Ob sich Sven Ulreich und Markus Miller nach dem Schlusspfiff auch dermaßen über die bengalischen Fackeln und Rauchbomben, die während der Partie aus den Fanblöcken angezündet wurden, aufgeregt haben, ist nicht genau überliefert. Denkbar ist aber eher, dass beide Torhüter, im Vergleich noch wahre Bundesligafrischlinge, Gänsehaut bei der prickelnden Atmosphäre im Stuttgarter Stadion bekommen haben. Für Miller war es das zweite Bundesligaderby zweier Vereine, die in leidenschaftlicher Zweitracht einander abgeneigt sind. Immerhin erlernte Miller in 5 Jahren in den Jugend- und Amateurmannschaften beim VfB Stuttgart das Torwarthandwerk. Für Ulreich war es das erste baden-württembergische Derby. Die Emotionen kochten also hoch bei Fans und Spielern (Franz/Gomez), doch die beiden Torsteher blieben erstaunlich stoisch und ruhig. Dass Ulreich nach Spielende jubeln durfte, lag allerdings nicht an Markus Miller. Der hatte, trotz der drei Gegentore, über 90 Minuten erneut bewiesen, was ihn so stark macht: Eine ausgeprägte Physis verbunden mit geschmeidiger Schnelligkeit. Beim ersten Gegentreffer verlor Miller kurzzeitig die Orientierung, so dass Gomez diese Chance kaltschnäuzig nutzen konnte.
Ulreich hingegen vertrat erneut Raphael Schäfer. Ulreich war beim Gegentreffer zum zwischenzeitlichen 2:1 machtlos. Ansonsten wurde er wenig geprüft, wenngleich jede Aktion des jungen Stuttgarter Eigengewächses frenetisch von den Fans gefeiert wurde. Ulreich scheint mit dem zwangsläufig auf ihm lastenden Druck gut umzugehen: Hält er weiter gut, könnte das seine Chance sein, dauerhaft im Profifußball Fuß zu fassen. Macht er Fehler, werden wieder die Rufe nach Schäfer laut, der in den vergangenen Tagen im Training wiedererstarkt ist. Bislang läuft es gut für den nominellen Reservekeeper Ulreich. Und sein erstes Derby hat Ulreich auch schon gewonnen. Keine schlechte Bilanz nach drei Bundesligapartien.