Mondragons falsche Entscheidung

Den richtigen Zeitpunkt zu finden, ist oftmals die entscheidende Leistung eines Fußball-Torhüters. Wann springe ich ab, um die Flanke abzufangen? Wann gehe ich in einer Eins-gegen-Eins-Situation zu Boden? Wann bewege ich mich beim Freistoß oder Elfmeter? Und wann komme ich aus der sicheren Zone Strafraum heraus, um dem anrennenden Stürmer den Ball abzugrätschen? Wobei sich bei der Betrachtung des zweiten Bielefelder Treffers gegen Köln die zusätzlich Frage stellt: Komme ich überhaupt raus? Faryd Mondragon hat am Samstag eine falsche Entscheidung getroffen. Das machen Stürmer, Mittelfeldspieler und Defensivspieler während eines Bundesligaspiels relativ häufig. Meistens jedoch ohne schwerwiegende Folgen. Mondragon hingegen ist Torhüter und damit in der unglücklichen Situation, dass jede falsche Entscheidung entsprechend bestraft wird.

Mondragon war nach 74 Minuten gegen Bielefeld zu weit aus seinem Tor geeilt, ein langer Ball aus der gegnerischen Hälfte hatte ihn offensichtlich dazu veranlasst. Ein Fehler, wie sich Sekunden später herausstellte, schließlich waren zwei FC-Spieler in der Nähe des Angreifers Wichniarek und der noch nicht einmal in Schussposition gelaufen. Mondragon wollte das Foul verhindern und den Ball mit seiner breiten Brust abwehren, aber Wichniarek spitzelte den Ball am Kolumbianer vorbei, schaute kurz hoch und löffelte den Ball über die Kölner Verteidiger hinweg an die Unterlatte. Von dort prallte das Spielgerät an McKennas Bein und ins Tor. Faryd Mondragon schaute anschließend wie ein Häufchen Elend in die Kameras. Er wusste nun, dass seine Entscheidung falsch gewesen war.