Rost und Benaglio die einzigen Vollblutprofis

Vier Platzverweise in einem Spiel deuten zumeist sicher daraufhin, dass sich die Akteure auf dem Feld ziemlich daneben benommen haben. So war es auch im Nord-Derby zwischen dem VfL Wolfsburg und dem Hamburger SV. Erst verabschiedete sich VfL-Profi Madlung nach einem unnötigen Ringkampf an der Mittellinie mit der zweiten gelben Karte vom Spiel, ihm folgte Vincent Kompany, der das Kunststück fertig gebracht hatte innerhalb von nur fünf Minuten ebenfalls die Ampelkarte von Schiri Kinhöfer zu bekommen. Den krönenden Abschluss leisteten sich Mathijsen und Grafite, die in der 90. Minute aufeinander rumtrampelten und dafür vollkommen verdient vom Platz geworfen wurden. Die einzigen Vollblutprofis, die diesen Titel auch verdienten, waren die Torhüter Frank Rost (HSV) und Diego Benaglio (Wolfsburg), die in 90 Minuten die gesamte Palette ihres Könnens präsentierten. Rost, der sich in den vergangenen Wochen massiv ins Gespräch für eine mögliche Teilnahme an der Europameisterschaft gebracht hatte – und nun von Joachim Löw eine definitive Absage bekam – war wie gewohnt ein lautstarker Organisator seiner Defensive und die personifizierte Abwehrgarantie. Beim Gegentreffer von Ljuboja (52.) hatte Rost dagegen keine Chance, der Schuss wurde abgefälscht und trudelte in die Tormitte, während der HSV-Keeper in die Ecke abgetaucht war.

Benaglio bewies erneut, dass er nicht nur die klassischen Torhüterfähigkeiten besitzt, sondern auch noch ein exzellenter Spieleröffner ist. Seine Abwürfe kommen schnell und präzise, er sieht die Lücken, die bei heranstürmenden Mannschaften eben entstehen und handelt, bevor diese in der Rückwärtsbewegung geschlossen werden. Magath hat den richtigen Mann für seine Spielphilosophie gefunden, das Spiel der „Wölfe“ ist darauf ausgerichtet den herausgerückten Gegner mit überfallartigen Kontern in Unterzahlsituationen auszuspielen. Und Diego Benaglio scheint speziell dafür ausgebildet worden zu sein. Vielleicht ist er auch einfach nur ein großartiger Torhüter.