Rensings stilbildende Torwartleistung am Arno

Florenz, die Stadt am Arno, gilt zu Recht als eine der schönsten Städte des Planeten. Über die Jahrhunderte haben sich in der Toskana die begnadetsten Künstler der Epochen versammelt, haben gemalt, gemeißelt, gebaut und eine Innenstadt der vollkommenden Schönheit und Eleganz geschaffen. Dafür, dass er mit dieser stilbildenden Eleganz nach 90 Minuten ein wenig verglichen wurde, sorgte Michael Rensing, der oft gescholtene Torhüter vom FC Bayern. Wenn nämlich Rensing einen guten Tag erwischt hat, er sein volles Talent auszuschöpfen weiß, dann erweist sich sein Torwartspiel als ausgesprochen ansehnlich und erfolgreich. Rensing ist einer der Schüler der angenehm-nüchternen Torwartschule. Kein fliegender Kraftprotz, wie die Ehrmann-Schützlinge Weidenfeller und Wiese, kein grundsolider, aber durchschnittlich ausgebildeter Torsteher, wie die Kollegen Drobny oder Fernandes. Rensing besitzt die Fähigkeit die wirklich schwierigen Bälle zu parieren und bei den vergleichsweise einfachen Versuchen des Gegners eine sehr stabile Figur abzugeben. Deshalb haben sie ihn auch in den Münchener Kader eingebaut, der ja, wenn es nach den Vereinsverantwortlichen geht, in ein paar Jahren die Champions League gewinnen soll. Allerdings: dafür benötigt Rensing seine absolute Topform und so solide wie ein René Adler ist er noch nicht.

Gegen die Fiorentina hatte der Bayern-Keeper aber einen sehr guten Tag erwischt, auch wenn er bereits nach der ersten Offensivaktion der Gastgeber hinter sich greifen musste: der Rumäne Mutu hatte eine Flanke von Zauri (die Sturmpartner Gilardino noch entscheidend mit Kopf verlängert hatte) volley ins Netz geschmettert. Rensing war völlig schuld- und chancenlos. In der Folge verlor Bayern die Kontrolle über das Spielgeschehen, Rensing musste mehrfach die Schlampereien in der Defensive ausbügeln. Allein Gilardino scheiterte gleich dreimal aus günstiger Position am Gäste-Torwart (20., 27., 50.). Auffällig ist, dass es Rensing scheinbar endlich gelernt hat, sich mit seinen Verteidigern korrekt abzusprechen. Zu Beginn der Saison standen sich der Torhüter und seine Vorderleute noch zu oft im Weg, jetzt ist der junge Deutsche klar dominierend im Strafraum und findet sich im Körper-Dschungel bei Standartsituationen wesentlich besser zurecht.

Auch Sebastian Frey ist ein exzellenter Schlussmann auf internationalem Niveau, im Gegensatz zu Rensing hat er das bereits seit mehr als fünf Jahren bewiesen. Schade nur, dass die Münchener dem Franzosen nicht die Gelegenheit haben, sein Können zu beweisen. Nur Podolski prüfte die Reflexe des blondierten Torhüters mit einem strammen Linksschuss (70.).