Wenn man als Mannschaft zwingend einen Sieg braucht, um in die K.O. Runde einzuziehen,
sollte man sich wenig Gedanken machen, wenn Guus Hiddink die Finger im Spiel
hat. Ob mit Australien, Süd-Korea oder den Niederlanden, die Vorrunde haben
seine Teams bisher immer überstanden. Diese Tatsache hatte scheinbar die komplette
Elf der Russen vor Augen, während des 2:0 Erfolgs über Schweden. Wie entfesselt
wirbelte das junge Team des Trainer-Gurus die Abwehr der Skandinavier durcheinander.
Schwedens Torwart Isaksson wird sich morgen vermutlich wundern, dass
er nur zwei Mal hinter sich greifen musste. Denn die Russen erspielten sich
eine Anzahl von Torgelegenheiten, die im Grunde ausreicht, um ein ganzes Turnier
zu gewinnen. Als Torwart blüht man in einem solchen Spiel in der Regel auf.
So auch Andreas Isaksson. Im Minutentakt flogen gefährliche Flanken in
die schwedische Gefahrenzone, Dutzende Torschüsse wurden abgefeuert - allein
Jungstar Arshavin versuchte es in den ersten 30 Minuten fünf Mal! Isaksson
löste die Aufgabe mit einer starken Leistung. Vor allem bei hohen Bällen konnte
sich der knapp zwei Meter große Schlussmann auszeichnen. Aber auch aus der Distanz
ließ er sich nicht überwinden. Die Tore von Pavlyuchenko (24.) und Arshavin
(50.) waren nicht zu halten, denn die Russen trugen jene beiden Angriffe bis
kurz vor das Tor und legten im richtigen Moment quer, so dass der Angreifer
den Ball nur noch in die Ecke schieben musste. Am Ende ist sein gelungenes Spiel
vermutlich ein schwacher Trost für Isaksson, denn nun ist die EM beendet
und damit möglicherweise auch die Zeit als Nummer eins, da er bei seinem Club
Manchester City in der vergangenen Saison nur Ersatzkeeper war. Andere Perspektiven
bieten sich da für den jungen Igor Akinfeev. Mit 22 Jahren das erste
große Turnier zu bestreiten ist auf der Torwartposition äußerst ungewöhnlich.
Um so bemerkenswerter ist es, dass er die komplette Vorrunde eine grundsolide
Vorstellung zeigte. Kein Anzeichen von Nervosität und keine nennenswerten Fehler.
Lediglich seine Spieleröffnung war gegen Schweden etwas holprig. Einige lange
Bälle fanden keinen russischen Abnehmer oder landeten direkt im Aus. Nun darf
man gespannt sein, ob er das Viertelfinale gegen den orkanartigen Angriff der
„Oranjes“ genauso bravourös bestreitet.