torwart.de: Yann Sommer trainiert mit einer Brille. Was hältst du von solchen Maßnahmen/Elementen?
Marth: Nicht nur Yann Sommer. Meines Wissens nach trainieren sehr viele Torwarttrainer in Deutschland mit solchen Methoden. Ich finde solche Hilfsmittel sehr sinnvoll, wenn man sie zielgerichtet einsetzt. Ich selbst arbeite einmal pro Woche im kognitiven Bereich mit meinen Torhütern, da kommt sie meistens zum Einsatz.
torwart.de: Videotechnik wird immer wichtiger. Wie setzt du diese ein und wo sind die Grenzen dieser?
Marth: Wie ich bereits erwähnt habe, lege ich sehr viel Wert auf Analysen. Dies ist ohne Video fast nicht möglich. Ich analysiere jedes Spiel meines Torhüters mit ihm gemeinsam und wir gehen auch gewisse Schwerpunkte vom Training noch einmal durch. Außerdem führe ich mittels Videos meine Selbstkontrolle durch. Manche würden wahrscheinlich sagen ich bin ein "Laptoptrainer", jedoch finde ich gerade diesen Bereich total wichtig und essentiell.
torwart.de: Wie wichtig ist für dich dein UEFA-A-Diplom?
Marth: Für mich spielt Fortbildung eine wichtige Rolle. Jedoch finde ich, dass das Können eines Trainers nicht davon abhängt welche Lizenzen er besitzt, sondern viel mehr wie engagiert man sich neben den verpflichtenden Lizenzen weiterbildet: Sei es mit Hospitationen oder Konferenzen. Ich, für meinen Teil, hab nach dem bestandenen UEFA Torwarttrainer A-Diplom beschlossen, auch die UEFA A Lizenz für Mannschaftstrainer beim ÖFB zu besuchen. Thomas Eidler und sein Team haben für diesen Kurs einige neue Lehrmethoden eingeführt, die sehr spannend sind.
Meiner Meinung nach ist die beste Fortbildung der Austausch mit Kollegen aus unterschiedlichen Klubs. Daher bin ich mit einem engeren Kreis an Torwarttrainern ständig im Austausch und diskutieren dabei verschiedene Übungsformen und Ideen.
Falls sich also wer von den Lesern findet: Ich bin für jeglichen Austausch dankbar!
torwart.de: Nun bist du in Kasachstan gelandet! Wie kam es dazu? Musstest du lange zögern?
Marth: Der Kontakt kam durch den Cheftrainer Alosha Shpilevski und Wolfgang Geiger zustande. Sie kontaktierten mich und fragten, ob ich es mir vorstellen konnte mit ihnen an diesem Projekt zu arbeiten. Ich wollte schon immer einmal etwas machen, dass vielleicht nicht viele machen würden, einfach sozusagen aus der Komfortzone ausbrechen. Jedoch war es eine richtig schwierige Entscheidung Salzburg zu verlassen, zumal mir der Verein richtig ans Herz gewachsen ist und ich sehr viel Vertrauen von den Verantwortlichen gespürt habe. Außerdem waren die Möglichkeiten dort ein Traum. Jedoch spürte ich schon immer den Drang etwas Außergewöhnliches zu machen. Und als das Angebot aus Kasachstan kam, wurde die Abenteuerlust immer mehr geweckt. Die Entscheidung bereitete mir einige schlaflose Nächte, jedoch dachte ich mir dann zum Schluss, wenn nicht mit 26, wann dann?
torwart.de:Was siehst du als größtes Potential in dem Land an für Torhüter?
Marth: Das größte Potenzial sehe ich in der Entwicklung von Trainingsmethoden. Hier wird noch sehr viel gedrillt im Torwarttraining und versucht den Torhütern ideale Bewegungsabläufe einzutrichtern, die sie dann im Spiel nicht abrufen können. Meist wird dies mit sehr harten Konditionseinheiten kombiniert.
torwart.de: Wo siehst du die größten Probleme? Ausstattung? Talente?
Marth: Die Infrastruktur ist bei einigen Vereinen sehr gut und fast schon mit Europa zu vergleichen. Jedoch sind diese Vereine nur die Ausnahme. Auch die Nachwuchsarbeit steckt noch in den Kinderschuhen. In diesem Bereich versuchen die Vereine immer besser zu werden, zumal es ja genug Talente geben würde. Es fehlt ihnen jedoch noch an Ausbildung.
torwart.de: Wie siehst du das Leistungsniveau in der Liga für Torhüter?
Marth: Ich finde die Liga ist ideal für junge Spieler um Erfahrungen auf professionellem Niveau sammeln zu können. Durch die defensive Spielweise der meisten Gegner, müssen die Torhüter eine Vielzahl an Entscheidungen treffen und sind so permanent gefordert.
torwart.de: Was sind deine eigenen, weiteren Ambitionen?
Marth: Aktuell möchte ich meine Arbeit in meinem ersten Jahr als Torwartrainer einer Profimannschaft so gut wie nur möglich abschließen und die Nachwuchsakademie beim Aufbau unterstützen. Mittelfristig möchte ich sehr viel Erfahrung sammeln, mich weiterbilden und meinen Torhütern die perfekten Rahmenbedingungen für ihre Entwicklung bieten. Als langfristiges Ziel möchte ich im englischen Fußball arbeiten.
torwart.de: Danke dir!
Marth: Bitte sehr!
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