Lehmann leitet Führung ein
„Lehmann vergisst, dass er Spieler ist und nicht Schiedsrichter“, mahnte vor einer Woche der Bremer Mittefeldmann Diego. Mit einer verbalen Attacke in der Halbzeitpause war der Stuttgarter Torhüter zum wiederholten Male in dieser Saison negativ aufgefallen. Schuhe werfen, Stirnbänder abreißen und Meckern bis zum Morgengrauen: Lehmann, Jahrgang 69, geht schnurstracks auf die 40 zu, viel weiser als in seinen jungen Jahren ist er, so scheint es, noch nicht geworden. Gegen Hertha machte Lehmann erneut auf sich aufmerksam, das allerdings mit einem positiven Ergebnis. Schon nach wenigen Minuten machte der Keeper seinen wesentlich jüngeren Vorderleuten unmissverständlich deutlich: Keine Rückpässe mehr! Stattdessen sollte der VfB schnell nach vorne spielen, Joachim Löw, der im Stadion saß, wird seine helle Freude an der Lehmannsche Taktikvorgabe gehabt haben. Stuttgart biss sich in der Folgezeit in der Berliner Hälfte fest, die Hertha spielte schwach und unaufmerksam, stand bis zur 47. Minute mit den ausgekochten Innenverteidigern Simunic und Friedrich aber kompakt. Wieder brachte sich Lehmann ins Spiel: mit einem weiten Ball vor seinem Strafraum leitete er die Führung durch Cacau ein. Gomez hatte Lehmanns Flanke per Kopf verlängert, der Brasilianer hatte zu viel Platz und schloss mit einem sehenswerten Aufsetzer ab. Drobny im Berliner Tor konnte nicht reagieren. Vier Minuten später war es erneut ein weiter Ball, der zum Tor führte: Hitzlspergers Freistoßflanke wuchtete Khedira per Kopf aus zwölf Metern ins Tor. Jens Lehmann ballte die Fäuste – ohne dabei allerdings jemanden zu verletzen.