Deutschland ist ein Torwartland: Legenden wie Bernhard Trautmann, Toni Turek, Sepp Maier, Toni Schumacher, Oliver Kahn und nunmehr auch Manuel Neuer gelten als absolute Ikonen im Bereich des Torwartspiels. Sie alle haben mit ihren Leistungen, Errungenschaften und Titeln dazu beigetragen, dass beinahe schon traditionell deutsche Torhüter als Meister ihrer Zunft gelten und das Land selbst eigentlich nur starke Torhüter bis hinein in die Weltspitze hervorbringen kann. Doch schaut man genauer hin, fällt auf, dass hinter der Spitze in Deutschland gewissermaßen ein Loch klafft, was auch immer größer zu werden droht. Von 18 Teams in der Bundesliga setzen knapp weniger als die Hälfte der Klubs auf deutsche Torhüter. Darüber hinaus aber haben sich nicht nur in Deutschland, aber dort auch verstärkt, immer weiter Schweizer Torhüter als sehr verlässlicher Rückhalt etabliert.
Diego Benaglio war der erste Vertreter von Torhütern aus dem deutschen Nachbarland, der einen regelrechten Trend begründete. Seitdem der nunmehr 39-Jährige 2007 nach Wolfsburg wechselte, gab es einige weitere Schweizer Torhüter, die sich in der Bundesliga durchsetzen konnte. Seit dem Torwart, der 2020 bei der AS Monaco seine Karriere beendete, gab es keine Saison mehr in der höchsten deutschen Spielklasse, in der kein Schweizer die Nummer 1 bei einem Verein war. Auf Benaglio folgten Roman Bürki, Marvin Hitz, Yann Sommer und nunmehr auch Gregor Kobel, die sich jeweils als Stammtorhüter durchsetzen konnten. Dabei spielten alle Torhüter auch jeweils in internationalen Wettbewerben und damit auch bei großen Vereinen. Im Winter kam mit Jonas Omlin als Nachfolger von Yann Sommer in Gladbach noch ein weiterer Schweizer dazu. Ebenso spielt mit Philipp Köhn ein weiterer Torhüter, der sowohl die Schweizer als auch die deutsche Nationalität besitzt, bei Red Bull Salzburg und wird seit Jahren mit Bundesligisten in Verbindung gebracht, sobald ein neuer Torwart verpflichtet werden soll. Darüber hinaus baute RB Leipzig jeweils einige Jahre auf die Dienste von Fabio Coltorti und Yvon Mvogo.
Schon einige Jahre zuvor gab es mit Jörg Stiel bei Borussia Mönchengladbach, der zwischen 2001 und 2004 bei den Fohlen spielte, einen Schweizer Stammtorhüter bei einem Bundesligisten. Kurz zuvor spielte auch Pascal Zuberbühler, mittlerweile internationaler Referent für die Torhüterausbildung in der Schweiz, eine Saison in Deutschland bei Bayer 04 Leverkusen. Doch war es vor allem Stiel, der mit seiner Spieleröffnung im damals noch bezüglich der Torhüter traditionell geprägten Deutschland auffiel. Für ihn war es aber notwendig, im Gedächtnis zu bleiben, wie er es mal humoristisch umschrieb: „Ich war halt alt, klein und Schweizer. Das waren keine Qualitätsmerkmale. Ich habe zwar keine Epoche geprägt, aber einen Farbtupfer hinterlassen.“
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