Christian Fiedler stand 234 Spiele für Hertha BSC im Tor. Nach seinem Ende als aktiver Torwart versucht der Berliner nun als Torwarttrainer bei seinem Verein für Aufbauarbeit zu sorgen. Kein einfacher Job.
torwart.de: Christian Fiedler, wie sehr schmerzt Ihr Berliner Herz beim Blick auf die Tabelle?
Fiedler: Schon sehr. Die ganze Situation ist sehr belastend für den Verein und für die ganze Stadt. Mich sprechen die Menschen auf der Straße an und fragen, wann es wieder besser wird.
torwart.de: Was antworten Sie den Leuten?
Fiedler: Dass das zum Fußball dazu gehört. Auf und ab gehört zum Spiel dazu. Außerdem ist unsere Lage ja nicht aussichtslos, wir müssen uns erstmal vernünftig in die Winterpause retten.
torwart.de: Sie haben Ähnliches in der Saison 2003/04 erlebt, als Sie mit der Hertha auf Platz 17 überwintern mussten...
Fiedler: 13 Punkte hatten wir damals in der gesamten Hinrunde zusammen bekommen. Dann ging Huub Stevens und Hans Meyer kam. Die Vorbereitung war gut, wir fühlten uns stark und stabil. Und dann kommt am ersten Spieltag der Rückrunde Bremen und schenkt uns vier Dinger ein...
torwart.de: Frustrierend.
Fiedler: Allerdings. Wir saßen in der Kabine, völlig niedergeschlagen. Als Hans Meyer uns da so sitzen sah, fragte er in die Runde: »Sind wir schon abgestiegen?« »Nein, Trainer.« »Na also, wo ist das Problem?« Anschließend haben wir noch 26 Punkte geholt und sind zwölfter geworden.
torwart.de: Also ist die aktuelle Misere der Hertha eine Kopfsache?
Fiedler: Ja, natürlich. Nach der Pleite gegen Bremen 2004 haben wir eine Woche später gegen Stuttgart gewonnen, kurz vor dem Ende hat Fredi Bobic mit dem Kopf das 1:0 geschossen. Anschließend ging´s bergauf.
torwart.de: Sie haben als Torwarttrainer in dieser Saison einen besonders schwierigen Job. Ihre Schützlinge Jaroslav Drobny und Sascha Burchert haben bereits 27 Gegentreffer kassiert. Wie können Sie die denn wieder aufbauen?
Fiedler: Das mache ich gemeinsam mit dem erfahrenen Kollegen Enver Maric. Ich habe mit Jaro und Sascha ja noch zusammen gespielt und daher ein ganz spezielles Verhältnis. Im Training versuchen wir den Jungs mit einfachen Übungen Sicherheit zu vermitteln.
torwart.de: Wie muss man sich das vorstellen, schießen Sie nur mit halber Kraft aufs Tor?
Fiedler: Nein. Torwarttraining ist ja wie Tennistraining. Man beginnt mit einfachen, simplen Übungen, die man kennt und einstudiert hat. Das schult die Automatismen, die du als Keeper benötigst.
torwart.de: Sascha Burchert hat gegen Hamburg mit zwei spektakulären Torvorlagen per Kopf für den Gegner für Schlagzeilen gesorgt...
Fiedler: Das tat mir besonders leid, dass ein 19-Jähriger so brachial ins Feuer geworfen wurde. Die Zeitung mit den großen Buchstaben hat versucht Sascha lächerlich zu machen. (»Bild« hatte nach der Niederlage gegen den HSV getitelt: »Der Kopfball-Torwart-Trottel«) Aber ich denke, der Junge ist ganz gut aus der Situation herausgekommen. Auch durch die Unterstützung innerhalb des Vereins.
torwart.de: Burcherts Ausflüge waren schon außergewöhnlich. Sie dürften sich ja bestens auskennen mit exzentrischen Torwartkollegen...
Fiedler: Sie meinen Gabor Kiraly.
torwart.de: Der zu seiner Berliner Zeit in regelmäßigen Abständen ankündigte, den Ball gegen die Latte zu werfen und so ins Spiel zurück zu bringen.
Die Vereinsführung war damals nicht sonderlich davon begeistert. Es hieß immer: Wenn er das macht, kracht es gewaltig. Er hat sich ja dann auch nicht getraut es im Spiel zu versuchen. Aber es klappt tatsächlich! Im Training habe ich es mit meinen eigenen Augen gesehen.
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