Manuel Schardt ist Physiotherapeut im Profibereich. Der Therapeut hat bereits für Wehen Wiesbaden und die Sportfreunde aus Siegen gearbeitet. Im Interview erzählt er über seinen Beruf und was die Arbeit mit Torhütern unterscheidet. Auch spricht er über wichtige Bereiche der Prävention.
Manuel, kannst du uns etwas zu deinem Hintergrund erzählen, wie du Physio geworden bist?
Manuel Schardt: Ich spiele selbst noch aktiv Fußball und war vor einigen Jahren öfter verletzt und in Behandlung. Das hat mich dazu gebracht, nach meiner kaufmännischen Ausbildung, nochmal die Physio Ausbildung zu machen, immer mit dem Ziel damit im Fußball Profibereich zu arbeiten. Dann ging es über die U23 der TuS Koblenz, ins NLZ des SV Wehen, dann die letzten knapp drei Jahre bei den Profis des SV Wehen in der 3.Liga und nun zu den Sportfreunden Siegen in die Regionalliga, in Heimatnähe.
torwart.de: Wie schaut dein Tagesablauf im normalen Fall aus?
Schardt: Wenn keine Trainingseinheit ist, bin ich auch noch etwas in einer Praxis tätig. Das tut der Abwechslung sehr gut. Ansonsten sieht es so aus, das ich der erste bin der vor den Einheiten da ist und schon eventuell verletzte oder angeschlagene Spieler behandelt. Dann vor dem Training das Tapen, meist Sprunggelenke. Torhüter sind da sehr sensibel und möchten sich die Finger selbst abtapen. Während des Trainings bin ich mit auf dem Platz und danach noch zur Pflege und Regeneration vor Ort. So sehen die Trainingstage aus.
torwart.de: Wie arbeitest du mit einem Cheftrainer zusammen?
Schardt: Die Zusammenarbeit ist sehr eng und benötigt auch Vertrauen. Der Trainer muss sich auf meine Einschätzungen verlassen können und wir besprechen täglich am Ende diese Tages durch, welcher Spieler Probleme hat und wie der Stand der angeschlagenen Spieler sind.
torwart.de: Wie wichtig sind dir dabei Teamarbeit und interdisziplinäres Vorgehen?
Schardt: Sehr wichtig. Im Leistungssport ist eine Zusammenarbeit verschiedener Fachbereiche sehr wichtig. Athletiktrainer, Teamarzt, Sportwissenschaftler, Reha Einrichtung usw., das alles gehört zur optimalen Betreuung als Ausrichtung dazu. Und da müssen natürlich feste Abläufe vorhanden sein, damit schnell gehandelt werden kann.
torwart.de: Welche Rolle spielt bei der Behandlung das Thema Biomechanik?
Schardt: Natürlich sollte man die mit einbeziehen und wissen, welche Belastungsketten entstehen bzw. vorhanden sind und wie sich das entsprechende Gelenke Biomechanisch verhält.
torwart.de: Was kann ein normaler Physiotherapeut aus dem Hochleistungssport-Bereich noch lernen?
Schardt: Das ist schwer zu sagen und auch nicht vergleichbar. Der Vorteil im Leistungssport ist mit Sicherheit die erwähnte engmaschige Versorgung und die Möglichkeiten die vorhanden sind um den Sportler sofort, optimal und in einer sehr engen Dichte mit Untersuchung und Behandlung zu versorgen. Das alles ist in einer normalen Praxis oder Reha nur begrenzt möglich, aber jeder kann im Rahmen seiner Möglichkeiten natürlich versuchen das Beste rauszuholen.
torwart.de: Ist der Spitzensport mitverantwortlich für den heutigen Stand der Physiotherapie? Es gibt heute viele Sportler, die ohne Physiotherapie wohl gar nicht mehr funktionieren könnten.
Schardt: Das ist schon richtig. Wobei ich sagen würde das eine gute Physiotherapie schon vorher vorhanden war und somit der Leistungssport nach und nach auf die Wertigkeit und Wichtigkeit der Therapie gestoßen ist. Und ganz klar, nun ergänzen sich beide Bereich optimal und sind voneinander nicht mehr wegzudenken. Durch den Leistungsport entstehen viele Studien in der Therapie die im Praxisalltag Anwendung finden. Es ist schön, dass es so eine Entwicklung genommen hat und diesen hohen Stellenwert erreicht hat.
torwart.de: Wie wichtig ist dabei die Erfahrung für einen Physiotherapeuten?
Schardt: Im Sport schon sehr wichtig. Mit der Zeit sieht man viele Verletzungen und mit all dem wächst natürlich die Erfahrung. Aber auch wie das Innenleben einer Mannschaft funktioniert wenn man Teil davon ist, gehört zu dieser Art Erfahrung dazu. Was aber nicht heißen soll, dass es für junge Therapeuten schwieriger ist. Ich war ja selbst noch kein alter Hase und bin es ja auch heute noch nicht (lacht). Das schöne in dem Beruf ist, dass man nie auslernt
Infos zu Manuel Schardt:
- Nationalität: Deutschland
- Geburtstag: 07.07.1985
- Verein: Siegen
- Position: Physiotherapeut
- Liga: Regionalliga West
- Bisherige Vereine: Wehen Wiesbaden
torwart.de: Inwiefern spielen Präventiveinheiten bei Torhütern eine große Rolle?
Schardt: Torhüter haben natürlich eine etwas andere Art trainingsspezifische Belastung als ein Feldspieler, aber die Präventiveinheiten sind dort gerade in Bezug auf Belastung der Lenden-Becken-Bein Region und Schulter Bereich wichtig.
torwart.de: Welche Übungen kann ein Torwart selbst machen, um seine Hände zu schützen?
Schardt: Ganz spezielle Handübungen habe ich bisher noch keinem empfohlen. Die Meisten nutzen das Tape um präventiv zu stabilisieren. Natürlich kann man mit Stützübungen die Stabilisatoren das Handgelenkes vor dem Training oder spiel aktivieren.
torwart.de: Der Rücken eines Torwarts wird ebenfalls sehr stark belastet. Wie kann ein Torwart diesen schützen?
Schardt: Für den Rücken empfinde ich immer eine gute Rumpfstabilität als wichtig. Sprich Bauchmuskeln, seitliche Rumpfmuskeln und Rücken. Quasi ein stabiles muskuläres Korsett, die "Core-Stability"
torwart.de: Fällt Ernähungsberatung auch unter deine Verantwortung und wie wichtig ist diese?
Schardt: Das läuft gemeinsam mit dem Athletiktrainer ab. Natürlich kann ich einem Spieler auch eine Empfehlung bei der Ernährung geben, für eine individuelle Anpassung benötigt man aber einige Werte aus der sportwissenschaftlichen Untersuchung, wo der Energiehaushalt und verbrach analysiert wird, der bei jedem individuell ist
torwart.de: Abschlussfrage: wenn du nicht gerade arbeitest, was machst du dann in deiner Freizeit? Wie sieht dein eigenes Training aus?
Schardt: Ich spiele so oft es die Zeit zulässt selbst noch Fußball und sonst gehe ich gerne joggen. Musik an, Kopf aus und laufen. Das ist das beste nach einem Arbeitstag.
torwart.de: Manuel, wir bedanken uns für das hochinteressante Gespräch und wünschen Dir alles Gute für Deine Arbeit.
Schardt: Vielen Dank.
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