Weidenfeller kassierte in 3 Spielen bereits 9 Gegentreffer

„Eine Ecke“, prognostizierte Uwe Seeler einst in seiner ersten Biographie „Alle meine Tore“, „ist wie ein halbes Tor.“ Das sollte er mal den Dortmundern erzählen, die im Spiel gegen die TSG Hoffenheim sieben Ecken zugesprochen bekamen – und nicht eine dieser Standartsituationen zum Torerfolg nutzen konnten. Die Zeiten, seit sich „Uns Uwe“ in die Eckbälle seines Spezis Charly Dörfel warf, sind lange vorbei, das erkennt der Bundesliga-Zuschauer auch an der aktuellen Tabelle: Da steht mit der TSG Hoffenheim eine Mannschaft auf dem zweiten Tabellenplatz, die ihre erste Spielzeit in der höchsten deutschen Spielklasse absolvieren darf. Und noch verwirrender wird es dem Zuschauer, wenn man ihm steckt, dass der Aufsteiger diesen Rang vollkommen verdient besetzt hat. Beim 4:1-Erfolg gegen Dortmund setzten die intelligenten und lernwilligen Gastgeber zum wiederholten Male die tollen Ideen ihres Trainers Ralf Rangnicks in die Praxis um. Inwiefern Torhüter Ramazan Özcan in diesem System der schnellen Offensivfußballs eine Rolle spielt, erkennt man nur in Nuancen. Um das zügige Aufbauspiel seiner technisch äußerst beschlagenen Vorderleute entsprechend zu unterstützen, hat sich der Österreicher eine schnellere Spieleröffnung angeeignet, seine Abwürfe und Abschläge kommen wesentlich genauer und schneller, als beispielsweise noch in der letzten Saison. Öczan ist jung und lernfreudig, das schätzt sein Trainer so an ihm. Der Leidtragende der Hoffenheimer Schule war am Sonntagnachmittag der Dortmunder Torhüter Roman Weidenfeller. So sehr sich der Keeper auch bemühte, seine Vorderleute wach zu brüllen – es half nichts. Bei den vier Gegentoren hatte Weidenfeller kaum eine Chance. Beim zweiten Treffer, einem eleganten Freistosstor des Bosniers Salihovic aus 20 Metern, machte Weidenfeller nicht die beste Figur. Das 1:4 ist der negative Höhepunkt der bisherigen Saison für den BVB-Torsteher, der in drei Spielen bereits neun Gegentreffer kassierte und das Kunststück vollbrachte, sich selbst am Oberschenkel zu verletzen.