Bundesliga Relegation: Duell der Torhüter entscheidend?
von Pascal Bisinger
Im ersten von zwei Relegationsspielen empfängt die Frankfurter Eintracht am Donnerstag, den 19.05.2016 die Gäste aus Nürnberg. Das Relegationsduell um den Aufstieg- bzw. Abstieg in der Fussball-Bundesliga ist ein hochbrisantes Duell, auch aus Sicht von torwart.de. Mit Raphael Schäfer und Lukas Hradecky stehen zwei interessante Torleute im Fokus.
Der finnische Nationaltorhüter Lukas Hradecky äußerte sich nach der Niederlage am letzten Spieltag in Bremen gegenüber der Hessenschau folgendermaßen: "Wir hätten uns sicher einen anderen Sonntag gewünscht", bestätigte Hradecky. "Aber jetzt müssen wir noch eine Woche länger arbeiten." Lange sah es gut aus für die Eintracht aus Frankfurt beim direkten Abstiegs-Duell mit Bremen, zumindest bis zur verhängnisvollen 88. Spielminute. Lange Zeit zum Nachdenken hatte der Finne mit slowakischen Wurzeln nicht, denn nur vier Tage später fällt dann die Entscheidung über Abstieg oder Klassenerhalt. Alle 34. Spieltage hat Lukas Hradecky im Tor der Frankfurter Eintracht in der Saison 2015/2016 bestritten. Oft war er ein sicherer Rückhalt und hielt den Frankfurtern mit starken Aktionen die so wichtigen Punkte im Abstiegskampf fest. Doch auch seine Saison hatte sowohl Höhen als auch Tiefen. Bis zum 24. Spieltag bewegten sich die Frankfurter im Bundesliga-Niemandsland und hatten meist ein ordentliches Polster zu den Abstiegsrängen. Doch nach der 0:2 Niederlage gegen die Hertha aus Berlin fand sich die Eintracht auf dem 16. Tabellenplatz wieder. Von dort an war Hradecky mit Frankfurt mitten im Abstiegskampf angekommen und schaffte es bis zum vorletzten Spieltag nicht, die Abstiegsränge wieder zu verlassen. Der Mann im Tor der Hessen und der finnischen Nationalmannschaft zeigte am 33. Spieltag im Duell mit Borussia Dortmund seine herausragende Klasse. Er entschärfte sehr gute Einschusschancen der Borussen und zeigte in der Raumverteidigung seine Qualitäten. Mit einem knappen Stimmenvorsprung gewann Hradecky den Tagessieg beim Goldenen Handschuh von torwart.de am 33. Spieltag. Auch dank Hradeckys starker Leistung gegen die Borussia aus Dortmund, kann Frankfurt den Klassenerhalt, in den Relegationsduellen, aus eigener Kraft noch schaffen. Beim Goldenen Handschuh der Bundesligasaison 15/16 liegt Hradecky auf einem starken dritten Platz.
Infos zu Lukáš Hrádecký:
Nationalität: Finnland
Geburtstag: 24. November 1989
Größe (cm): 187
Ausrüster: Uhlsport
Vereine als Spieler:Turun Palloseura (Finnland),Esbjerg fB (Dänemark), Bröndby IF (Dänemark)
Besonderes: Sein jüngerer Bruder Tomáš (1992) ist ebenfalls Fußballspieler und in Tschechien aktiv, sein jüngster Bruder Matej (1995) spielt wie Lukáš in der finnischen Nationalmannschaft.
Die psychische Komponente ist für Hradecky entscheidend
Berufsoptimist Hradecky will dabei mit gutem Beispiel vorangehen und seine Teamkollegen mitreißen. Dabei ist der Zweifel an der eigenen Stärke verboten und eine breite Brust zwingend notwendig. "Wer jetzt nicht bereit ist, darf nicht spielen. Das wird der Trainer genau beobachten", so der Eintracht-Keeper, der beim Abstiegskrimi vor allem auf die psychische Komponente baut. "Derjenige, der mehr Angst hat, der wird absteigen." Der 26-fache finnische Nationaltorhüter, der zuletzt am 26.03.2016 bei der 0:5 Niederlage in Polen, das Tor der Finnen hütete, sieht die Relegationsspiele als zwei weitere Endspiele auf dem langen Weg zum ersehnten Verbleib in der Bundesliga. "Wir haben schon vier oder fünf Finalsspiele gespielt", so Hradecky. "Jetzt gibt es halt noch zwei mehr." Hradecky, der mit den EURO-Eliminator-Modellen von Uhlsport in die Relegation gehen wird, weiß auch schon ganz genau, wie die beiden Aufeinandertreffen laufen sollen. "Wir müssen zu Hause zu Null gewinnen und auswärts mindestens ein Tor schießen. So habe ich das geplant", so der Keeper gegenüber der Hessenschau. Doch die 180 Minuten plus Nachspielzeit werden für die Eintracht nicht einfach. Die Nürnberger, die als Drittplatzierter der 2. Liga mit dem Rückenwind einer erfolgreichen Saison in den Showdown gehen, sollen den Unterschied zwischen Fußball-Ober- und Unterhaus zu spüren bekommen. "Wir müssen jetzt den Kopf hochnehmen und zeigen, dass wir der Bundesligist sind", so Hradecky. Auf der anderen Seite des Platzes wird allerdings ebenfalls ein Torhüter stehen, der für den Bundlesliga-Aufstieg mit seinen Nürnbergern, alles in die Waagschale werfen wird - Raphael Schäfer.
Raphael Schäfer ist pünktlich zur Relegation fit
Auch wenn Frankfurt mit Hradecky einen sehr guten Tormann besitzt, hat Raphael Schäfer den Vorteil aus seiner Seite. Er kann auf einen großen Erfahrungsschatz seiner schon lange andauernden Karriere zurückgreifen. Schäfer besitzt schon einiges an Relegationserfahrung und weist zudem eine starke Statistik in bisherigen "Alles-oder-Nichts"-Duellen auf. Die Relegationsbilanz von Raphael Schäfer ist beeindruckend: vier Spiele, vier Siege, null Gegentore. Schäfers Einsatz gegen Frankfurt ist aber nicht nur wichtig, weil er ein guter Torhüter ist, sondern weil er eine Relegationsbilanz aufweist, die in Deutschland einzigartig ist. Pünktlich zum Entscheidungsspiel gegen Frankfurt ist der 37-Jährige wieder fit. In den Frankfurter Medien wurde bereits ehrfürchtig von dem "Relegationsmonster" Schäfer berichtet. Vor dem Duell mit Frankfurt sagte Schäfer: "Ich werde versuchen, den Jüngeren den Druck zu nehmen. Die Rolle des Favoriten liegt beim Bundesligisten. Er hat den größeren Druck und mehr zu verlieren."
Die Saison des gebürtigen Polen verlief allerdings alles andere als positiv. Die Karriere des Torwarts war eigentlich schon beendet. Am 17. Oktober 2015 hatte er sich im Spiel gegen den FSV Frankfurt eine starke Wadenverletzung zugezogen. Anschließend verkündete Trainer Rene Weiler: "Dass Raffa noch einmal als Nummer eins zurückkommt, scheint eher unwahrscheinlich." Auch Schäfer, der sich kurz darauf gegenüber der "Bild" äußerte, gab den Fans wenig Grund zur Hoffnung, ihre langjährige Nummer eins nochmals im Tor der Franken bejubeln zu können: "Wenn die neue Nummer eins bis Weihnachten gut hält, muss sie auch in der Rückrunde im Tor stehen. Wenn nicht, sollte man sich im Winter eher Gedanken über einen Neuaufbau machen, und meine Karriere endet ja im Sommer" Zudem fand sich Nürnberg in diesem Saisonabschnitt im hinteren Mittelfeld der zweiten Bundesliga wieder. Raphael Schäfer feierte entgegen aller Prognosen schon mehrmals in dieser Saison ein Comeback. Nach seiner Wadenverletzung kam er im November zurück. Dann verletzte er sich im März an der Achillessehne. Nur Schäfer war diesmal optimistischer. In einem Interview mit dem "BR" sagte er damals: "Ich bin nicht tot zu kriegen." Auf die Frage, ob er diese Saison noch ein Spiel bestreiten werde, antwortete er: "Man soll niemals nie sagen." Sein Vertreter Patrick Rakovsky und Thorsten Kirschbaum machten ihre Sache in Abwesenheit Schäfers über weite Strecken der Saison gut. Doch zuletzt kam Schäfer am Sonntag zurück. Gegen den SC Paderborn hielt er so gut, dass Trainer Weiler jubelte: "Es ist wichtig, dass er wieder dabei ist. Denn er dirigiert seine Mitspieler, und pusht sie auch."
Infos zu Raphael Schäfer:
Nationalität: Deutschland
Geburtstag: 30. Januar 1979
Größe (cm): 190
Ausrüster: adidas
Vereine als Spieler:Hannover 96, VfB Lübeck, VfB Stuttgart
Erfolge: Deutscher Pokalsieger 2007 mit dem 1. FC Nürnberg
Bundesliga-Aufstieg 2003/04 mit dem 1. FC Nürnberg als Zweitligameister
Bundesliga-Aufstieg 2008/09 mit dem 1. FC Nürnberg
Besonderes: Gewinner des „Die weiße Weste“-Awards als „stärkster“ Torhüter der 2. Bundesliga in der Saison 2008/09.
Das "Relegationsmonster" Schäfer
Das erste Relegationsspiel bestritt Schäfer, der schon seit mehreren Jahren bei adidas unter Vertrag steht, am 28. Mai 2009 gegen den 16. der ersten Bundesliga: Energie Cottbus. Es war damals eine großartige Saison für den FCN und vor allem für Raphael Schäfer gewesen, der in der abgelaufenen Saison ganze 16 mal zu null gespielt hatte und somit ein Garant für die Leistungen der Nürnberger war. 3:0 siegten die Franken in der Lausitz, 2:0 gewannen sie im eigenen Stadion und stiegen in die erste Bundesliga auf. Doch die darauffolgende Saison der Nürnberger verlief nicht wie erwartet. Nach eine katastrophalen Bundesliga-Saison, mussten die Nürnberger erneut den Weg über die Relegation antreten. Diesmal ging es gegen den FC Augsburg. Nach einem 1:0 im Heimspiel gewannen die Nürnberger 2:0 in Augsburg. Raphael Schäfer machte keine Fehler. Wie auch? Er hatte in beiden Spielen so gut wie nichts zu tun.
Schäfer, der auch in die Relegationsduelle mit Ace Pro Handschuhen von adidas gehen wird, ist auch jetzt, wenige Tage vor dem Spiel gegen die Hessen aus Frankfurt, schon wieder voller Spannung und Emotionen. "Es ist einfach so, dass du als Erstligist viel, viel mehr zu verlieren hast", sagte er gegenüber der "Bild". "Ich weiß das, weil wir damals gegen den FC Augsburg auch viel mehr zu verlieren hatten." Das Duell der beiden Torhüter, wird sehr spannend zu verfolgen sein, da sich beide auf einem Top-Niveau befinden. Die Leistungen der beiden Keeper wird für beide Mannschaften ausschlaggebend sein. Spannung pur bei den Duellen: Frankfurt gegen Nürnberg, Hradecky gegen Schäfer und bei den Handschuhausrüstern Uhlsport gegen adidas.
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