Maths Elfvendal (Torwarttrainer Schweden): "Wir sind keine Wikinger mehr!"
von T.Schlitzke
Maths Elfvendal ist erst 30 Jahre alt, dennoch seit einigen Jahren schon der Torwarttrainer der Nationalelf Schwedens. Bei towart.de spricht der sympathische Schwede über seinen Weg und die Inspirationen, die er sich in Deutschland holt.
torwart.de: Maths, was fasziniert dich an Torhütern?
Maths Elfvendal: Zu allerst muss ich sagen, dass ich einfach Fußball liebe! Das ist die Basis für den Rest. Mein Vater war schon professioneller Torhüter-Trainer und ich liebe an Torhütern die Mischung aus Einzel- und Team-Skills. Vor allem gefällt mir das Mindset und das du sowohl alleine als auch mit dem Team trainierst. Du stehst immer im Rampenlicht und hast den Druck!
torwart.de: Dein Vater war bereits professioneller Torwarttrainer? Wirklich?
Elfvendal: Nunja, er war semi-professionell. Er arbeitete als Lehrer, aber nebenbei trainierte er die U21 in Schweden für zehn Jahre und er war einer der ersten in Schweden überhaupt.
Infos zu Maths Elfvendal:
Nationalität: Schwede
Geburtstag: 22. Februar 1987 (Alter 30)
Geburtsort:Härnösand
Verein: Nationalteam Schweden
Position: TWT
Liga: -
Größe (cm): 190cm
Bisherige Vereine als Spieler: Sverige IFK Norrköping
torwart.de: Hat dein Vater sich beeinflusst? Streitet ihr manchmal über die "richtige Philosophie"?
Elfvendal: Natürlich haben wir unsere Diskussionen. Als er noch aktiv war, war er schon sehr nahe an dem dran, was wir heute machen. Aber er hatte keine Hilfe, weder Scouts noch Statistiken, sondern musste vieles aus dem Gefühl heraus machen. Ihm kam es entgegen, dass er als Lehrer die Pädagogik in den Vordergrund stellte. Bis heute diskutieren wir viel über Leadership und andere Themen.
torwart.de: Du selbst hast nur einige Jahre gespielt. Wieso das?
Elfvendal: Ich war total sportverrückt! Ich habe Fußball gespielt und ich war Skifahrer. Als ich 16 Jahre alt war, wollte ich lieber Skifahrer werden. Fußball spielte ich nur im Sommer. Aber ich hatte sechs schwere Stürze und musste meine Skikarriere aufgeben. Somit kam ich mit 18 wieder zum Fußball und spielte in der 3.Liga. Nebenbei wurde ich Lehrer. Nach einigen Jahren und weiteren Operationen habe ich mich dann entschieden, meine Karriere aufzugeben.
torwart.de: Wie schwierig war diese "Aufgabe" für dich?
Elfvendal: Es war einer der schwierigsten Momente in meinem Leben. Ich war immer nur der Spieler, der Athlet. Und am nächsten Tag war ich das nicht mehr. Aber trotzdem fiel mir die Umstellung leicht, Trainer zu werden.
torwart.de: Und wie war die Akzeptanz der Spieler, einen Trainer zu haben, der so jung war?
Elfvendal: Das Mind-Set hat sich verändert in den letzten Jahren. Ich bekomme die Frage häufig. Wichtig ist, dass ich meine Spieler entwickeln kann. Dann ist ihnen das Alter egal und sie respektieren mich.
torwart.de: Wie motivierst du dich als Trainer?
Elfvendal: Ein großes Ziel von mir ist es, in einer der 5 Topligen Torwarttrainer zu sein. Zudem versuche ich mich ständig weiterzuentwickeln, dazuzulernen und Sprachen zu lernen (momentan ist es Deutsch). Ich versuche meine Schwachstellen zu finden und besser zu werden. Das geht Hand in Hand. Ich denke, man kann immer Dinge verbessern und verfeinern.
torwart.de: Du warst im Februar in Hoffenheim zu Besuch. Wie kam es dazu?
Elfvendal: Ich durfte ein paar Tage beim Fc Bayern München Eindrücke sammeln und ihnen bei ihrer täglichen Arbeit über die Schultern schauen. Danach war es mir möglich, RB Leipzig zu besuchen, deren Philosophie und Arbeitsweise kennenzulernen. Ich bin mit Eberhard Trautner und Freddie Gössling zusammengesessen und wir haben Erfahrungswerte ausgetauscht und über verschiedene Philosophien, Trainingsweisen usw. gesprochen. Als ich dann zurück in Schweden war, bekam ich eine E-Mail von Michael Rechner(Tw Trainer Hoffenheim), ob wir uns mal treffen und über Philosophien etc. unterhalten wollten, worüber ich mich sehr gefreut habe. Daraufhin haben wir uns so verständigt, dass ich ihn im Februar in Hoffenheim besuchte.
Elfvendal: "Lernen in der Bundesliga
torwart.de: Was waren deine Eindrücke dort?
Elfvendal: Es war sehr Interessant. Ich hatte viele Fragen, vor allem aber wie er Oliver Baumann entwickelte war super spannend. Nur durch solche Gespräche kommt man weiter!
torwart.de: Warst du überrascht, wie offen die Vereine sind?
Elfvendal: Ich denke, der beste Weg dazuzulernen und sich weiterzuentwickeln, ist die Kommunikation untereinander. Wenn alle spüren, dass jeder davon profitiert, dann hilft das jedem weiter!
torwart.de: Wie ist deine eigene Philosophie?
Elfvendal: Ich kann das eigentlich kurz zusammenfassen: Der Torwart muss so effizient wie möglich über eine möglichst lange Dauer sein, sowohl in der Tor- als auch in der Raumverteidigung, oder in der Spieleröffnung. Dazu gehören sehr viele verschiedene Trainingsinhalte wie z.Bsp. (für die Torverteidigung); Techn. Fertigkeiten, Kraft-Schnelligkeit und Geschmeidigkeitsübungen usw.
torwart.de: Und im Detail?
Elfvendal: Jeder hat mal ein Weltklasse Spiel und jeder macht Fehler, das ist klar. Der Key ist, dass man über einen langen Zeitrahmen konstant ist und die Torhüter nur über einen langen Zeitrahmen beurteilen kann. Konstanz ist der Schlüssel!
torwart.de: Du hast viele Auswertungen auf dem PC...
Elfvendal: Ich kombiniere viele Statistiken, wo der Ball ist, wie wahrscheinlich es ist, dass jemand schießt, den Abstand der Spieler usw.und errechne dann einen Wert. Das lässt auf die Qualität der Torhüter zurückführen.
torwart.de: Und diese Auswertungen setzt du dann auch ein?
Elfvendal: Ja, absolut. Zum Einen für das Scouting, was mir hilft zu sehen, wie sich ein Spieler entwickelt. Und zum Anderen auch für das Training, ich kann so gezielt Schwachstellen eines Torhüters identifizieren und verbessern.
torwart.de: Der Swede Andreas Isaksson hat lange Zeit Schweden geprägt, aber nie ganz so den Durchbruch nach oben geschafft. Wieso?
Elfvendal: Das waren einige Gründe. Er war ein guter "Shot-Stopper"; aber er hatte eben auch Defizite was das Spiel nach vorne benötigte. Ihm fehlte zwar etwas zur internationalen Top-Klasse, aber er hatte trotzdem eine super Karriere und war lange Zeit ein sehr guter Rückhalt für die Schwedische Nationalelf.
torwart.de: Was fehlt Schweden, wie im Vergleich zu anderen Ländern, für mehr Talente?
Elfvendal: Das ist schwierig zu sagen, aber das Hauptproblem ist, dass Deutschland viel mehr Trainer hat. In Schwedens erster Liga haben nicht einmal alle Vereine einen Vollzeit Torwarttrainer! Wir haben viele Talente im Land, aber die müssen eben auch trainiert werden.
torwart.de: Kann die Schweiz ein Vorbild sein?
Elfvendal: Ich habe viele gute Sachen von der Schweiz gehört. Aber die Schweiz hat es auch etwas einfacher, alleine schon sprachlich, die Keeper in die Bundesliga zu bringen! Auch hat sie etwas Vorsprung in anderen Bereichen.
torwart.de: Wie schaut die Lage im schwedischen Nationalteam aus im Tor?
Elfvendal: Wir haben Robin Olsen, der in Copenhagen spielt, er ist die Nummer eins. Dahinter haben wir zwei weitere Kandidaten, die sich einen offenen Kampf liefern. Aber wir sind hier gut aufgestellt für die nächsten Jahre!
torwart.de: Was erhoffst du dir für Schweden in den nächsten Turnieren und Jahren?
Elfvendal: Wir haben uns bei der U21 gut platziert, wir haben sehr viele talentierte Spieler und sehr viele talentierte Torhüter, aber trotzdem ist es schwer sich gegen die großen Länder durchzusetzen. Aber Schweden arbeitet an dem Wandel, wir sind keine Wikinger mehr, wir haben unsere Helme verloren! Ab jetzt ist es viel mehr Wissenschaft und wir sind dran. Ich bin positiv gestimmt!
torwart.de: Ihr spielt heute gegen Italien. Was erwartest du?
Elfvendal: Ich freue mich sehr auf das Spiel. Italien hat eine tolle Mannschaft und es wird ein schwieriges Duell werden. Der Sieger fährt zur WM 2018! Wir sind top-motiviert und wir glauben an unsere Chance.
torwart.de: Wie siehst du Gianluigi Buffon?
Elfvendal: Er ist ein absoluter Top-Keeper mit viel Erfahrung. Er hat eine Ära geprägt. Italien ist im Tor top aufgestellt und hat dahinter ja auch noch junge Talente. Es wird ein tolles Duell werden!
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