen Oliver Kahns zu treten, kein Lautsprecher, den seine eigenen Verteidiger mit deutlichen Rügen auf dem Platz demütigten. Es war Rensings Pech, dass er ausgerechnet in seiner ersten Saison Mitglied im Kader derjenigen Bayern-Mannschaft ist, die den schwächsten Saisonstart seit mehr als 30 Jahren produzierte. Sein viel gerühmtes Talent: es blitzte zu selten auf. Rensing leistete sich Flüchtigkeitsfehler, die einem jungen Reservemann vielleicht noch zustehen, von einem Stammtorhüter beim FC Bayern jedoch nicht erwünscht sind.
Doch mit einem ausgezeichneten Spiel gegen den AC Florenz in der Champions League hat Rensing seine Kritiker zunächst verstummen lassen, schließlich waren es auch die wenigen, dafür aber spektakulären Rettungsaktionen des Müncheners, die den 3:0-Erfolg ermöglichten. 23 Torschüsse der Italiener hatten die Statistiker nach mehr als 90 Minuten gezählt, es waren aber vielleicht nur sechs oder sieben, die das Tor von Rensing auch erreichten. Die meisten Schüsse gingen knapp am Pfosten vorbei oder kitzelten das Aluminium.
Zwei Szenen von Rensing sind in Erinnerung geblieben. Wie er nach 14 Minuten geschickt den Winkel gegen den alleine auf ihn zustürmenden Felipe Melo verkürzte, ruhig und souverän stehen blieb und den Rechtsschuss schließlich mit dem Reflex eines Eishockey-Torhüters neben den Pfosten lenkte. Kurz vor dem Ende, die Partie war eigentlich schon entschieden, machte Rensing erneut alles richtig: Adrian Mutu, der feinmotorische Rumäne, versuchte den Bayern-Keeper zu umdribbeln, doch der warf sich im richtigen Moment auf den Ball, ohne dabei jedoch einen Strafstoß zu produzieren. Eine schwierige Situation, die auch von der Süddeutschen Zeitung entsprechend gewürdigt wurde: „Rensing, Erbe von Bayern-Tarzan Kahn und zuletzt in der Kritik, bestand diese letzte Prüfung. Ein makelloser Kehraus.“ Recht so.