Die Meldung des Kickers sorgte für Furore. Wie das Magazin zuerst berichtete, steht Stefan Ortega nach seinem Abschied aus Bielefeld vor einer Vertragsunterzeichnung beim englischen Meister, Manchester City. Das überrascht aus mehreren Gründen, wenngleich der 29-Jährige den Platz der Nummer 2 bei den Skyblues einnehmen soll. Da stellt sich zwangsläufig die Frage, wer von diesem Wechsel profitiert. Denn was anfänglich noch wie eine Nebelkerze anmutete, wird nun immer mehr Realität.
Stefan Ortega konnte in den letzten beiden Spielzeiten bei der Bielefelder Arminia zeigen, dass er ein guter Bundesliga-Torhüter ist. Auffällig war hierbei vor allem die Spieleröffnung des gebürtigen Hessen, der zwischen 2014 und 2017 noch für den TSV 1860 München spielte. In der vergangenen Saison hatte der Keeper eine Passquote von über 70 %, für einen Torhüter mehr als ordentlich. Bei den langen Schlägen kamen über 50 % beim eigenem Mann an. Dabei hatte Ortega im Schnitt 57 Ballkontakte pro Spiel und war damit auf einem Level mit Spielern wie Freiburgs Grifo und Thomas Müller von den Bayern. Dies spiegelt aber gleichzeitig auch die Abhängigkeit der Arminia wieder. Der Keeper war meist der Zielspieler, wenn es um den eigenen Spielaufbau und der Initiation eigener Offensivaktionen ging. Für die spielerische Klasse der Ostwestfalen war dies eher ein Armutszeugnis und zeigt dennoch, dass Stefan Ortega auch ein starker Fußballer ist. Zusammen mit einer Fangquote von 73 % sind das sehr starke Statistiken eines Torhüters, der der absolute Schlüsselspieler des Absteigers war. Freilich konnte auch Stefan Ortega letztlich den Abstieg der Arminen in der zweiten Saison seit der Rückkehr in die Bundesliga verhindern, dafür war Bielefeld in der Offensive beziehungsweise im Torabschluss nicht effizient genug.
Zwischenzeitlich war der Torhüter als Nummer 4 auf Abruf für die EM 2021 eingeplant. Zur Nationalmannschaft stieß er dabei allerdings nicht. Es zeigt aber, dass Ortega zu den besten deutschen Torhütern gezählt wird. Daher gab es in diesem Sommer dem Vernehmen nach Angebote von Schalke und von der Berliner Hertha für den Deutsch-Spanier. Bei beiden Vereinen hätte der Torhüter auf Anhieb die Nummer 1 sein können und sich weiterhin Woche für Woche auf großer Bühne beweisen können. Auch das Einkommen wäre nach wie vor gut ausgefallen. Deswegen ist es im ersten Augenblick etwas befremdlich, dass er beide Angebote ausgeschlagen hat. Während die Hertha noch einen neuen Torhüter sucht, hat Schalke zumindest schon reagiert und Alexander Schwolow von ebenjener Hertha ausgeliehen. Gleichzeitig ließ ein neuer Arbeitgeber für Ortega lange auf sich warten.
Als der Kicker meldete, dass Pep Guardiola den Torhüter verpflichten wollte, sorgte dies für etwas Unruhe. Sicher, Ortega ist ein guter Torhüter, doch war es absolut nicht naheliegend, dass er sich dem aktuellen englischen Meister anschließen könnte. Zur Einordnung muss aber gesagt werden, dass er eben der Stellvertreter vom Brasilianer Ederson geben soll. Zweifelsohne ist Ederson einer der besten Torhüter der Welt derzeit, der perfekt ins Spielsystem des fußballverrückten Trainers Guardiolas passt. Guardiola steht bekanntermaßen überspitzt formuliert für schier unendliche Ballstafetten. Dafür braucht es einen fußballerisch exzellenten Torhüter. Diesen Typus verkörpert Ederson und auch Ortega hat einen ähnlichen Ruf, wenngleich beide Torhüter doch wiederum unterschiedlich sind. Die langen Schläge beherrschen beide Keeper gleichermaßen und auch die Kurzpässe sind auf ähnlichem Niveau. Aber bietet Ederson noch etwas mehr, als Ortega, der vor allem noch über erstaunliche Reflexe verfügt und daher auch bei Abschlüssen aus kurzer Distanz zu glänzen weiß. Ederson verfügt über regelrecht brutal starke Abwürfe, mit denen er Kontersituationen einleiten und gleichzeitig noch eine halbe gegnerische Mannschaft aus dem Spiel nehmen kann. Auch auf der Linie und in der Strafraumbeherrschung ist Ederson stärker einzuschätzen.
Dennoch ergibt ein Wechsel Ortegas aus fußballerischen Gesichtspunkten Sinn. Guardiola gilt als taktischer und technischer Fanatiker, neudeutsch ein Nerd. Er gilt als der Prophet des Tiki-Taka, wenngleich er auch seinen Spielstil immer wieder angepasst und verfeinert hat. Demzufolge ist absolut nachvollziehbar, dass Guardiola auf dem Posten der Nummer 2 ebenso einen technisch herausragenden Torhüter haben will. Doch exakt an diesem Punkt muss auch die bisherige Nummer 2 bei den Citizens beleuchtet werden. Diesen Status nimmt bisher der 28-jährige US-Amerikaner Zack Steffen ein, der auch in der Bundesliga bereits seine guten Fähigkeiten unter Beweis stellen konnte. Doch spielt er in der Spieleröffnung eben nicht derart stark wie Ederson oder auch Ortega. Gleichzeitig hat Steffen bisher die Rolle der Nummer 2 sehr gut ausgefüllt und konnte als Stellvertreter des brasilianischen Nationaltorhüters überzeugen. Doch nun scheint Steffen zum Wechsel gezwungen und das eben nicht nur durch Ortega, denn Steffen konkurriert in der us-amerikanischen Nationalmannschaft mit Matt Turner, der zur neuen Saison Nummer 2 beim FC Arsenal werden soll. Mehr Spielpraxis wird daher zwingend benötigt, wodurch Steffen darüber nachdenken soll, sich ausleihen zu lassen. Das vermelden aktuell englische Medien.
Der Weg für Ortega wäre damit wohl endgültig frei. Dem Vernehmen nach soll den Torwart nicht in erster Linie das Gehalt, welches definitiv höher ausfallen soll als in Bielefeld. Vielmehr geht es dem Torwart um die Möglichkeit, im täglichen Training mit einem der besten Torhüter der Welt zusammen arbeiten zu können. Bereits in den letzten Wochen sagte Ortega, dass er nur eine Karriere habe und noch einige Ziele verfolgen möchte. Demnach scheint ihm derzeit die tägliche Arbeit auf absolutem Spitzenniveau und eine begrenzte Zahl an Einsätzen in Kombination mit einem guten Einkommen derzeit wichtiger zu sein, als jede Woche die Nummer 1 zu sein. Allerdings muss dabei auch beachtet werden, dass Ortega in Manchester einen Vertrag über 3 Jahre unterschreiben soll. Bei Erfüllung des Vertrages wäre er 32 Jahre als, hätte weitere wertvolle Erfahrung auch im Training gesammelt und könnte immer noch auf höchstem Niveau sich beweisen. In 3 Jahren gäbe es immer noch einen großen Markt für den Torwart.
Ein Wechsel zu Manchester City könnte daher durchaus Sinn ergeben, auch wenn auf den ersten Blick als etwas unrealistisch erscheint. Letztlich könnten sowohl Manchester City als auch Stefan Ortega selbst davon profitieren. Der Verein hätte eine Nummer 2, die sehr gut in die fußballerische Ausrichtung passt. Es wäre ein weiteres Puzzle-Teil für Guardiola, um den Kader auf absolutem Top-Niveau zu halten. Ortega wiederum könnte indes noch einiges von Ederson lernen und auch die Nummer 1 selbst wäre wiederum neu gefordert von einem neuen Herausforderer, der gleichzeitig um seinen Status weiß.
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