Ein Praktikum in der Fußballabteilung bei adidas in Herzogenaurach ist wohl für jeden Torhüter etwas, was man sein Leben lang nicht vergisst. Für mich wurde dieser Traum im Februar 2012 Wirklichkeit.
Seit ich in Erlangen studiere und dort beim ansässigen FSV Erlangen-Bruck in der Bayernliga (mittlerweile beim Vfl Frohnlach in der Regionalliga) angefangen habe zu spielen, besteht der Kontakt zu adidas. Über Jahre habe ich immer wieder Handschuhe und Prototypen getestet und dazu mein Feedback abgegeben. Ebenso hatte ich immer wieder das Glück zu tollen Testevents eingeladen zu werden, bei denen 15-20 Bundesligaprofis auf meine Kiste geschossen haben.
So kam die Anfrage aber dennoch überraschend, ob ich nicht Lust hätte ein sechs monatiges Praktikum im Bereich Handschuhe, Schienbeinschoner und Bälle zu machen. Eine Frage für dessen Antwort ich nicht lange überlegen musste. Da meine Qualifikationen auch noch dafür berechtigten, startete ich meinen ersten Tag im Februar.
Natürlich bin ich mit der Materie Fußball bestens vertraut, was aber alles auf mich warten sollte, konnte ich mir auch im Voraus nicht ausmalen. Was sich ziemlich schnell rausstellte war, dass tolle Teamsportprodukte nur dann entstehen können, wenn man auch als Team zusammenarbeitet. So wurde auch sehr viel Wert darauf gelegt, Praktikanten wie mich freundlich aufzunehmen und voll in das Team zu integrieren. Dennoch wird man auch stark gefordert, sich selbst schnell mit den Systemen und Abläufen vertraut zu machen. Das erforderte auch während der ganzen Praktikumszeit in einer 40 Stundenwoche einen hohen Arbeitsaufwand, welcher aber durch überragende Erlebnisse immer wieder entschädigt wurde.
Wer aber jetzt denkt, man sitzt dort und bastelt den ganzen Tag an Handschuhen rum, der irrt. Es steckt so viel mehr dahinter. Entscheidungen haben oft einen sehr komplexen Hintergrund. Ein Weltkonzern wie adidas verfolgt natürlich ehrgeizige wirtschaftliche Ziele, die die Entscheidung für und gegen Produkte beeinflussen. Auch steht am Ende des Tages natürlich immer das Gesamtergebnis im Vordergrund.
"Produktentwicklung: Es steckt pure Arbeit dahinter"
Dennoch, und das ist für mich das Entscheidende, wird bei adidas danach gestrebt, die besten Produkte auf dem Markt sowohl für den Profi als auch den Amateur zu entwickeln. Welche Arbeit dahinter steckt lässt sich nicht wirklich beschreiben. Von den ersten Designs, den ersten Prototypen bis hin zum fertigen Produkt liegt ein sehr weiter Weg. In oftmals sehr kontroversen Diskussionen und Meetings wird versucht auch noch das kleinste Detail so zu verändern, dass alles passt. Und wenn ich jetzt den Torwarthandschuh speziell betrachte, werden viele überrascht sein, dass auch bei so einem Weltkonzern diese Entscheidungen von gerade einmal einer Handvoll Menschen getroffen werden. Über Jahre hinweg hat sich dies aber meiner Meinung absolut als richtig bewährt. Hier würden sicherlich zu viele Köche den Brei verderben.
Für alle Torhüter da draußen ist vielleicht interessant zu erfahren, was alles passiert, bis ein Handschuh dann auf den Markt kommt. Nachdem die Entscheidungen über Design, Schnitt, Aufbau und Materialien eines Handschuhs gefallen sind, werden die ersten Prototypen als Testprodukte an einen Pool von Testern und Profis rausgegeben, die dann nach längerem Test ausführliches Feedback geben. Dieses Feedback ist extrem wichtig, da Probleme und Störfaktoren somit ausfindig gemacht werden und die Handschuhe immer weiter verbessert werden bis man das finale Produkt hat.
Und da spricht die totale Begeisterung aus mir heraus, wenn ich bedenke wie ernst auch meine Meinung genommen wurde und wie sehr auch dann diese Meinung in den Handschuhen umgesetzt wurde. Zu wissen, da kommen in den nächsten Monaten und Jahren Handschuhe auf den Markt, die ich selbst mitgestaltet und entwickelt habe, ist für mich unglaublich. Man war auch immer offen dafür, wenn ich mal wieder irgendeine Idee für einen neuen Schnitt oder Technologie hatte, auch wenn sie im ersten Moment noch so verrückt klang.
Unglaublich waren ebenso die Momente, die einen den ganzen Tag retteten, auch wenn die Woche vielleicht einmal hart war. Momente, in denen man Profitorhüter wie René Adler, Marc ter-Stegen, Manuel Neuer oder Sven Ulreich trifft und mit ihnen über neue Handschuhe und das Torwartspiel spricht. Beeindruckend ist hier, wie eng adidas mit den Profis zusammenarbeitet, um wirklich das perfekte Produkt zu entwickeln. Ebenso hatte ich beispielsweise die Ehre, mir von Robin van Persie oder Roy Makaay die Bude vollschießen zu lassen!
Wie gesagt, eine Zeit die ich nie vergessen werde. Ich kann nur jedem Torhüter da draußen empfehlen, sich auf die Ausschreibung der Praktikumsstelle bei torwart.de zu bewerben, die halbjährig eingestellt wird.
Ebenso weiß ich, was in den nächsten Jahren entwickelt und auf den Markt kommen wird. Dabei schlägt mein Torwartherz höher und ich kann es jetzt schon kaum erwarten, diese Produkte im Fernsehen zu sehen, da ich weiß, dass auch Ideen von mir drinstecken, und welche großartige Innovation da auf alle Torhüter wartet!
Euer Rainer Hausner
Kommentare (0)
Keine Kommentare vorhanden!