Italien braucht seine Heiligen. So war das schon immer, und so wird es immer
sein. Ganz natürlich also, dass sich die Tifosi, die heißblütigen Fußballfans
im Stiefelland, auch im Fußball einen Heiligen auserkoren haben, auf dem die
Hoffnungen der Millionen ruhen. Vor vielen Jahren war das Roberto Baggio,
später Alessandro del Piero, vor zwei Jahren sogar Innenverteidiger Cannavaro.
Jetzt ist es ein Torwart, der die Massen in Verzückung versetzt: Gianluigi,
genannt „Gigi“, Buffon. Die „Gazzatta dello Sport“ nennt den vierfachen
Welttorhüter bereits „San Buffon“. Spätestens nach dem gehaltenen Elfmeter im
zweiten Gruppenspiel gegen Rumäniens Mutu gilt der Ausnahmekönner als Retter
des Weltmeisters. Seine Leistungen, seine Konstanz und Brillanz sollen Italien
ins Finale der Europameisterschaft bringen. Immerhin: Das drohende Ausscheiden
aus der Gruppenphase haben die Azzurri abgewendet – auch dank ihres Torhüters.
Der hatte seine stärkste Szene im Spiel gegen Frankreich in Minute 74. Frankreichs
auffälligster Akteur. Der erst 20 Jahre alte Benzema, hatte von der Strafraumkante
einen formidablen Schlenzer losgelassen. Buffon musste diese Idee geahnt haben,
sein kurzer Schritt in die richtige Ecke, abgeschlossen mit einer tollen Flugeinlage
verhinderten den Anschlusstreffer und damit eine mögliche Aufholjagd der ansonsten
müden Franzosen. Schon früh hatte die Mannschaft von Trainer Domenech den Ausfall
von Spielgestalter Ribery verkraften müssen. Der quirlige Mittelfeldmann musste
bereits nach acht Minuten mit Verdacht auf Unterschenkelbruch ausgewechselt
werden. In der 25. Minute dann die nächste spielentscheidende Situation: Abidal
verfolgte den stets gefährlichen Luca Toni und grätschte dem Bayern-Stürmer
zwischen die Beine. Schiedsrichter Lubos Michel zückte die Rote Karte und gab
Elfmeter für Italien. Gegen Pirlos Schuss hatte Coupet keine Chance.
Doch in der Folge war es der Schlussmann aus Lyon, der sich zum auffälligsten
Franzosen aufbäumte. Mit diversen Klasse-Paraden, unter anderem nach einem scharfen
Freistoß von Grosso (44.), verhinderte Coupet weitere Gegentore. Großeinkäufer
Tottenham (u.a. im Gespräch: Lukas Podolski, Modric etc.) soll an dem Franzosen
dran sein. Mit seiner insgesamt starken Darbietung in allen drei Gruppenspielen
hat Coupet seinen Marktwert noch einmal erhöht. Doch seine Mannschaft,
die „Grande Nation“, ist als amtierender Vize-Weltmeister ausgeschieden.