Tränenreicher Abschied von Kahn und Hitzfeld
Die sonst so testosterongeschwängerte Fußball-Bundesliga hat in der vergangenen Woche ihr Herz für die große Schnulze offenbart. Der Grund: Oliver Kahn, der deutsche Torhüter des vergangenen Jahrzehnts, hat endgültig seinen Abschied aus der nationalen Eliteklasse gefeiert. Unzählige Interviews hatte Kahn geben müssen bzw. gegeben, er hat schnell noch ein neues Buch veröffentlicht und es in seiner letzten Saison tatsächlich geschafft mit allen Frieden zu schließen, die ihn vor Jahren wohl am liebsten mit einem Fallschirm über der sibirischen Steppe abgeworfen hätten. Relativ unbeachtet geblieben inmitten dieser riesengroßen Ringelpietz-mit-Anfassen-Runde ist allerdings die Tatsache, dass Kahns letzte Profisaison zu einer der persönlich besseren des blonden Schlussmanns zählte. Nicht nur, dass er gegen ganz offensichtlich weichgespülte Berliner (die es damit tatsächlich über die Fairplay-Wertung noch in den Uefa-Cup geschafft haben) den scheinbar ewigen Gegentor-Rekord vom Bremer Oliver Reck (22 Gegentreffer in der Saison 87/88) geknackt hat. Kahn hat in der abgelaufenen Saison noch einmal bewiesen, welche individuelle Klasse er besitzt. In der ersten DFB-Pokal-Runde war es sein „Immer weiter“-Gedankengut, das den FCB schließlich im Elfmeterschießen doch noch vor einer Blamage bewahrte. In der Liga hielt er seine in der Vorsaison so wacklige Defensive entschlossen zusammen und fungierte als fehlerfreier Rückhalt in einer internationalen Ausnahme-Abwehr. Das letzte Gegentor seiner Karriere erzielte am Samstag übrigens der weitestgehend unbekannte Herthaner Domovchivski in der 84. Minute. Der wird sich an diesen Treffer wohl noch als Großvater erinnern.