Pascal Zuberbühler ist der Kopf des Schweizer Teams. Vor deftigen Kommentaren schreckt der ehemalige Leichathlet nicht zurück, wenn es darum geht, seine Mannschaft wachzurütteln. torwart.de traf Pascal Zuberbühler in Basel.
torwart.de: Am 13.Mai hattet ihr euer letztes Saisonspiel gegen den FC Zürich. Nur ein Punkt trennte euch von der Meisterschale, es stand 1:1 und in der 94. Minute erzielte Zürich den Siegtreffer zum 1:2 und fing euch am letzten Spieltag noch ab. Nach dem Spiel kam es zu schweren Ausschreitungen auf beiden Seiten. Wie bitter war diese Niederlage für dich und wie hast du die Ausschreitungen nach dem Schlusspfiff erlebt?
PascalZuberbühler: Das war die größte Niederlage, die ich bisher erlebt habe. So kurz vor Schluss einen Knockout zu bekommen, im eigenen Stadion, vor den eigenen Fans. Das hat es noch nie gegeben. Ich habe so eine Leere in mir gefühlt, die ich noch nie nach einem Spiel hatte. Zu den Ausschreitungen: Ich schäme mich wirklich dafür, was dort passiert ist. Ich schäme mich ganz besonders für die Fans des FC Basel. Ich habe auf Bildern erst einen Tag später gesehen, was dort abgegangen ist. Ich stand im 16-Meter-Raum und war so konstatiert und down, dass ich gar nicht mitbekommen habe, was um mich herum geschehen ist. Ich war fix und fertig. Die Fans hätten mich überrennen können und ich hätte nichts bemerkt, da ich in meinem Kopf nur noch die Niederlage hatte. Was dort abgegangen ist hat mit Fußball nichts mehr zu tun. Da muss es Sanktionen geben, gerade im Bezug auf das Hooligan-Gesetz – ganz besonders im Hinblick auf die EM 2008 im eigenen Land.
torwart.de: Die WM in Deutschland beginnt in knapp drei Wochen. Hast du Angst, dass sich solche Vorkommnisse während der WM wiederholen könnten?
Zuberbühler: Nein, denke ich nicht. Deutschland war immer ein Land, das auch im Organisieren weltmeisterlich ist. Deswegen denke ich nicht, dass dort etwas geschehen wird. Natürlich kann es zwischen den Fans zu Rangeleien kommen, aber ich bin mir sicher, dass die deutschen Behörden alles im Griff haben wird.
torwart.de: Noch mal zum Wochenende. Wie hast du die letzten Minuten erlebt?
Zuberbühler: Als der Linienrichter anzeigte, dass nur noch 4 Minuten zu spielen sind, dachten wir schon, dass jetzt nichts mehr passieren kann, zumal der FC Zürich absolut keine Chancen mehr hatte. Innerlich spürte ich, dass wir Meister sind, wenn der Schiedsrichter abpfeift. Wir standen hinten gut, somit war ich überzeugt davon, dass wir das Spiel nach Hause schaukeln können. Aber im Fußball geht alles so schnell. Einwurf, eine Drehung, Schuss. Und der Ball ist im Tor. Das ist das Brutale an diesem Beruf. Jetzt habe ich auch mal diese Seite kennen gelernt.
torwart.de: Der FC Basel dominierte die Runde nach Belieben. Wie bewertest du diese Saison mit ein wenig Abstand?
Zuberbühler: Seit dem dritten Spieltag standen wir an erster Stelle. Von daher hätten wir es verdient gehabt, den Meisterpokal zu holen. Im Fußball gelten solche Gesetze natürlich nicht, das muss man akzeptieren. Das schmerzt unglaublich, vor allem wenn man im Heimstadion gegen den FC Zürich, unserem größten Rivalen, verliert. Dieses Szenario kann ich mir immer noch nicht erklären.
torwart.de: Ein Torhüter hat es da doch besonders schwer. Er kann auf der einen Seite der größte Held sein und auf der anderen Seite kann er zum größten Versager werden. Wie gehst du mit diesem enormen Druck um?
Zuberbühler: Das letztendlich ist das Schönste daran. Ich bin gerne jemand, der unter Druck steht. Ein Torhüter kann 90 Minuten super halten und dann einen Fehler machen, der Ball ist drin und das Spiel ist verloren. Das ist eine Hochseilwanderung für einen Torhüter. Man kann entweder oben bleiben, oder man fliegt schnell runter. Das ist das Los des Torhüters. Doch ich liebe diesen Beruf, bin gerne unter Druck.
torwart.de: Oliver Kahn hat einmal gesagt, er liebt es unter Druck zu stehen, denn nur dann könne er Leistungen bringen. Würdest du das so unterschreiben?
Zuberbühler: Richtig. Ein Torhüter der nicht unter Druck ist, kann keine guten Leistungen bringen. Das es manchmal gut läuft und manchmal schlecht, ist menschlich. Viele Menschen denken, dass man keine Fehler machen darf. Doch jeder Mensch der Welt macht Fehler. Selbst der beste Torhüter greift mal neben den Ball. Das muss man einfach mal betont haben, dass wir Menschen sind. Man macht die Fehler nicht mit Absicht.
Sicherlich machst Du ja auch keine absichtlichen Fehler beim Schreiben dieses Artikels, indem Du zum Beispiel ein Wort falsch schreibst. Für mich ist es wichtig, dass man nach einem Fehler wieder aufsteht und diesen Fehler wieder ausbügeln möchte.
torwart.de: Du kamst er sehr spät ins Tor, hast früher Leitathletik gemacht. Wie bist du eigentlich ins Tor gekommen?
Zuberbühler: Mein Vater war selbst Torwart beim FC Frauenfeld. Sonntags gab es dann immer einen Familienausflug zu seinen Spielen und dort habe ich auch ein wenig Fußball gespielt. Richtig angefangen habe ich aber erst relativ spät, im Alter von 14 oder 15 Jahren. Mich hat jedoch keiner gezwungen ins Tor zu gehen, schon gar nicht mein Vater. Es war von Anfang mein größter Wunsch Torwart zu werden. Ich wollte nicht im Mittelfeld spielen und schon gar nicht in der Verteidigung.
torwart.de: Gab es spezielle Fähigkeiten, die du aus der Leichathletik mitnehmen konntest?
Zuberbühler: Ich wollte in meiner Jugend immer einen Mannschaftssport ausüben. An der der Leichathletik hatte ich viel Freude, doch meine Kollegen haben immer gesagt, dass ich mit ihnen zum Fußball kommen soll.
Meine entscheidende Phase fing aber erst mit 18, 19 oder 20 an. Heutzutage sind die Jugendlichen schon mit 16 bis 17 enorm weit entwickelt, da entscheidet sich welchen Weg man einschlägt. Es gibt soviel junge Talente heutzutage. Früher hat es gereicht, dass man einfach Talent mitbringt, um Profifußballer zu werden. Heute wird soviel im Kopf und mit dem Willen entschieden. Wie viele möchten lieber Fußball spielen und Leistung bringen, anstatt etwas mit ihren Kollegen zu unternehmen. Da entscheidet sich, in welche Richtung man geht. Bei mir hat sich es aber erst später herauskristallisiert, als ich mit 21 Jahren meinen ersten Profivertrag unterschreiben konnte.
torwart.de: Der Fußball wird immer schneller und athletischer. Auch das Torwartspiel ist nicht mehr das, was es vor 15 Jahren war. Wie siehst du diese Entwicklung?
Zuberbühler: Der ganze Fußball hat sich verändert. Das Spiel läuft anders, die Bälle sind anders, die Fußballschuhe auch. Das Spiel wird athletischer und schneller. Natürlich hängt es immer davon ab, was man für einen Trainer hat und wie dieser auf den Torhüter setzt. Optimal ist es, wenn er sagt, dass der Torhüter für ihn ein wichtiger Bestandteil der Mannschaft ist und ihn dementsprechend trainiert. Er möchte dann einen Torwart, der die Verteidigung dirigiert, offensiv mitspielt und Präsenz zeigt, so kann er ihm das Vertrauen geben. Ein Torhüter kann für eine Mannschaft ein sehr wichtiger Bestandteil sein. Früher war es so, dass man wenn man nicht laufen wollte, ins Tor gestellt wurde. Heute ist das gar nicht mehr der Fall. Alle Top-Mannschaften haben einen Torhüter im Tor, der Präsenz auf dem Platz zeigt und das muss ein Torwart tun. Ein Torhüter muss heute mental mehr leisten als ein Feldspieler, also fast 95 Minuten konzentriert sein. Er kann 88 Minuten nichts zu tun haben und muss trotzdem voll da sein.
torwart.de: Hattest du Probleme mit der Umstellung bzw. Anpassung an das "moderne Torwartspiel"?
Zuberbühler: Ich sage immer wieder, dass ich ein Torhüter bin, der noch etwas lernen kann.
torwart.de: Du spieltest ein Jahr hier in Deutschland für Bayer Leverkusen. War das Jahr für dich ein negativer Tiefpunkt, da du nicht nur in den Medien als Sündenbock herhalten musstest?
Zuberbühler: Ganz im Gegenteil! Das Jahr bei Bayer Leverkusen war sehr gut für mich, das ist ganz klar. Gerade vom Fußballerischen her habe ich dort viel gelernt. Damals war es natürlich ein Flop für mich, es lief nicht so wie ich es mir vorgestellt hatte. Viele Dinge liefen falsch, erst wollte Christoph Daum mich haben, dann musste er den Verein verlassen. Das war wie ein Todesurteil für mich. Gerade im Bezug auf die Medien habe ich aber sehr viel gelernt in Deutschland. Es war eine sehr harte Zeit, als ich nach Basel zurückkam, da natürlich auch Schadenfreude vorhanden war und jeder mit dem Finger auf mich zeigte. Im ersten Jahr habe ich dann mit Basel gleich das Double geholt und das war natürlich das Größte für mich.
torwart.de: Hast du irgendwelche Konsequenzen bezüglich der Medien gezogen?
Zuberbühler: Nein gar nicht. Es war einfach so, dass es bei Bayer Leverkusen einen Umbruch gab, da man im Jahr vorher bei Unterhaching so knapp die Meisterschaft verloren hatte. Jeder konnte sich natürlich vorstellen, was dort abgegangen ist. Viele Spieler wollten damals weg, für mich persönlich war der Raufwurf von Daum der Knackpunkt. Als er noch da war, hatte ich eine super Zeit mit ihm. Danach wurde Rudi Völler Interims-Trainer und ich war sieben Spiele auf der Ersatzbank, bis dann Berti Vogts in der neuen Saison kam und viele Änderungen gab. Das hätte ich so nicht für möglich gehalten.
torwart.de: Menschlich hat dich das Jahr hier in Deutschland also enorm weitergebracht…
Zuberbühler: Absolut. Das war sehr lehrreich für mich.
torwart.de: Unter der Mäzen und Roche-Erbin Gigi Oeri, die Millionen von Franken in den Verein investierte, und unter dem Präsidenten René C. Jäggi kam der große Erfolg ins 2001 neu eröffnete Stadion St. Jakob-Park zurück. Siehst du sie als Schlüsselperson im Verein?
Zuberbühler: Sie hat nun auch das Präsidium übernommen, natürlich ist sie der alleinige Chef. Es ist bewundernswert und mutig, dass sie das nun gemacht hat. Es ist eine einmalige Sache in Europa, dass eine Frau einen Proficlub leitet. Was sie alleine vom Finanziellen her auf sich genommen und für den Verein gemacht hat, ist sehr wichtig, vor allem in der heutigen Zeit.
Seitdem sie dabei ist, konnte man viele erfolgreiche Zeiten erleben und ich möchte weiterhin gemeinsam mit ihr erfolgreich für Basel sein.
torwart.de: Kommuniziert sie mit den Spielern und wie intensiv ist der Kontakt mit ihr?
Zuberbühler: Natürlich spricht sie auch mit den Spielern, aber da gibt es auch Unterschiede. Es gibt Spieler, die haben einen besseren Kontakt zu ihr als andere. Aber sie ist immer da und hat immer ein offenes Ohr. Obwohl sie eine Frau ist, hat sie das Gefühl für den Fußball. Natürlich ist sie ein bisschen anders als wir Männer, aber ich finde es immer gut, wenn eine weibliche Person im Fußball dabei ist und ihre Sicht der Dinge darstellt.
torwart.de: Haben die Fans denn keine Probleme, sie zu akzeptieren?
Zuberbühler: Das ist doch fast schon normal. Bei den Fans gibt es immer wieder Rufe gegen die Frau im Verein oder Spieler. Das ist menschlich, damit muss sie auskommen und das macht sie auch.
torwart.de: Eine rasante Entwicklung gab es hier in Basel. Vom Provinzclub in die Champions-League…
Zuberbühler: Wir verdienen gutes Geld hier und bekommen regelmäßig unser Gehalt, das ist heute auch nicht mehr selbstverständlich.
torwart.de: Welcher Abend der Champions League blieb für dich besonders in Erinnerung?
Zuberbühler: Es gab viele schöne und erfolgreiche Momente in der Champions League, alles hat gepasst, von A bis Z. Ich hoffe, dass man in 3 bis 4 Jahren sagen kann, dass dieser Moment wichtig für den Verein und die ganze Region war.
torwart.de: Euer Trainer Christian Gross ist unumstritten. Er hat das volle Vertrauen der Vereinsführung.
Zuberbühler: Es ist unglaublich, was er allesgeleistet hat, seitdem er beim FC Basel ist. Wir mischen seitdem immer vorne mit in der Meisterschaft und haben schon 3-mal den Titel gewonnen, uns 2-mal für die Champions League qualifiziert und auch den Pokal gewonnen.
Nationalmannschaft
torwart.de: Kommen wir nun zu einem anderen Thema: Die Nationalmannschaft. In der WM-Qualifikation habt ihr euch anfangs sehr schwer getan. Anfangs gab es oft Unentschieden, zudem einen mühevollen Sieg gegen Zypern, doch ihr seid dennoch bis zum Spiel in der Türkei ungeschlagen gewesen.
Zuberbühler: Das Wichtigste ist, wir haben die ganze Qualifikation über keine einzige Niederlage gehabt, das spricht ganz klar für die Mannschaft, das ist die Schweizer Nationalmannschaft. Wir haben wohl im letzten Spiel in der Türkei 4:2 verloren, aber dennoch verspürte man eine Aufbruchstimmung. Man sieht dennoch, dass man in der Schweiz Fußball spielen kann. Wir haben einen super Kader.
torwart.de: Die U-21 steht wohl exemplarisch für den Aufbruch in der Schweiz.
Zuberbühler: Sie ist sehr im Kommen. Wir haben junge Spieler dabei die schon in ihren Teams in ganz Europa Fuß gefasst haben. Das sieht man auch wenn sie in die Nationalelf kommen, dass sie viel Selbstvertrauen haben. Die Schweiz entwickelt sich fußballerisch enorm.
torwart.de: Negativer Tiefpunkt der Qualifikation war sicherlich das Spiel in der Türkei…
Zuberbühler: Ich möchte nicht mehr auf die Details eingehen, aber es war schon ein sehr düsteres Kapitel für uns. Vor allem, weil wir uns für die WM qualifizierten und uns gar nicht mehr richtig freuen konnten. Was da in den Katakomben abgegangen ist, das hatte gar nichts mehr mit Fußball zu tun. Das war wirklich ein "Schock", wenn man das gesehen hat.
torwart.de: Benjamin Huggel wurde für sechs Pflichtspiele gesperrt und kann unter Umständen nicht einmal bei der EM im eigenen Land 2008 teilnehmen. Wie beurteilst du das Urteil?
Zuberbühler: Ja, eben ungerecht, das kann ich nicht nachvollziehen. Darauf möchte ich auch nicht mehr näher eingehen.
torwart.de: Wird er euch während der WM besuchen?
Zuberbühler: Gut, er ist sicher eingeladen aber wie würdest Du das sehen, wenn Du der Benjamin Huggel wärst und aus der Schweizer Nationalmannschaft ausgeschlossen bist und nie mehr da spielen kannst. Ich weiß auch nicht, wie viele Spiele wir bei der WM machen werden.
Nehmen wir mal an wir machen mehr als 3 Spiele, das ist auch sicher mein Ziel. Hättest Du Lust dabei zu sein mit der Mannschaft, wenn Du weißt, dass Du nicht dazu gehörst?
torwart.de: Wie sieht die WM-Vorbereitung von euch konkret aus?
Zuberbühler: Wir werden uns am 21.05. in Bern treffen. Danach haben wir ein großes Programm mit drei Freundschaftsspielen gegen Italien, China und die Elfenbeinküste.
torwart.de: Wo seht ihr euch leistungsmäßig und wie sieht Deine körperliche Fitness momentan aus?
Zuberbühler: Zuerst muss die Mannschaft sich finden, das ist klar. Danach können wir besser beurteilen, wo wir nun stehen.Man kann noch so ausgelaugt sein, aber die Vorfreude ist so groß auf die WM, dass man auf die Zähne beißen wird.
torwart.de: Werdet ihr spezielles Torwarttraining machen?
Zuberbühler: Wir werden mit Erich Burgener (Torwarttrainer der Schweiz, die Red.) trainieren, darauf freue ich mich besonders. Das Training wird ein wenig variiert und entsprechend nach den Belastungen angepasst werden.
torwart.de: Kann der Torwarttrainer der Nationalmannschaft dir noch etwas beibringen oder nur noch kleine Dinge verfeinern?
Zuberbühler: Das Wissen, wie man etwas umsetzt, das ist das eine. Aber die Umsetzung, das kann jeder Torhütertrainer noch verfeinern. Erich ist so ein positiver Mensch und es macht einfach Spaß mit ihm zu trainieren.
torwart.de: Bringst Du eigene Ideen mit ein?
Zuberbühler: Er hat sicher seinen Plan und Vorstellungen, aber wenn ich sage, ich möchte etwas Spezifisches machen, dann kann ich das jederzeit mit einbringen.
torwart.de: Werden die Torhüter unterschiedlich intensiv während der WM trainiert werden?
Zuberbühler: Nein, ich denke, dass es wichtig ist, dass alle drei das gleiche Pensum absolvieren. Vor dem Spiel sollte der Torhüter, der dann spielt, ein separates Training absolvieren, wie er es das ganze Jahr über macht, damit er seinen Rhythmus beibehalten kann.
torwart.de: Wie beurteilst du deine zwei "Konkurrenten" im Tor der Schweizer?
Zuberbühler: Da muss man nicht darüber diskutieren, wir haben zwei sehr gute Torhüter im Kader. Es gibt neben den zwei, die nominiert worden sind, noch eine ganze Reihe von klasse Torhütern in der Schweiz. Ich hoffe und bin sicher, dass wir in der Schweiz noch einige gute Torhüter herausbringen werden.
torwart.de: Kannst als du als Älterer den zwei etwas weitergeben?
Zuberbühler: Jeder sollte mit Freude dabei sein. Als ich vor zwei Jahren bei der Europameisterschaft dabei, war es für mich auch wichtig zu fühlen, dass ich dabei bin. Wichtig ist, dass man ein Team ist und zusammenarbeitet. Sicher möchte jeder gerne spielen, aber man wünscht sich einen positiven Ausgang. Man gewinnt zusammen und verliert zusammen. Es geht für jeden auch um viel Geld. Wir möchten auch Geld verdienen, das gehört natürlich auch dazu. Aber für mich ist wichtig, dass wir mit dem Torhütertrainer auf der gleichen Ebene sind und mit Freude trainieren. Sollte ein Stinkstiefel dabei sein, wäre ich sicher jemand, der eingreifen würde.
torwart.de: Mit wem wirst du eigentlich ein Zimmer teilen?
Zuberbühler: Ich habe ein Einzelzimmer, das habe ich schon immer so gehandhabt. Ich habe keine Probleme mit den Spielern, doch ich habe gerne meine Ruhe auf meinem Zimmer, falls jemand mal schnarcht oder Alpträume hat. Aber ansonsten bin ich jemand, der auf die Mannschaft und die anderen zugeht.
torwart.de: Experten sind sich uneins über die Stärken der Schweizer Nationalmannschaft. Wo siehst du eure Vorteile?
Zuberbühler: Ganz klar, das Team und der Zusammenhalt. Die jungen Spieler sind hungrig nach Erfolgen, das kann man spüren. Das spürt man schon auf dem Trainingsplatz, wie sich die jungen Spieler einbringen. Das hat sich besonders in den letzten Jahren verändert und es macht Spaß.
torwart.de: Welche Erwartungen gibt es intern und was erwartet die Schweizer Öffentlichkeit von euch?
Zuberbühler: Wenn man eine Qualifikation ohne Niederlage gespielt hat, verfestigt sich natürlich der Anspruch
um weitere gute Spiele zu zeigen. Wenn man auf die Straße geht und die Leute fragt, was sie von einem erwarten, dann kommt meistens die Antwort "ins Halbfinale". Es ist alles möglich im Fußball, doch man sollte zunächst die ersten Spiele abwarten, denn Erfolg verpflicht auch. Wir sind nicht mehr der klassische Außenseiter, der wir einmal waren.
torwart.de: In den vergangenen Jahren gab es viele Trainer in der der Schweiz. Nun kam mit Köbi Kuhn eine gewisse Konstanz hinein.
Zuberbühler: Ja, mit dem Köbi kam eine gewisse Konstanz hinein, alleine wegen des Erfolges.
torwart.de: Kuhn steht hinter dir, die Nation ist gespalten.
Zuberbühler: Das ist so, weil ich eine Persönlichkeit bin, die eine gewisse Ausstrahlung hat und polarisiert. Vielleicht bin ich auch manchmal ein wenig zu laut, doch das bin ich eben. Ich bin einer der sich hinstellt, wenn es nicht gut läuft, und seine Meinung kundgibt, auch in der Öffentlichkeit. Da haben wohl einige ein Problem mit. Ich weiß was ich kann und ich weiß was ich will.
torwart.de: Portugals Nationaltrainer Scolari meinte vor kurzem, dass wir keine offensiven Spiele zu sehen bekommen werden. Werden Torhüter die WM entscheiden?
Zuberbühler: Nein, das denke ich nicht. Aber ich denke, dass der Torhüter eine entscheidende Rolle spielen wird. Der Torhüter kann viel für die Mannschaft beitragen, er steht nicht mehr nur noch hinten drin und wartet, dass ein Schuss auf das Tor kommt. Er hat nun viel mehr Aufgaben zugesprochen bekommen.
torwart.de: Cech, Isaksoon. Es gibt viele junge Keeper bei der WM. Welcher Torwart könnte der Newcomer werden?
Zuberbühler: Wir haben sicher viele gute Torhüter im europäischen Fußball. Petr Cech ist sein sehr guter Torhüter. Gerade vom Mentalen her, da er bei Chelsea London nie großartig gefordert wurde. Doch wenn er gebraucht wird, dann ist er immer da.
torwart.de: Siehst du bei den afrikanischen Mannschaften ein Torwartprobleme?
Zuberbühler: Vielleicht kommt der beste Keeper aus Afrika? Ich würde nie sagen, dass bestimmte Nationen ein Torhüterproblem haben. Es kommt hauptsächlich auf die Tagesform des Torhüters an. Egal ob er 40 ist oder vom Namen her unbekannt.
torwart.de: Kann Philippe Senderos von Arsenal London in euer Verteidigung eine besondere Rolle einnehmen?
Zuberbühler: Wir haben viele gute Spieler im Team, doch er ist etwas Besonderes. Er ist sehr jung und bringt sich verbal sehr stark in die Mannschaft ein und puscht sie, das ist gewaltig in dem Alter.
torwart.de: Ihr setzt also nicht auf Schlüsselspieler wie Deutschland auf Ballack?
Zuberbühler: Wir überzeugen durch die Mannschaft, es gibt keine Schlüsselspieler bei uns.
torwart.de: Welche Emotionen verbindest du damit, dass diese WM gerade in Deutschland stattfindet?
Zuberbühler: Ich freue mich besonders, dass wir hier spielen können. Ich weiß noch immer, wie wir von Deutschland angeschaut werden. Es heißt, dass es die kleine Schweiz ist. Aber wir schauen auch aus der Schweiz auf die Deutsche Bundesliga. Das ist ein Ritual, das jeder Fußballfan mitmacht. Nun sind wir hier dabei und das ist eine große Ehre.
torwart.de: Wie bewertest du die Gruppe der Schweiz und die Gegner?
Zuberbühler: Unsere Gruppe ist gefährlich, doch unser Ziel muss es dennoch sein, die Vorrunde zu überstehen.
torwart.de: Das erste Spiel findet hier in Stuttgart statt. Die Schweizer "Eidgenossen" spielen gegen Frankreich. Ein besonderes Spiel für euch?
Zuberbühler: Es ist das erste Spiel, die Franzosen kennen uns und wissen, wie wir Fußball spielen. Deshalb ist ein offener Schlagabtausch möglich.
torwart.de: Wie schätzt du Togo und Süd-Korea ein?
Zuberbühler: Viele Spieler der beiden Mannschaften spielen hier in der Schweiz, wir kennen den afrikanischen Fußball von daher. Das ist ein sehr körperbetonter Fußball, aber trotzdem müssen wir gegen Togo gewinnen, auch wenn es schwierig werden wird. Das Schlüsselspiel wird gegen Süd-Korea kommen.
torwart.de: Bereitest du dich speziell auf die Gegner vor?
Zuberbühler: Wenn man zuviel sagt, dann lesen das die Gegner (lacht). Aber ich bin sicher jemand, der sich mit den Fähigkeiten der Spieler auseinandersetzt, zum Beispiel mit den Freistoßvarianten.
torwart.de: Darfst du mit deinen Reusch-Handschuhen spielen?
Zuberbühler: DieSpieler dürfen auch ihr Schuhe frei auswählen, somit dürfen wir auch die Handschuhe frei wählen.
torwart.de: Du trägst so genannte Titan-Kettchen.
Zuberbühler: In Deutschland hat das der Müller-Wohlfahrt vor kurzem sogar für das DFB-Team eingeführt.
torwart.de: Welchen Effekt versprichst du dir davon? Zuberbühler: (lacht) Hoffentlich einen positiven, es geht mir gut und solange trage ich es.
torwart.de: Ein Satz noch zu deinen Vorgängern Pascollo und Jörg Stiel?
Zuberbühler: Pascollo war mein Vorgänger, ein hervorragender Torhüter, auch wenn er manchmal öffentlich zerrissen wurde. Mit Jörg Stiel bin ich heute noch viel in Kontakt, er ist mittlerweile ein guter Freund von mir geworden. Wir haben uns immer gegenseitig respektiert. Das wird bei unserem Beruf leider vernachlässigt.
torwart.de: Bereitest du dich schon auf eine Karriere nach der Karriere vor?
Zuberbühler: Sofern ich Zeit habe, mache ich Torwarttraining mit Jugendlichen. Ich würde nach meiner Karriere gerne mit dem Nachwuchs arbeiten und darauf freue ich mich schon besonders.
torwart.de: Weißt du schon, wann du deine Karriere beenden wirst?
Zuberbühler: Solange ich morgen noch aufstehen und mich auf das Training freuen kann und vor allem gesund bleibe, würde ich gerne weiterspielen.
torwart.de: Hast du vielleicht die EM 2008 im eigenen Land im Auge?
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