Blitztor für Werder Bremen
Womöglich hatte Jaroslav Drobny den Anpfiff noch gar nicht mit bekommen, vielleicht hatte der schlacksige Tscheche noch die beeindruckende Atmosphäre bewundert. Es passiert schließlich nicht oft, dass sich knapp 60.000 Zuschauer im riesigen Berliner Olympiastadion einfinden. Clemens Fritz ist deutscher Nationalspieler, er hat eine ähnliche Stimmung also schon mehrfach erlebt. Ihn kümmerten die Szenen auf den Rängen recht wenig, er setzte zu einem seiner Tempovorstöße an, flankte den Ball flach von rechts in die Mitte. Dort wartete Markus Rosenberg und wenn der Schwede eines beherrscht, ist es die schnelle Antizipation einer Situation. Er trat kurz an, hatte den entscheidenden halben Meter Vorsprung vor Gegenspieler Simunic und tippte den Pass von Fritz ins Tor von Drobny. Der wäre allerdings auch auf Ectasy chancenlos gewesen.
Bremens Torwart Tim erlebte nur neun Minuten später ein Déjà-vu. Ein Freistoß von Skacel segelte in seinen Strafraum, die hoch gewachsenen Innenverteidiger Naldo und Mertesacker hatten die Gefahrenzone allerdings schon verlassen und der einsame Lima durfte freistehend an Wiese vorbei ins Tor köpfen. Die Frage blieb auch nach dem Schlusspfiff offen, ob nicht auch Wiese eine minimale Teilschuld an diesem Treffer der Berliner hatte. Es war nicht das erste Tor in dieser Spielzeit, das sich Werder auf genau diese Art einfing. Der Verdacht bleibt, dass Wiese, der als Torhüter bei diesen Szenen für die Zuteilung seiner Abwehrspieler zuständig ist, die Vorderleute im Strafraum falsch dirigiert.
Wiese hielt ansonsten jedoch gut. Einen Abschlag Wieses konnte Lima an der Mittellinie abfangen, nach einem kurzen Dribbling erkannte der pfiffige Brasilianer die Chance und zog aus 25 Metern ab. Wiese flog und durfte so aus einer sicherlich spektakulären Perspektive beobachtet haben, wie Limas Knaller am Lattenkreuz abprallte. Wie schon kurz nach dem Anpfiff verharrten die Hauptstädter anschließend in einer Art Schockstarre. Thorsten Frings spielte einen wunderschönen langen Ball in den Rücken der Berliner Abwehrreihe und der lange Bremer schloss aus zehn Meter souverän ab. Drobny war ohne Abwehrmöglichkeit.