Alexander Langer (St. Louis City): „Unser Ziel ist es, einen US-amerikanischen Weltklasse-Torwart zu entwickeln."
von Marcel Schäfer - Oktober 2024
Das torwart.de-Interview mit Alexander Langer, dem Torwarttrainer von St. Louis City SC, bietet spannende Einblicke in seinen Weg von der Regionalliga in Deutschland bis zur Arbeit in der MLS. Nachdem er 2018 ein Athletic Scholarship erhielt, lebt Langer in den USA und ist Teil des Trainerstabs, wo er junge Torhüter sowie den erfahrenen Roman Bürki betreut.
Langer spricht über die Unterschiede in der Torwartausbildung zwischen den USA und Deutschland, betont die athletischen Stärken der US-Torhüter und sieht Potenzial in der technischen Weiterentwicklung. Sein Ziel: einen Weltklasse-Torwart in den USA zu entwickeln. Der Austausch mit anderen Trainern und der Fokus auf Entscheidungsfindung sind ihm dabei besonders wichtig.
torwart.de: Wie kamst du in die USA? Wie kam dein Engagement bei St. Louis Soccer zustande?
Alex Langer: Nachdem ich in Deutschland als aktiver Torhüter bis zur Regionalliga gespielt habe und meine Torwartausbildung im NLZ der Stuttgarter Kickers erhalten hatte, bekam ich 2018 mit 24 Jahren die Möglichkeit, ein Athletic Scholarship zu bekommen und Fußball in den USA zu spielen.
Mit 24 habe ich die Chance mit dem College Soccer ergriffen. Ich war bereits als Kind öfter in den USA, doch hier zu leben ist noch einmal etwas ganz Anderes. Ich bin sehr dankbar für diese Erfahrungen, die ich in den USA machen durfte und dass ich auch immer noch in den USA sein darf. Ich bin sehr glücklich über den bisherigen Werdegang, den ich erleben durfte.
Ich bin besonders Lutz Pfannenstiel, Bernhard Peters und auch Bradley Carnell sehr dankbar, dass ich die Chance bekommen habe, im Trainerteam von St. Louis als junger Torwarttrainer einzusteigen.
Infos zu Alexander Langer
Nationalität: Deutschland
Geburtstag: 17.05.1994 (30)
Geburtsort: Stuttgart, Deutschland
Vereine als Trainer:
UNC Wilmington (Torwartkoordinator NLZ, Torwart-Trainer & Co-Trainer),
St. Louis City SC 2, Seit 01.01.2023 Torwart-Trainer der Profis St. Louis City SC, DFB B-Lizenz
Vereine als Spieler:
St. Kicker U19, VfR Aalen II, FC Schönberg 95, VfB Lübeck, Lenoir-Rhyne
torwart.de: Wie würdest du die Qualität und das Niveau der Torhüter und Torwarttrainer in den USA im Vergleich zu Deutschland bewerten? Gibt es spezifische Unterschiede in der Ausbildung oder Spielweise?
Alex Langer: Die Torwarttrainer sind sowohl in der MLS als auch in Deutschland sehr offen. Der Austausch mit anderen Trainern ist sehr hilfreich. Die USA haben sehr gute Athleten, aber noch keinen Weltklasse-Torwart. Durch den europäischen Einfluss könnten amerikanische Kids zu Top-Torhütern werden. Das Ziel ist, einen US-amerikanischen Weltklasse-Torwart zu entwickeln.
torwart.de: Wer sind deiner Meinung nach die aktuell besten amerikanischen Torhüter und was macht sie besonders?
Alexander Langer: In den USA gibt es sehr gute Torhüter. Djorde Petrovic und Matt Turner haben es von der MLS in die Premier League geschafft. Die Keeper in den USA haben eine sehr gute Dynamik, Effizienz in den Bewegungsabläufen und meist gute Technik. Bisher gibt es aber noch keine kompletten Torhüter. Entweder ist ein Torwart stark in der Torverteidigung, dann fehlt etwas bei der Raumverteidigung und der Spieleröffnung oder anders herum. Wir arbeiten daran, komplette Torhüter zu entwickeln. Im Bereich des Stellungsspiels oder auch im taktischen Verhalten können wir die amerikanischen Torhüter noch intensiver ausbilden. Wir können in der MLS die Entscheidungsfindung trainieren und verbessern. Teilweise agieren die US-amerikanischen Torhüter ein wenig ineffizient, weil sehr dynamisch sind, dadurch aber fast zu viel Bewegung in ihren Aktionen haben. Roman Bürki mit all seiner Erfahrung ist da deutlich besser, er ist deutlich effizienter.
torwart.de: Wie hoch ist der Anteil an einheimischen Stammtorhütern in der MLS und welche Faktoren beeinflussen diesen Anteil?
Alexander Langer: Es ist sehr unterschiedlich. Es gibt nicht die eine Herangehensweise. Aber allmählich erkennt die Liga, dass der Torwart eine Schlüsselposition ist, das hat unsere letzte Saison gezeigt. Unser Torwart Roman Bürki hat das auch gezeigt, als er eine starke Saison gespielt hat und uns mit seiner Spielart, mit seiner Spielweise viele Punkte gerettet hat. Er hat eine der besten Saisons seiner Karriere gespielt, hatte super Statistiken. Er hat statistisch 11,5 Tore mehr verhindert, als es statistisch zu erwarten war.
torwart.de: Wie ist das Verhältnis zwischen internationalen Torhütern und US-amerikanischen Torhütern in der MLS und welche Auswirkungen hat dies auf die Entwicklung einheimischer Talente?
Alexander Langer: Derzeit ist es 50-50 zwischen internationalen und einheimischen Torhütern. Es gibt keinen klaren Trend. Los Angeles FC hat Hugo Lloris verpflichtet, und Zack Steffen kehrte zu Colorado zurück. Die Liga sollte junge Torhüter entwickeln. Cincinnati und Columbus haben mit Patrick Schulte und Roman Celentano gute Beispiele aus dem College Fußball.
torwart.de: Roman Bürki hatte eine herausragende Saison. Wie plant ihr seine Zukunft im Team angesichts seines Alters von 33 Jahren?“
Alexander Langer: Roman hat einen Vertrag bis 2025. Er pflegt seinen Körper sehr gut, trainiert regelmäßig und fokussiert sich auf Regeneration. Er ist ein vorbildhafter Profi. Ich denke, dass er auch mit Ende Dreißig noch Topleistungen bringen wird.
torwart.de: Welche Ziele verfolg Ihr mit den Torhütern in Eurer eigenen Akademie?
Alexander Langer: Natürlich wollen wir langfristig einen Torhüter, den wir in der eigenen Akademie in St.Louis ausgebildet haben, das Potential hat, die Nummer eins in der MLS zu werden. Die MLS-Teams in Cincinnati und Columbus haben es bereits gezeigt, dass man auch Eigengewächse auf der Torwartposition für das Profi-Team ausbilden kann. Das wollen wir auch hier. Das Ziel sollte sein, dass wie einen Torhüter aus der eigenen Akademie als Nummer 1 etablieren können.
torwart.de: Inwiefern unterscheidet sich Eure Akademie von einem deutschen Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) und welche Vorteile bietet sie?“
Alexander Langer: Ich würde sagen, ja. Bernhard Peters und Lutz Pfannenstiel haben mit ihren Erfahrungen eine super Akademie aufgebaut. Wir haben tolle Einrichtungen, bei denen die Jungs sehen können, dass sie bei der richtigen Entwicklung selbst im Stadion spielen können. Wir haben nur für die Akademie zwei Vollzeit-Stellen als Torwarttrainer, noch einen weiteren für die zweite Mannschaft und mich für die erste Mannschaft. Vier Vollzeit-Stellen sind für die USA wirklich sehr gut. Auch nicht jeder Bundesligist ist in diesem Bereich besser aufgestellt. Ich investiere aber auch sehr viel Zeit als Director of Goalkeeping. Wir haben einen guten Pool entwickelt, dass alle zwei bis drei Wochen die besten Jungs aus der Akademie mit mir und dem Co-Trainer der ersten Mannschaft trainieren können. Wir wollen dabei einen Wettbewerb schaffen, dass auch nicht immer die gleichen Jungs bei diesen Einheiten dabei sind, sondern sich die Talente aus diesem Pool gegenseitig pushen und somit die gegenseitige Entwicklung weiter vorantreiben.
torwart.de: In welchem Alter befinden sich die Torhüter in diesem Top-Talente-Pool?
Alexander Langer: Die Torhüter sind zwischen U16 und U21. Ich möchte das Alter unter 17 halten und die talentierten Torhüter als vierten Torwart in mein Training integrieren, um ihnen Perspektive und Anerkennung zu geben.
torwart.de: Gibt es eine MLS Youth League?
Alexander Langer: Ja, in den letzten zwei Jahren hat sich viel entwickelt. Die MLS steht über allem. Jetzt gibt es darunter die MLS Next Pro, die Liga der zweiten Mannschaften, und darunter die MLS Next mit den jeweiligen Conferences. Auch unsere 14-Jährigen reisen schon bis zu 9 Stunden zu den Spielen, was in diesem Alter eine große Herausforderung ist. In den Klubs gibt es meist im Nachwuchs Mannschaften von der U13 bis zur U19. Jeder MLS Klub muss eine eigene Akademie haben. Die MLS will die Talente bewusst aus der Akademie in die Profi Klubs bekommen. Wir selbst haben keine U19. Die Jungs, die ein wenig länger zur Entwicklung bräuchten, können damit bei uns in der U21 spielen. Es sind dann aber keine Profis, sondern bleiben im College. So haben sie nach der U17 noch ein Jahr Zeit zur Entscheidung, ob sie in den Profi-Bereich oder ins College gehen. Nicht jeder kann Profi werden. Aber wir wollen sie so lang wie möglich entwickeln, damit sie den bestmöglichen Weg für sich selbst einschlagen können.
torwart.de: Verliert der bisherige College Draft dadurch an Bedeutung?
Alexander Langer: Das ist eine spannende Frage. Es wird sich in den nächsten zwei bis drei Jahren zeigen, in welche Richtung es sich entwickeln wird. Jetzt hat jeder Klub seine eigene Akademie und ist dadurch "home protected". Wir haben dabei das Vorrecht, die Jungs zu entwickeln, um sie möglichst nah auch an der Heimat und dem Elternhaus zu halten. Unsere Jungs wohnen noch zu Hause. Wir haben bewusst kein Internat. Das Akademie-System ist sehr wichtig. Allerdings habe ich die Idee, dass das College ein sehr guter Werdegang für die Torhüter ist. Somit erleben sie eine sehr gute College-Ausbildung, bekommen aber auch ausreichend Zeit, sich zu entwickeln. In Deutschland haben manche Mannschaften keine zweite Mannschaft mehr. Der Sprung vom Jugend- in den Profi-Bereich ist sehr schwierig. Eine College-Saison beinhaltet bis 25 Spiele. Somit kann ein junger Torwart mit 22 Jahren bereits Erfahrungen aus 80 bis 100 Spielen haben und ist dennoch noch ein junger und talentierter Torhüter. Gleichzeitig könnte ich sie im Sommer jeweils immer im Training der zweiten Mannschaft behalten. Sie bekommen dadurch eine sehr gute sportliche Ausbildung im Training mit ausreichend Erfahrung auf einem soliden bis guten Niveau. Ich glaube daher, dass der College Draft weiterhin sehr wichtig bleibt. Aber die großen Money Maker bleiben Football und Basketball. Dennoch profitiert auch der Fußball davon. Die Torhüter, die wir entwickeln, können dann aber auch Top-Drafts für die Colleges sein. College ist wiederum auch sehr wichtig für die menschliche Weiterentwicklung.
Infos zu Roman Bürki
Nationalität: Schweiz
Geburtstag: 14.11.1990 (33)
Geburtsort: Münsingen, Schweiz
Vereine als Spieler:
FC Münsingen, BSC Young Boys, Grasshopper Club Zürich, SC Freiburg, Borussia Dortmund, Seit 2022 St. Louis City SC
Erfolge:
- Schweizer Pokalsieger: 2013 (Grasshopper Club Zürich)
- DFB-Pokalsieger: 2017 (Borussia Dortmund)
- Deutscher Supercup-Sieger: 2019, 2020 (Borussia Dortmund)
- MLS All-Star: 2023 (St. Louis City SC)
torwart.de: Kannst du den Aufbau der MLS-Saison und die Unterschiede zur europäischen Saisonstruktur erläutern?
Alexander Langer: In der MLS dauert die Saison von Februar bis November oder Dezember. Spitzen-Mannschaften absolvieren bis zu 60 Spiele in einer Saison. Eine Sommerpause wie in Europa gibt es nicht. In der letzten Saison hatte Roman im Juni/Juli etwas damit zu kämpfen und fühlte sich in dieser Zeit etwas müde. Im Rahmen der Belastungssteuerung haben wir das Training etwas angepasst, indem wir die Wiederholungsanzahl etwas nach unten geschraubt haben. Generell haben wir auch nur eine Trainingseinheit am Tag. Eine noch höhere Belastung durch eine zweite Einheit ist nicht möglich. Im College Soccer ist das große Manko das Frühjahr mit einer langen Off-Season. Vor Covid sollte die Saison auf das ganze Jahr ausgedehnt werden, doch das ist bisher durch die Unterbrechung noch nicht erfolgt. Aber zusätzlich gibt es nun vermehrt Freundschaftsspiele oder weitere Wettbewerbe, variiert aber sehr stark zwischen den Conferences und den Colleges. Gleichsam ein Semester mehr Sportler, ein Semester mehr Student. Dann sind die jeweiligen Klubs mehr gefragt.
torwart.de: Kannst du uns deine Torwartphilosophie detailliert erklären, insbesondere welche Schwerpunkte du setzt und wie du diese im Training umsetzt?
Alexander Langer: Bei mir als sehr junger Torwarttrainer geht es um 3 Säulen: Torverteidigung, Raumverteidigung und Spieleröffnung. Das sind die 3 Hauptkomponenten. In diesen Bereichen wollen wir taktisch und technisch top ausgebildet sein, gepaart mit einer gewissen Athletik. Bei mir geht es nicht um die Größe, sondern um die richtige Dynamik. Im Spiel geht es dann darum, das alles richtig anzuwenden. Im Training versuchen wir möglichst viele Entscheidungsfindungen/ Entscheidungsverhalten zu kreieren und zu trainieren. Wir versuchen in unserer Akademie die Spielsituationen anzuschauen, die Roman am Wochenende hatte, die Roman vielleicht auch im kommenden Spiel haben wird und stellen diese Situation dann möglichst im Training nach. Ich überlege, wie ich Roman schon in der Woche auf das vorbereiten kann, was er am Wochenende womöglich erleben wird und wie er das schon im Training unter der Woche bearbeiten kann. Ich versuche ihn dabei häufig dazu zu zwingen, eine Entscheidung zu treffen. Du weißt nie, was im Spiel auf dich zukommen wird. Ein Stürmer kann dribbeln, er kann schießen oder abspielen. Es geht darum, möglichst technisch und taktisch auf alle Möglichkeiten vorbereitet zu sein und sich dann auch richtig zu entscheiden, obwohl du vorher nicht weißt, was passieren wird. Ich wollte dabei das erste Jahr MLS bewusst erleben und schauen, welche Spielsituationen auftreten und welche Spielinhalte Roman sehen wird. Ich glaube auch, dass Roman bei uns mit einem hoch pressenden und sehr aktiven Team ein anderes Anforderungsprofil hat als der Torhüter beim Austin FC. Roman hat zum Beispiel wenige Distanzschüsse bekommen. Dafür musste er sehr hoch spielen und hatte auch viele 1-gegen-1-Situationen. Dadurch habe ich den Fokus auf die 1-gegen-1-Situationen gelegt. Er musste wenig einen Abdruck flach nach links oder rechts zeigen. Dafür musste er häufig entscheiden, wie er im 1-gegen-1 agiert, ob er in den großen oder in den kleinen Block geht. Für mich als Torwarttrainer geht es darum, wie ich meinen Torhüter optimal auf das Spiel vorbereiten kann, wie möglichst gut mit seinen Fähigkeiten spielen kann und wie ich ihn so effizient wie möglich mache, damit er in unserem Spielsystem und in der Liga, in der wir spielen, möglichst erfolgreich sein kann.
torwart.de: Mit Ben Lundt habt Ihr auch einen deutschen Torwart in Euren Reihen. Was zeichnet ihn aus?
Alexander Langer: Unsere Nummer 2 ist Ben Lundt, ein Deutscher, der einen ähnlichen Werdegang wie ich hat. Er war bei Hertha BSC in der Jugend, dann auch in der zweiten und ein paar Mal in der ersten Mannschaft dabei. Er ist dann aber in die USA gegangen, hat 4 Jahre am College seinen Bachelor-Abschluss erreicht und wurde dann von Cincinnati gedraftet. Dort war er in der MLS, wurde dann aber zur USL ausgeliehen. Es erfolgte dann ein mehrfacher Wechsel zwischen Cincinnati und Louisville und dann am Schluss 2 Jahre bei Phoenix in der USL gespielt und viele Spiele, auch viele gute Spiele, bestritten. Er hatte vor der letzten Saison bei uns als Nummer 2 unterschrieben. Er hat durch seine amerikanische Frau auch eine Greencard und zählt damit nicht als Ausländer in der MLS. Jeder Klub hat aber nur eine bestimmte Anzahl an spielberechtigten Ausländern. Das ist dann ein Vorteil für ihn. Ben ist 1,97 m groß, Roman ist 1,87 m. Ben hat einen Größenvorteil gegenüber Roman, aber Roman ist sehr schnellkräftig, sehr explosiv. Ben hat andere Bewegungsabläufe wie Roman. Beide haben dadurch unterschiedliche Spielstile, rein durch die körperliche Komponente. Als Torwarttrainer musst du dann flexibel sein, um mit beiden optimal zu arbeiten. Roman spielt etwas höher als Ben. Beide können super als Sweeper-Keeper spielen, aber Ben bleibt gerne im 1-gegen-1, wodurch er seine Position länger halten kann und nicht vorher versucht, den Ball mit viel Risiko zu klären. Beide lösen die gleiche Situation unterschiedlich.
torwart.de: Wie trägst du diesen Unterschieden im Trainingsbetrieb Rechnung?
Alexander Langer: Es geht natürlich um Performance, um Leistung, aber auch um die Entwicklung. Ben wird im Spiel die gleichen Situationen erleben wie Roman, sie aber natürlich anders lösen. Wir haben daher im Training für alle Torhüter die gleiche Trainingsphilosophie. Wir versuchen spielnah zu trainieren. Ich schicke aber sehr häufig nur einen oder zwei Torhüter zur Mannschaft und arbeite dann bewusst weiter mit den Torhütern. Dafür arbeite ich mit der Nummer 2 noch einmal ein wenig intensiver. Ich coache dann auch individuell. Mit mehr Torhütern und Trainern kannst du komplexer trainieren. Mit einem Torwart bist du ein wenig limitierter, kannst aber noch mehr im technischen Bereich arbeiten und den Fokus noch mehr darauf legen. Beide Torhüter verstehen sich sehr gut und sind auch Freunde geworden. Dennoch sind beide im Training sehr ehrgeizig und versuchen immer wieder, beim anderen ein Tor zu erzielen und wollen auch den besseren Save zeigen. Trotzdem unterstützt Ben Roman völlig. In der Spiel- Vor- und Nachbereitung sowie im Warm-Up beziehe ich Ben sehr mit ein. Aber auch die Nummer 3 habe ich dabei. Ich lege als junger Torwarttrainer großen Wert auf eine Diskussionskultur. Roman ist vier Jahre älter als ich. Ben ist 28 Jahre alt. Ich glaube, da musst du als Torwarttrainer auch offen für Feedback sein.
Infos zu St. Louis City SC
Gegründet: 2020
Liga: Major League Soccer (MLS)
Standort: St. Louis, Missouri, USA
Stadion: Citypark (Kapazität: 22.500)
Besitzer: Carolyn Kindle Betz und die Taylor Family
Interim Head Coach: John Hackworth
Sportdirektor: Lutz Pfannenstiel
Technischer Berater: Bernhard Peters
Torwarttrainer: Alex Langer
Erstes MLS-Spiel: 2023
Farben: Rot, Blau, und Flieder
Wichtige Spieler: Roman Bürki, Eduard Löwen, Joao Klauss
Besonderheiten: Erstes MLS-Team aus St. Louis, starke Verbindung zur lokalen Fußball-Community
torwart.de: Wer ist die Nummer 3?
Alexander Langer: Wir hatten in der letzten Saison einen Torhüter aus St. Louis. Wir haben in der letzten Saison einen sehr spannenden 21-jährigen Torhüter in der zweiten Mannschaft, den wir aus dem College geholt hatten, Christian Olivares. Er hat sich sehr gut entwickelt, ist auch sehr dynamisch. Amerikanische Torhüter sind athletisch sehr gut, können aber in der Entscheidungsfindung noch dazulernen. In ihm sehen wir sehr großes Potenzial, aber das ist auch ein Zugewinn für Ben, der unser Trainingsniveau extrem hoch hält. Durch einen neuen Torwart bekommen wir auch in die Gruppe einen neuen Impuls.
torwart.de: Welche weiteren Merkmale weisen Deine Trainingseinheiten im Torwarttraining auf und welche Rolle spielen für Dich innovative Trainingsmethoden?
Alexander Langer: Ich versuche, in den Trainingseinheiten möglichst keine Wiederholungen einzubauen. Natürlich habe ich einen klaren Plan für jede Einheit, der immer auf das nächste Spiel ausgerichtet ist. Es ist wichtig, Torhüter ständig neu zu fordern, sie mental und körperlich zu stimulieren. Daher führe ich immer wieder neue Ansätze ein, ohne jedoch grundlegend etwas zu verändern. Man kombiniert bekannte Elemente und entwickelt daraus neue Übungen. Fabian Otte ist da zum Beispiel sehr innovativ, aber ich versuche, meinen eigenen Stil zu bewahren, statt ihn zu kopieren.
In den USA habe ich keine völlig neuen Methoden kennengelernt, aber durch meine Arbeit mit Roman Bürki habe ich mich enorm weiterentwickelt. Roman ist technisch so hochwertig, dass wir sehr komplex arbeiten können, ohne auf viele Wiederholungen angewiesen zu sein. Das ist eine enorme Stärke von ihm, und ich bin froh, mit einem Torwart dieses Niveaus zusammenarbeiten zu können. Er findet es spannend, dass er keine Trainingsform zweimal sieht, weil ich die Einheiten immer individuell auf den kommenden Gegner abstimme.
Für mich ist es essenziell, die Torhüter optimal auf den nächsten Gegner vorzubereiten. Dabei steht die Effizienz im Vordergrund. Im Profibereich geht es weniger um grundlegende Verbesserungen, sondern vor allem um die Optimierung der bestehenden Fähigkeiten. Besonders wichtig ist es, die Entscheidungsfindung zu beschleunigen, damit der Torwart mehr Zeit für die technische Ausführung hat. Das Spiel hat sich mit der Zeit beschleunigt, und unsere Trainingsmethoden müssen dem gerecht werden.
torwart.de: Wie hat Roman Bürki den Unterschied zwischen der Bundesliga und der MLS wahrgenommen, insbesondere in Bezug auf Spielstil, taktische Anforderungen und die Qualität der Spieler?
Alexander Langer: Wir haben viel darüber gesprochen. In der MLS wird direkter gespielt, es gibt viele Flanken, wodurch Roman oft in der Raumverteidigung gefordert ist. Er möchte daher sehr proaktiv agieren. Gleichzeitig hat er das Gefühl, dass er im 1-gegen-1 in der MLS etwas länger in der Position bleiben muss, da der Abschluss hier tendenziell später kommt. Positiv überrascht war er von unserer taktischen Ausrichtung mit dem hohen Pressing. Auf technischer Ebene ist die Bundesliga allerdings noch einmal stärker. Trotzdem hat sich die MLS enorm verbessert. Sie hat sich etwas von den einzelnen Starspielern entfernt, und der durchschnittliche MLS-Spieler ist heute deutlich stärker als noch vor zehn Jahren, was die gesamte Liga, unabhängig von den Stars, die vom Salary Cap ausgenommen sind, stärker macht.
torwart.de: Wie erlebst du den Fußball-Hype in St. Louis und in den USA insgesamt, vor allem im Hinblick auf die kommende Weltmeisterschaft 2026 und den Einfluss von Spielern wie Messi?
Alexander Langer: Ich bin sehr glücklich in St. Louis, einer Stadt mit einer langen Soccer-Historie, zumindest für US-Verhältnisse. Unser Stadion mit 22.500 Plätzen ist in jedem Spiel ausverkauft, und auch für die nächsten drei Jahre sind alle Dauerkarten vergeben. Unser sportlicher Erfolg hat natürlich dazu beigetragen, dass sich ein großer Hype in der Stadt entwickelt hat. St. Louis ist eine fußballbegeisterte Stadt, und das Spiel ist das wöchentliche Highlight. Daneben gibt es hier noch Eishockey und Baseball, die völlig andere Sportarten sind und keine direkte Konkurrenz darstellen. Auch landesweit entwickelt sich der Fußball sehr gut, vor allem durch die kommende Weltmeisterschaft 2026. Jeder ist positiv aufgeregt. Die spannende Frage ist, ob der Hype auch nach Messi, der bis 2026 spielen wird, und nach der WM bestehen bleibt. Unser Ziel muss es sein, dass dieser Hype auch nach der WM anhält. Leider ist St. Louis keine WM-Stadt, da wir kein Football-Team und somit kein großes Football-Stadion haben. Die Austragungsorte wurden bewusst nach Größe und Kapazität ausgewählt.
torwart.de: Wie siehst du die Entwicklung der Torwarttrainer-Community in der MLS, und welche Unterschiede gibt es im Vergleich zu Deutschland, insbesondere in Bezug auf den Austausch und die Einführung von Lizenzen?
Alexander Langer: Die Torwarttrainer-Community entwickelt sich. Ich bin ein kommunikativer Typ und habe ein gutes Verhältnis zum Torwarttrainer von Sporting Kansas City, obwohl sie unser Lokalrivale sind. Hier in St. Louis sind wir sehr gut vernetzt, da wir auch die Torhüter aus der Region fördern wollen. Das erfordert eine enge Zusammenarbeit mit den lokalen Klubs, und wir haben einen guten inhaltlichen Austausch mit den Torwarttrainern vor Ort. Ich glaube, dass sich die Torwarttrainer-Community in der MLS ähnlich wie in Deutschland entwickeln wird, aber der offizielle Austausch fehlt noch. Mit einigen Torwarttrainern hatte ich bisher keinen Kontakt. Schade, dass Fabian Otte sein Engagement beim US-Verband bereits beendet hat. Wir haben gemeinsam geplant, diesen Austausch zu fördern und Torwartlizenzen in den USA einzuführen, ähnlich wie er es in Deutschland erlebt haben.
Ab der kommenden Saison wird es 30 Teams und entsprechend 30 Torwarttrainer geben, sodass ein regelmäßiger Austausch unerlässlich ist. In diesem Jahr hat die MLS bereits Lizenzen als Voraussetzung für Chef-, Co- und Spezialtrainer eingeführt. Allerdings wird es schwierig sein, die DFB-Torwarttrainerlizenz in den USA zu etablieren, da die Saisonstruktur in der MLS anders ist. Das Saisonende liegt je nach Erfolg des Teams zwischen Ende November und Mitte Dezember, und während der Länderspielpausen wird durchgespielt.
torwart.de: Wo siehst du dich in Zukunft, reizt dich auch die Bundesliga?
Alexander Langer: Ja, die Bundesliga reizt mich. Sie zählt zu den besten Ligen der Welt und es wäre natürlich eine spannende Option, auch mal als Torwarttrainer in der Bundesliga zu arbeiten und mit meiner Familie dort zu leben. Auch das englischsprachige Ausland wäre eine Option, aber es muss passen. Derzeit habe ich eine tolle Konstellation mit Roman Bürki in St. Louis und wir wollen gemeinsam noch viel erreichen.
torwart.de: Neben deiner Rolle als Torwarttrainer bist du auch für Standardsituationen verantwortlich. Wie hat sich diese Verantwortung auf deine Arbeit und die Zusammenarbeit im Trainerteam ausgewirkt, und welche speziellen Strategien verfolgt ihr bei Standards?
Alexander Langer: Ich bin nicht nur als Torwarttrainer tätig, sondern auch für die Standardsituationen, sowohl defensiv als auch offensiv, verantwortlich. Im Trainerteam haben wir eine sehr offene Kommunikation, und ich bin Bradley Carnell, unserem Head-Coach (bis Juli 2024) sehr dankbar, dass er mir in diesem Bereich das Vertrauen geschenkt hat. Das hat sich auch ausgezahlt – in der letzten Saison haben wir 17 Tore nach Standards erzielt und nur 5 kassiert, womit wir das beste Team in dieser Statistik waren. 31 % unserer Tore kamen durch Standards zustande, was zeigt, wie wichtig dieser Bereich ist. Meine Meinung ist daher auch im Team gefragt, und ich bin sehr glücklich mit meiner Rolle im Trainerteam.
Auch während der Spiele habe ich durch meine Verantwortung für die Standardsituationen eine intensivere Kommunikation mit dem Trainer, und ich bin nicht nur mit den Torhütern im Austausch. Es kann manchmal stressig sein, aber das ist eine sehr bereichernde Erfahrung für mich als junger Trainer. Roman Bürki bringt zudem viel Erfahrung bei Standards ein, was für uns von großem Wert ist.
Bei Eckstößen haben wir uns entschieden, keine Spieler an den Pfosten zu stellen. Der Spieler müsste erst herausschieben, was zu lange dauern würde und dabei möglicherweise das Abseits aufheben könnte. Für uns ist das nicht effizient genug
torwart.de: Alexander, wir bedanken uns herzlich für das spannende Interview und wünschen Dir und Deinem Torwartteam alles Gute.
Alexander Langer: Vielen Dank!
Torwarttraining mit Alex Langer und Roman Bürki
Die folgenden Videos zeigen das Torwarttraining des St. Louis City SC unter der Leitung von Torwarttrainer Alex Langer und dem Startorwart Roman Bürki. In diesen Trainingssequenzen wird eine Vielzahl von Torwarttechniken behandelt, von der Raumverteidigung und Spieleröffnung bis hin zur Torverteidigung. Die Übungen sind darauf ausgerichtet, die Grundtechniken zu festigen und komplexe Spielsituationen zu simulieren.
Roman Bürki, ehemaliger Schweizer Nationalspieler und Bundesliga-Torwart, bringt seine Erfahrung in das Training ein, während Alex Langer das technische und taktische Training leitet, um Bürkis Fähigkeiten auf höchstem Niveau zu halten. Diese Videos bieten einen Einblick in professionelle Torwartübungen, die speziell auf moderne Anforderungen an Torhüter abgestimmt sind.
Video 1: Hinführung 1 für kombinierte Tor- und Raumverteidigung
Hinführung 1 für kombinierte Tor- und Raumverteidigung
Grundtechnik Fangen flache und halbhohe Bälle in Kombination mit hohen Bällen im Raum
Zwei Schüsse für Grundtechnik Fangen aus Winkel
Abdruck flach zentral gefolgt von Wurf für Flankeneinführung
Mittelhoher Abkipp Ball
Video 2: Hinführung 2 für kombinierte Fangtechnik, Blocken und kurze Pässe
Hinführung 2 für kombinierte Fangtechnik, Blocken und kurze Pässe
Zwei Basic Volleys für Grundtechnik Fangen
Flacher Abdruck zentral mit Anschlussaktion kurzer Block (Pezzi Ball für kognitiven Reiz)
Zwei Kontakte für Kurzpassspiel zum Abschluss
Video 3: Hinführung 3 für Kombination von Raumverteidigung, Spieleröffnung und Torverteidigung
Hinführung 3 für Kombination von Raumverteidigung, Spieleröffnung und Torverteidigung
Kurzpassspiel mit flachem Abdruck
Chipflanke von Strafraumkante gefolgt von Schuss aus seitlicher Position
Video 4: Komplex 1: Komplexer Hauptteil für Kombination von Raumverteidigung, Spieleröffnung und Torverteidigung
Komplex 1: Komplexer Hauptteil für Kombination von Raumverteidigung, Spieleröffnung und Torverteidigung
Flanke aus dem Halbfeld mit anschließendem kontrolliertem Chip zum Außenverteidiger
Doppelte Torverteidigung mit zentralem Abschluss und seitlichem direkten Abschluss
Zwei Kontakte für erneuten Chip zum AV
Video 5: Komplex 2: Komplexer Hauptteil für Kombination von Raumverteidigung
Komplex 2: Komplexer Hauptteil für Kombination von Raumverteidigung
Spieleröffnung und Torverteidigung
Flanke aus dem Halbfeld mit Abstoß zum Außenverteidiger
Direkter Abschluss aus seitlicher Position
Flanke für Nahdistanz Torverteidigung mit Reaktionsschild zur Simulation des offensiven Kopfballs
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