Michael Rensing hat ja schon oft die Möglichkeit genutzt, sich in einem Pflichtspiel zu beweisen, wenn Leitwolf ausfiel und der junge Nachwuchsmann in das Bayern-Tor durfte. Gegen den FC Aberdeen ist ihm das nicht wirklich gelungen. Zwei Tore musste Rensing gegen die aufgepushten Schotten kassieren, beim zweiten Treffer durch den 18-jährigen Aluko wirkte er desorientiert. Der zwar stramme, aber gut auszurechnende Volleyschuss rauschte an Rensings Füßen vorbei ins Netz.
Auffällig war auch die fehlende Präsenz des Torhüters im engen Stadion in Aberdeen. Natürlich kann Michael Rensing noch nicht die Dominanz eines Oliver Kahn ausstrahlen, dafür fehlt im schlichtweg eine bald 20 Jahre andauernde Karriere auf höchstem Niveau. Doch Rensing muss lauter werden zwischen den Pfosten, seine Vorderleute waren vor allem dann unorganisiert, wenn es auf die taktischen Zurufe vom Tormann ankam: Bei schnellen Kontern und Standartsituationen. Sollte der Kahn-Nachfolger sein Vorbild im Sommer tatsächlich beerben, muss sich der bayrischen Defensivverbund umgewöhnen: Kein aggressiver Schreihals auf der letzten Position, sondern ein jungenhafter Neuling. Das Talent für eine große Karriere hat Rensing aber allemal. Ein Blick in alte Bayern-Fotoalben dürfte ihm Mut machen: Als Kahn 1994 zum FC Bayern kam, sah er aus wie ein schlecht geföhnter Schulchor-Teilnehmer.