Schuhaffäre um Lehmann
Natürlich ist es immer schwierig Spiele zu bewerten, von denen man nur Bruchteile zu sehen bekommt. Aber der Eindruck blieb haften: dreimal versuchten sich die Hoffenheimer aus günstiger Position vor Stuttgarts Torwart Jens Lehmann, dreimal zappelte der Ball im Netz. Die Hoffenheimer? Wohl eher Demba Ba, denn der junge Stürmer schoss alle Tore beim furiosen 3:3 gegen den VfB Stuttgart. Bei allen drei Toren fehlten Lehmann jeweils nur wenige Zentimeter, um dem Ball abzuwehren. Lediglich der erste Treffer des Hoffenheimer Stürmers erschien nicht ganz unhaltbar gewesen zu sein.
Hätte der Jens Lehmann vor fünf Jahren mehr Erfolg gehabt? Darüber zu diskutieren ist müßig. Fakt ist: Hoffenheims Treffer resultierten nicht aus Fehlern des Stuttgarter Keepers.
Auf der Gegenseite stand erneut Daniel Haas zwischen den Pfosten. Er vertrat den erneut verletzten (Oberschenkel-Probleme) Timo Hildebrand. Dass er so häufig im Hoffenheimer Tor stehen würde, hätte sich Haas vor dem Rückrundenstart wohl auch nicht gedacht. Mit der Verpflichtung von Hildebrand war für Haas ein Platz auf der Reservebank reserviert. Haas hat in solchen Spielen die Gelegenheit andere Profi-Klubs auf sich aufmerksam zu machen. Gegen Stuttgart gelang ihm das nicht. Nicht, weil er haltbare Bälle passieren ließ, sondern weil er offenbar nicht in der Lage so genannte „Unhaltbare“ zu entschärfen. Auch deshalb hatte sein Trainer Ralf Rangnick in der Winterpause reagiert und den ehemaligen Nationalkeeper Hildebrand zur TSG transferiert. Hildebrand hat zumindest vor seinem Wechsel zum FC Valencia häufig genug bewiesen, dass er Schlussmann mit außerordentlichem Talent ist. Jetzt fehlte er erneut. Der Hoffenheimer Rückrunden-Plan, er geht noch nicht ganz auf. Demba Bas One-Man-Show bewahrte den Herbstmeister immerhin vor einer Niederlage. Salihovic hatte gar kurz vor dem Ende die Siegchance auf dem Fuß, doch Lehmanns verbale Störfeuer vor dem Schuss schienen Wirkung zu zeigen: Salihovic, sonst ein treffsicherer Schütze, haute den Ball weit über das Tor.
Für weitaus größere Aufregung als die 6 Gegentore sorgte im Nachhinein die Schuh-Affäre Lehmann. Der aufgrund seiner exzellenten Schusstechnik von allen Bundesligatorhütern gefürchtete Salihovic verlor kurz vor Schluss 30 Meter vor dem Tor seinen Schuh. Lehmann rannte gedankenschnell zum verloren gegangenen Schuh und schleuderte den Schuh auf das Tornetz. Dadurch was Salijovic zumindest nicht in der Lage, den anschließenden Eckball auszuführen. Die Hoffenheimer Entrüstung von Seiten des Trainers Rangnick entlud sich nach dem Spiel. Man kann es auch mit einem zwinkernden Auge sehen: Lehmann ist ein taktischer ausgebuffter Spieler – wenngleich er hier die Schwelle zur Unsportlichkeit durchaus überschritten hatte.