Otto Rehhagel konnte sich ein süffisantes Lächeln nicht verkneifen,
als ihm sein Reporter-Spezi Rolf Töpperwien nach dem zweiten Gruppenspiel
der Griechen gegen Spanien nahelegte, doch mal den Torhüter auszutauschen. „Das
wäre eine Möglichkeit“, antwortete „König Otto“ dem stets so aufdringlich, wie
möglich wirkenden Töpperwien, „wir haben allerdings keinen besseren Torwart
in Griechenland.“ Damit hatte der immer noch amtierende Europameister-Trainer
das Problem der Griechen auf den Punkt gebracht. Der einzige Keeper mit internationaler
Erfahrung ist Antonis Nikopolidis, der 37-jährige Schlussmann von Olympiakos Piräus. Doch Nikopolidis ist vermutlich der schwächste Torhüter bei dem
europäischen Kräftemessen in Österreich und der Schweiz. Das stellte er im letzten
und unbedeutenden Gruppenspiel gegen Spanien erneut unter Beweis. Große Slapstick-Kunst
wäre sein Verhalten in der 24. Minute gewesen, nur: solche Szenen hat der Grieche
mindestens einmal in 90 Spielminuten. Viel zu weit vor dem Tor stehend hatte
Nikopolidis den als Fernschützen bekannten Xabi Alonso zu einem weiten
Heber von der Mittellinie provoziert. Spät erkannte der Grieche seinen Stellungsfehler
und sprintete zurück. Die Augen nur auf den Ball - der das Tor letztlich verfehlte
- gerichtet, rannte Nikopolidis direkt in den Pfosten und versaute sich beinahe
die Familienplanung. Bei den Treffer von de la Red (61.) und Guiza
(89.) war er allerdings weitestgehend chancenlos. Nur seine schärfsten Kritiker
dürften bemängelt haben, dass ihm beim harten Schuss von de la Red die Reaktionsschnelligkeit
und beim spielentscheidenden Kopfball von Guiza die Übersicht fehlte.
Spaniens Trainer Aragones hatte wie zu erwarten nahezu die komplette
Stammformation ausgetauscht, auch Schlussmann Casillas durfte sich auf
der Bank schonen. Eine vertretbare Entscheidung, zumal es in den K.O.-Spielen
vor allem auf die Künste des in seinem Torwartspiel gereiften Keepers von Real
Madrid ankommt. Seit vielen Jahren stand nicht mehr ein so guter Torwart zwischen
den spanischen Pfosten. Vielleicht ist Casillas der Garant dafür, dass
die fast schon traditionell früh in den Entscheidungsspielen ausscheidenden
Spanier in diesem Jahr weit kommen. Sein Ersatzmann José Manuel Reina
bewies gegen Griechenland zudem, dass die Iberer auch auf dieser Position nahezu
gleichwertig besetzt sind. Spanien trifft im Viertelfinale auf Weltmeister Italien.