Cooles Debüt von Ralph Fährmann bei hitzigem Derby
Vielleicht sollte man den Bericht über dieses unglaubliche Derby am Samstagnachmittag in Dortmund erst mit ein, zwei Tagen Abstand verfassen. So wie torwart.de. Denn erst wenn der Dampf dieser äußerst hitzigen Partie verzogen ist, lässt die Leistung der beiden Torhüter, Roman Weidenfeller und Neuling Ralf Fährmann, genauer beurteilen.
Sechs Tore, zwei Platzverweise und sehr viel Diskussionsstoff: Selten hat dieses ohnehin prestigeträchtige Derby für mehr Unterhaltung gesorgt, als an diesem vierten Spieltag. Und mittendrin: Der freundliche Ralf Fährmann, 19 Jahre jung, in seinem ersten Profispiel. Eine Premiere, die dem schlacksigen Blondschopf gelungen ist, in einer am Ende überkochenden Schalker Defensive (Platzverweise für Pander und Routinier Ernst) war es überraschender Weise der unerfahrene Fährmann, der kühles Blut bewahrte. Sein Auftritt: Sachlich nüchtern, extrem konzentriert und intelligent. An den verrückten drei Gegentreffern anarchisch anstürmenden Dortmunder war Fährmann nicht beteiligt. Der Kopfball von Subotic (67.): perfekt getroffen und gegen die Laufrichting geköpft. Der wunderschöne Linksschuss von Alex Frei (70.): Ein Sahnestück, das kein Torhüter der Welt erahnt und gehalten hätte. Der Handelfmeter von Frei kurz vor dem Ende: Einfach unhaltbar, weil platziert und bretthart geschossen. Fährmann überzeugte hingegen bei hohen Bällen und im Stellungsspiel, die Schalker Torwartausbildung kann sich rühmen nach Manuel Neuer einen zweiten, offensichtlich hochtalentierten Torhüter in kurzer Zeit erfolgreich für den Bundesligaalltag geschliffen zu haben.
Einen extrem merkwürdigen Tag hatte Roman Weidenfeller, der nach überstandener Verletzung das BvB-Tor hütete. Nicht nur, dass Weidenfellers straffe Jogginghose (offenbar auch ein Schutz der frisch vernarbten Fleischwunde am Oberschenkel) etwas kurios wirkte, auch sein Verhalten in eigentlich harmlosen Situation war höchst auffällig. Beim Elfmeter von Farfan (20.) traf Weidenfeller keine Schuld, doch schon beim (sehr platzierten) Schuss von Rafinha (39.) stand der Keeper zwar an der richtigen Stelle (nämlich nah genug am Pfosten um das kurze Eck abzusichern), seine Reaktion bei der versuchten Fußabwehr war indes zumindest diskutabel. Seinen negativen Höhepunkt hatte der unglückliche Torhüter in der 54. Minute, als er einen Luftkampf mit Kuranyi im eigenen Fünf-Meter-Raum (!) verlor und Westermann abstauben konnte. Ob allerdings irgendein Dortmunder nach dem Spiel dem Torhüter diese Fehler vorgeworfen hat, bleibt stark anzuzweifeln. Vermutlich erst, wenn der Dampf verzogen ist.