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J. Deumeland: "In Eupen bin ich als Torwart erster Aufbauspieler!"

Vor wenigen Jahren stand Jonas Deumeland (25) kurz davor Bundesligakeeper beim VfL Wolfsburg zu werden. Doch am Ende machte ihm das Glück einen Strich durch die Rechnung. Mittlerweile hat er aber sein Glück, beim belgischen Zweitligisten KAS Eupen, gefunden. Wir sprachen mit ihm über Aufstiegsträume, europäische BWL und das Ziel Bundesliga.

torwart.de: Du bist seit gut zwei Jahren in Belgien, beim Zweitligisten AS Eupen. Wie ist es damals zu diesem Wechsel gekommen?

Jonas Deumeland: Es kam so, dass Eupen aus der 1. Liga abgestiegen ist und ein deutscher Investor den Verein übernahm. Mit ihm kam mit Wolfgang Frank, der leider kürzlich verstarb, ein erfahrender Bundesligatrainer. Zudem sollte eine Mannschaft aufgebaut und zusammengestellt werden, welche direkt um den Wiederaufstieg mitspielen sollte. Dieses Projekt fand ich sehr interessant und habe mich daher für den Schritt nach Belgien entschieden.

torwart.de: Ihr habt letzte Saison als Favorit Nummer 1 den Aufstieg klar verpasst. Was muss dieses Mal besser laufen, damit ihr es schafft?

Deumeland: Ein Jahr nach dem Einstieg des deutschen Investors, kam es zu einem erneuten Investorenwechsels. Bei dem der Verein, von der Aspire Zone Foundation übernommen worden ist. Mit dem neuen Investor kamen unter anderem sehr junge afrikanische Talente, ein neues Trainerteam und eine neue sportliche Führung. Diese brauchten zunächst eine gewisse Eingewöhnungszeit. Zudem fehlte uns die Stabilität. Mit dieser Basis und der Einbeziehung mehrerer erfahrener Spieler wollen wir dieses Jahr voll angreifen und gehören nun sicher mit zu den vier bis fünf Aufstiegsfavoriten.

torwart.de: Im vergangenen Jahr wurde euer Verein von der Aspire Zone Foundation aus Katar übernommen. Welche Vorteile oder Gefahren siehst du dadurch?

Deumeland: Ich sehe nur Vorteile! Insbesondere mit Trainern zusammenzuarbeiten, welche zuvor für Espanyol und den FC Barcelona gearbeitet haben. Von diesen Erfahrungen habe ich sicherlich schon erheblich profitiert.

torwart.de: Mit Javi Ruiz, hast du einen Torwarttrainer, der bereits bei Espanyol Barcelona und dem FC Barcelona unter Vertrag stand. Wie sehr merkt man seine Professionalität?

Deumeland: Seine Professionalität, seine Erfahrungen, sowie die Sicht auf bestimmte Dinge vom Torwartspiel sind spürbar und unterscheiden sich auch von anderen. Es macht großen Spaß mit ihm zusammenzuarbeiten und auch andere Blickwinkel auf das Torwartspiel kennenzulernen. Er selbst hat mich facettenreicher gemacht und zu meinem erlernten deutschen Stil, die Vorteile des spanischen Torwartspiels hinzugefügt.

torwart.de: Dein Vertrag läuft im nächsten Jahr aus, willst du dann den Sprung wieder zurück nach Deutschland wagen?

Deumeland: Im nächsten Jahr will ich den Sprung in eine 1. Liga schaffen. Wenn es mit Eupen nicht gelingt, muss ich mich auch anderswo umschauen. Dabei sind mir England, Italien, Belgien oder Spanien genauso lieb, wie eine Rückkehr nach Deutschland. Die sportliche Chance wird entscheiden.

torwart.de: Wie siehst du deine sportliche und persönliche Entwicklung in den letzten 5 Jahren?

Deumeland: Das klassische Torwartspiel im Fünfmeterraum mit schnellen Reflexen war sicher schon meine Stärke. In den letzten zwei bis drei Jahren habe ich die Beherrschung des gesamten Strafraums mit meinem damaligen Torwarttrainer, Gregor Pogorzelczyk, abrunden können. Zusätzlich habe ich im letzten Jahr durch die Zusammenarbeit mit Javi insbesondere die Fußarbeit spielsicher verbessern können. Inzwischen bin ich auch beidfüssig.

torwart.de: In welchen Bereichen willst und kannst du dich noch verbessern?

Deumeland: Die großen Schritte sind meines Erachtens inzwischen getan. Nun geht es darum, alles in kleinen Schritten immer weiter zu perfektionieren. Das hört nie auf.

torwart.de: Deine Ausbildung hast du beim VfL Wolfsburg genossen. Dort hast lange Jahre als großes Talent gegolten, warum hat es nicht zu einer Bundesligakarriere gereicht?

Deumeland: Über das Thema möchte ich nicht mehr viel sprechen, deshalb nur kurz: Ich habe einen Vierjahres-Profivertrag bekommen. Nach dem Wechsel verschiedener Verantwortlicher ging plötzlich gar nichts mehr, sodass ich meinen Vertrag nach gut einem Jahr fristlos gekündigt habe. Danach hatte ich zwei ganz schlimme Jahre, die ich nur Dank voller Unterstützung meiner Familie und toller Organisationen wie dem VdV durchgestanden habe. Mehr möchte ich dazu nicht sagen.

torwart.de: In deinem Lebenslauf steht der italienische Erstligist Hellas Verona als Jugendverein, was hat es damit auf sich?

Deumeland:Mein Vater ging von der Arbeit aus nach Italien und wir als Familie gingen selbstverständlich mit. Nach einem Probetraining bei der Jugendmannschaft konnte und durfte ich mich dann zwei Jahre Hellas anschließen. Insgesamt war Italien eine sehr schöne Zeit, auf die ich gerne zurückschaue.

torwart.de: Worin siehst du die Unterschiede zwischen Eupen und Wolfsburg im Torwarttraining?

Deumeland:Nun ja, ich denke dass wir in Eupen ganz nach dem Stil des FC Barcelona trainieren, bedingt durch die Trainer und die Kooperation. Der Torwart ist auch erster Aufbauspieler und deshalb wird sehr viel mit beiden Füßen gearbeitet. Das gibt auch Sicherheit und bringt Selbstbewusstsein bei der Strafraumbeherrschung.

torwart.de: Wie wichtig ist es für dich ein gutes Verhältnis zu deinen Konkurrenten zu haben?

Deumeland:Sehr wichtig. Wir Torhüter sind eine kleine Gruppe in der Mannschaft. Wir arbeiten täglich nah beieinander und daher ist ein gutes Verhältnis für die Arbeitsergebnisse und die Stimmung meiner Meinung nach sehr hilfreich.

torwart.de: Du verlässt dich nicht nur auf den Profifußball sondern studierst nebenbei, was hat dich dazu bewegt?

Deumeland:Das ist richtig, ich studiere nebenbei Europäische BWL und bin guter Dinge dieses Studium am Ende dieses Jahres zum Abschluss zu bringen. Für mich stand schon direkt nach meinem Abitur fest, dass ich nicht nur Fußballspielen möchte, sondern dass ich auch zusätzlich etwas lernen will. Mit der Betriebswirtschaft habe ich ein Themenfeld gefunden, was mich sehr interessiert und was mir Spaß macht es zu lernen. Meine schwere Verletzung zu Beginn meiner Karriere hat mir zudem auf eine sehr schmerzliche Art und Weise zu verstehen gegeben, dass die Profikarriere schneller vorbei sein kann als man denkt und hierfür wollte und will ich mir rechtzeitig ein zweites Standbein aufbauen.

torwart.de: Jonas, wir wünschen Dir für Deine Karriere weiterhin alles Gute

Deumeland:Vielen Dank!


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