Drobny als Punktegarant für Hertha
Wenn deutsche Nationalstürmer, beispielsweise ein Lukas Podolski, zu den Länderspielen reisen, spricht die Journaille bald davon, dass sich der im Verein so verausgabende Held im Kreise der freundlichen Auswahlspieler endlich wieder etwas Erholung verschaffen kann, hier tankt er Selbstvertrauen, hier geht es ihm gut. Ein Erfolgsrezept. Wie beim Fall Klose zu sehen, der seinen persönliche Bann mit drei Treffern gegen Finnland unterbrach und anschließend seinem Verein, Bayern München, als frisch sprudelnder Quell der Fußball-Fertigkeiten zur Verfügung stand.
Beim VfL Wolfsburg ist das alles etwas anders. Dort müssen sie im Verein die Aufbauarbeit leisten, wenn ihr Torhüter, Diego Benaglio, von Auswahlspielen mit seinem Land in die Autostadt zurückkehrt. Benaglio hat sich mit fantastischen Leistungen in der vergangenen Rückrunde zum Stammtorhüter seiner Nationalmannschaft gemausert. Benaglio ist Schweizer und diese Schweiz, die sich nach den erfolgsversprechenden Auftritten in den vergangenen Jahren auf dem Weg zu einer neuen europäischen Fußball-Macht wähnte, hat unter der Woche ihr zweites WM-Qualifikationsspiel verloren. Gegen Luxemburg. Ein Zwergenstaat, der lediglich drei Vollzeitprofis im Kader stehen hat und dessen Nationalheld der inzwischen in der zweiten französischen Liga kickende Jeff Strasser ist. 1:2 hat Benaglio unter dem neuen Trainer Ottmar Hitzfeld verloren, und damit die größte Schmach der jüngeren Verbandsgeschichte produziert.
Am Samstag hatte der Ligaalltag den vom ARD-Kommentator boshaft als „Luxemburg-Looser“ betitelten Torhüter wieder. Sein VfL erreichte bei Hertha BSC Berlin ein 2:2-Unentschieden. Oder muss man sagen: Verschuldete ein 2:2-Unentschieden? Vielleicht beides. Wolfsburg führte gegen destruktive Berliner mi 1:0, konnte das später umgekippte Spiel jedoch in der 90. Minute durch Riether ausgleichen, vergab anschließend jedoch die große Möglichkeit auf drei Punkte: Wolfsburgs Costa und Berlins Torhüter Jaroslav Drobny sorgten für eine der spektakulärsten Szenen des vierten Spieltags: Den auf nahezu idealer Flugbahn zirkulierenden Schuss von Costa wehrte Drobny mit einer überragenden Parade ab, dem entsetzten Wolfsburger war danach die blanke Ungläubigkeit ins Gesicht gemeißelt. Eine schönere Bestätigung seiner Arbeit kann ein Torhüter nicht haben.