Das zweite Gruppenspiel gleicht bei einem großen Turnier meist einem Endspiel. So auch die Partie zwischen Gastgeber Österreich und Polen. Beide hatten ihr Auftaktspiel verloren und mussten eigentlich das Spiel gewinnen, um die Chance auf ein Weiterkommen zu wahren. Herausgekommen ist ein 1:1 Unentschieden, welches aber beiden Mannschaft nicht so recht helfen mag.
Trotzdem boten beide Mannschaften eine durchaus unterhaltsame Partie, in der
Polens Schlussmann Artur Boruc eine überragende Figur darstellte. Der
Keeper von Celtic Glasgow untermauerte seinen Spitznamen „Spaceman“ mit zahlreichen
tollen Paraden. Vor allem Martin Harnik dürfte noch einige Tage an das
1,93 Große Kraftpaket denken. Gleich zwei Mal scheiterte Österreichs Hoffnungsträger
frei vor dem heraus eilenden Boruc. Natürlich hat er in den beiden Szenen das
nötige Glück, welches ein Torwart in einer 1-gegen-1-Situation braucht, schafft
es aber auch mit perfekter Körperhaltung das polnische Gehäuse weitgehend zu
versperren. Ähnlich erging es dem Ösi-Motor Leitgeb, der ebenfalls freistehend
vor Boruc den Kürzeren zog. Wie so oft im Fußball wurde die mangelnde
Chancenauswertung des Gastgebers hart bestraft. Polens erster gefährlicher Angriff
vollendet der Wahlpole Gurreiro mit einem trockenen Abstauber aus fünf
Metern (30.). Jürgen Macho ist in der Szene schuldlos, zumal das Tor aus deutlichem
Abseits erzielt wurde - die erste krasse Schiedsrichterfehlentscheidung der
EM! Nach der Pause muss der Gastgeber dem hohen Tempo in der Anfangsphase Tribut
zollen, so dass die Polen immer besser ins Spiel kommen können. Die Polen versuchen
dabei, die Vorentscheidung zu erzielen. Aber nun stellte sich Borucs Pendant
Jürgen Macho in den Vordergrund und vereitelte gleich mehrerer gute Torgelegenheiten.
Zunächst pariert er gegen die sträflich freien Smolarek und Krzynowek, um kurz
danach einen gefährlichen Freistoß über die Latte zu lenken. Teamchef Hickersberger
kann sich zumindest in dieser Personalentscheidung keinen Vorwurf machen, denn
Macho überzeugte bisher in beiden Partien. Als das Spiel schon fast vorbei war,
schenkte der schwache englische Schiedsrichter Webb den Österreichern einen
Elfmeter. Ein harmloses Halten an Prödl ordnete er völlig falsch ein und zeigte
in der Nachspielzeit überraschend auf den Punkt. Die "Alpenlegende" Vastic,
mit 38 Jahren ältester Spieler der EM, denkt nicht lange nach und knallt das
Leder in die rechte Torwartecke. Perfekter Elfer, unhaltbar für den ansonsten
überragenden Boruc. Mit dem späten Ausgleich ist für Polen nur noch rechnerisch
das Viertelfinale drin, während ganz Österreich im letzten Gruppenspiel gegen
Deutschland von einem zweiten Cordoba träumt.