torwart.de-Redakteur, Jörg Scharnweber - selbst Torwarttrainer und ehemaliger Torwart machte im Oktober 2006 einen Aufbaulehrgang innerhalb der Torwarttrainerausbildung des Bayerischen Fußballverbands. Die eigenen Erfahrungen fasst er im folgenden Bericht zusammen:
Siggi, Jugendleiter eines Vereins aus dem Fränkischen, schnauft schwer. "So anstrengend habe ich mir das nicht vorgestellt!" Dabei legt er seine Stirn in Falten und wischt sich den Schweiß aus dem Gesicht. Während Siggi weiterhin seine Trockenübungen zum Fangen hoher Bälle absolviert, blicke ich auf die anderen zwanzig Lehrgangsteilnehmer. Überall wird geübt, gesprungen, gefangen und laute Kommandos wie "Torwart!" oder "Leo!" dröhnen über den Platz. Die meisten Lehrgangsteilnehmer haben das gleiche Ziel, nämlich eine Ausbildung als Torwarttrainer zu durchlaufen. Ein Bereich, der in den Amateurvereinen immer noch stark vernachlässigt wird. Sowohl Siggi als auch die anderen Lehrgangsteilnehmer sollen irgendwann die Keeper in ihren Heimatvereinen ausbilden können und sie in den Besonderheiten des Torhüterspiels unterstützen. Natürlich gibt es auch Lehrgangsteilnehmer, die diese Ausbildung lediglich zur Verlängerung ihrer C-Lizenz nutzen und keine großen Ambitionen auf eine Tätigkeit als Torwarttrainer haben. Doch die allermeisten Teilnehmer sind Keeper mit Leib und Seele und freuen sich, wenn ein scharfer Ball auf ihr Tor zufliegt und sie den anderen mit einer Glanzparade zeigen können, was in ihnen steckt. Viele erzählen später am Mittagstisch von verpaßten Aufstiegen, gehaltenen Elfmetern und zweifelhaften Schiedsrichterentscheidungen.
"Hey, Ihr zwei, was spielt Ihr denn da für einen Schmarrn zusammen!" poltert die Stimme des Ausbilders lautstark über den Platz und weist die Spieler neben uns zurecht. Ich staune, denn der Ton des Ausbilders hier an der Sportschule Oberhaching ist ein ganz eigener: Um schwächere Spieler kümmert er sich mit einer Engelsgeduld und starke Spieler sieht er durchaus auf Augenhöhe mit seinem eigenen Können. Keeper mittlerer Spielstärke hingegen dürften sich teilweise an ihre Grundausbildung bei der Bundeswehr erinnert haben: Hatte der Feldwebel vor gut 20 Jahren in der Mittenwalder Edelweißkaserne nicht die gleichen Sprüche drauf? Oder war es doch Werner Lorant?
Gute Wahl: WM-Quartier Paraguays
Ich bin beeindruckt von der Ausstattung der Sportschule in Oberhaching. Verkehrstechnisch günstig gelegen, verfügt die Sportschule über einen Kunstrasenplatz der modernen Generation, über gepflegte Rasenplätze und Kleinspielfelder. Alles in einem exzellenten Zustand. Die Zimmer sind sauber und freundlich eingerichtet, so wie der Gesamteindruck der gesamten Anlage keine Wünsche offen läßt. Da ist es leicht nachzuvollziehen, warum sich WM-Teilnehmer Paraguay für die Sportschule Oberhaching als WM-Quartier entschied. An dem frühen Ausscheiden der Südamerikaner hingegen dürfte die Sportschule wirklich keine Mitschuld tragen.
Gut organisiert ist der gesamte Ablauf der Ausbildung. Der Tag sieht jeweils zwei Theorie- und zwei Praxis-Einheiten vor. Beliebter sind bei den angehenden Torwarttrainern natürlich die Ausbildungseinheiten auf dem Platz, bei denen auch erfahrene Keeper feststellen müssen, daß es selbst bei ihnen noch zahlreiche technische Dinge zu verbessern gibt. Doch auch innerhalb dieses Lehrgangs gibt es Teilnehmer, die ihr Abschlußzertifikat am liebsten mit einer rein theoretischen Ausbildung erwerben würden. Ob sie dann den Torhütern in ihrem Heimatverein spezielle Fangtechniken nur in der Kabine vermitteln würden? Und einen scharfen Abwurf im großzügig geschnittenen Vereinsheim ausprobieren?
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