Eric Weghorst ist einer der innovativsten Torwarttrainer Hollands. Der Keeper-Coach hospitierte beim Großen Frans Hoek und ist neben seiner Vereinstätigkeit beim FC Twente in der ersten holländischen Liga, auch für die U21 Hollands verantwortlich. Im Interview mit torwart.de spricht der Trainer über seine Philosophie!
Infos zu E. Weghorst:
- Nationalität: Holland
- Geburtstag: 30.11.1966
- Verein: FC Twente
- Position: Torwarttrainer
- Liga: 1.Liga
- Größe (cm): 190 cm
- Bisherige Vereine:FC Twente Enschede
torwart.de: Eric, du bist Torwarttrainer in Holland. Wie schaut deine tägliche Arbeit aus bei deinem Verein?
Eric Weghorst: Jetzt bin ich gerade operiert worden, aber ansonsten läuft es bei meinem Verein FC Twente so: Wir besprechen zuerst was wir an diesem Tag machen, nach dem Spieltag (oder manchmal sogar gleich nach dem Spiel) mache ich die Bilder fertig für die Torhüter und analysiere es sowie bespreche die Bilder mit ihnen. Das geschieht entweder im Team oder manchmal auch in Einzelgesprächen, wenn ich näher auf die Spieler eingehen will. Dabei besprechen wir konkretes Verhalten, wie zum Beispiel bei Standardsituationen. Wichtig ist dabei: Was haben wir vorher besprochen? Wurde es eingehalten? Später stehe ich dann selbst auf dem Platz und trainiere die Torhüter oder unterstütze beim allgemeinen Training. Danach gehe ich mit dem Team essen und bereite die Woche vor, schreibe Trainingspläne und beobachte unsere nächsten Gegner. Wie ihr seht, ist Torwarttrainer mehr als Vollzeitjob!
torwart.de: Wie sehr kümmerst du dich um die einzelnen Torhüter?
Weghorst: Diese stehen natürlich im Mittelpunkt. Ich schreibe oft einen persönlichen Entwicklungsplan mit dem Torwart zusammen, an dem wir uns beide orientieren. Das hilft auch bei der Zielsetzung.
torwart.de: Inwiefern setzt du Videotechnik in deinen Trainings ein?
Weghorst: Ich habe immer mein iPad mit dabei und bilde das Training darauf ab. Dann kann ich immer genau sehen, welche Übung der Torwart wie absolviert hat. Auch schauen wir uns das Stellungsspiel genau an. Ohne Video wäre heute kein Training mehr zu absolvieren!
torwart.de: Wie versuchst du junge Torhüter auszubilden?
Weghorst: Man muss viele Stunden mit ihnen auf dem Platz stehen und ihnen neben Technik auch Athletik vermitteln. Dabei aber immer konzentriert arbeiten und der Spaß darf nicht zu kurz kommen. Ich vermittele meinem Torwart das Bild, dass er auf und neben dem Platz etwas für seine Fitness tun muss. Und im Spiel muss er das Umschalten zwischen Angriff und Verteidigung perfekt beherrschen!
torwart.de: Welche Torwartphilosophie vertrittst du?
Weghorst: Wir haben im Klub FC Twente einen Ausbildungsplan womit wir arbeiten. Das ist ein viel umfassender Plan, den man nur schwer in wenige Worte fassen kann. Wir haben aber ein ganzeinheitliches Torwartspiel, welches wir von der Jugend an schon versuchen zu vermitteln.
torwart.de: Was zeichnet holländische Torhüter besonders aus?
Weghorst: Ich glaube man kann nicht alle holländischen Torhüter gleich beurteilen und ich weiß nicht ob man sagen kann, so ist ein holländischer Torwart. Auch wenn es sicher Eigenheiten in Ländern gibt!
torwart.de: Gibt es etwas worauf du in Deutschland neidisch schaust?
Weghorst: Ich bin nicht neidisch! Ich habe nur Bewunderung für die Torhüter aus Deutschland. Jedes Mal kommt da wieder ein neues Talent! Das bedeutet, dass man in Deutschland eine Tradition hat von guten Torhütern und es immer wieder gelingt neue zu bekommen! Das ist auch der Grund weshalb ich mich viel in Deutschland orientiert und dort auch einige Ausbildungen absolviert habe.
torwart.de: Warst du auch früher selbst als Torwart aktiv? Wo hast du gespielt?
Weghorst: Ich in meiner Karriere weitgehend für Quick'20 gespielt als Torwart – zwischen 1990 und 2000! Gereicht hat es leider nur für die dritte Liga. Dennoch bin ich zufrieden, mit dem was ich erreichen konnte.
torwart.de: Auch bist du U20 Nationaltrainer. Wie oft trainierst du mit den jüngeren Spielern?
Weghorst: Bei der U20 war ich bis zum letzten Jahr Trainer, aber durch meine Operation habe ich hier eine Pause eingelegt. Normalerweise kommen wir einige Tage vor einem Länderspiel zusammen und dann trainieren wir. Vorher habe ich Kontakte zu den Torwarttrainern der Klubs, um mir direktes Feedback einzuholen. Wir tauschen uns auch aus und weisen die Jungs gemeinsam auf ihre Schwächen hin! Die Zusammenarbeit klappt dort ganz gut und für mich ist es eine tolle Ergänzung.
torwart.de: Wie sehr hat Edwin van der Sar die holländische Torwartschule geprägt?
Weghorst: Ich finde, dass Edwin van der Sar der beste Torwart war, den Holland je gehabt hat, weil er zum Einen Titel gewonnen hat und zum Anderen ein sehr charismatischer Torwart war. Ich hatte das Glück früher mal gegen ihm zu spielen dürfen. Er ist ein imposanter Mann, der viel erreicht hat und sehr nah an der Verteidigung stand.
torwart.de: Was hälst du von Frans Hoek?
Weghorst: Frans Hoek war damals der Trainer von Edwin und war mit verantwortlich für seinen Erfolg.
Ich habe den Keepercoach pro gemacht in Holland und Frans Hoek war mein Trainer und ich habe viel von ihm gelernt. Er hat nur bei Topteams aus Europa gearbeitet und viele Preise gewonnen. Er hat mich früher schon inspiriert. Er hat eine ganz eigene Philosophie – dieser kann man zustimmen oder nicht. Aber er war Brückenbauer für uns Torwarttrainer!
torwart.de: Aktuell hat van der Sar ein Loch hinterlassen, wie kann Holland auch im Tor wieder ganz nach vorne kommen?
Weghorst: Holland kann nach vorne kommen – sie müssen von Ländern wie Deutschland oder Polen lernen, wie man Talente auch langfristig entwickelt. Jedes Land braucht seine Vorbilder, dass hat man in Deutschland gut mit Neuer und ter Stegen erreicht. Wenn ich einen Namen vielleicht nennen kann: Unser Torwart Onana entwickelt sich sehr gut und ist ein sehr interessanter Torwart für die Zukunft!
torwart.de: Danke dir!
Weghorst: Bitte sehr!
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Frank
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