Die Probleme waren derart groß, dass sich der Torhüter im Sommer 2021 zu einer Operation an der Patellasehne entschied. Mehrere Monate Pause waren die Folge, wenngleich er recht früh in der Saison wieder zur Verfügung stand. Gleichsam verpasste Ter Stegen die Europameisterschaft 2021, wäre aber hinter Manuel Neuer erneut lediglich die Nummer 2 gewesen. Im Anschluss an die OP und die damit verbundene Auszeit waren die Probleme zwar vordergründig verschwunden – weitere Ausfallzeiten gab es aufgrund von Kniebeschwerden seitdem nicht mehr –, doch zeigt die jetzige Verletzung ein deutliches Problem auf. Nach einer Operation an der Patellasehne kann das Sehnengewebe geschädigt sein. Aufgrund verlorener Elastizität oder einer etwaigen Vernarbung des Gewebes kann eine Nahtsetzung bei einer wiederholten OP wie im Falle von Ter Stegen erschwert werden. Dies kann nicht nur die Rehabilitationsphase nach dem Eingriff beeinträchtigen und verlängern, sondern kann auch die daran anschließende Phase der Karriere beeinträchtigen. Es gibt im internationalen Fußball einige Beispiele von Spielern mit einer ähnlichen Verletzungshistorie, die dadurch auch maßgeblich beeinträchtigt wurden.
Radamel Falcao galt einst als einer der besten Stürmer der Welt, doch konnte der Stürmer nach diversen Sehnenproblemen nicht mehr an sein einstiges Leistungsvermögen anknüpfen. Darüber hinaus gab es anschließend auch immer wieder kleine Ausfallzeiten verursacht durch Probleme mit der Patellasehne. Auch Andrea Conti und Sebastian Deisler kamen nicht mehr auf ihren Zenit zurück. Auch Victor Valdes, der langjährige Torhüter des FC Barcelona, hatte mit einem Patellasehnenriss zu kämpfen. Diese Verletzung sorgte auch nach der Reha zu weiteren Problemen. Nach etwas mehr als einem Jahr nach der Verletzung beendete der Torhüter im Alter von 35 Jahren seine Karriere. Diese Beispiele zeigen, dass die Lage für Marc-André Ter Stegen bezogen auf seine Karriere ernst ist. Wie ernst die Situation für die langjährige Nummer 1 des FC Barcelona ist, werden die nächsten Monate zeigen. Langzeitfolgen oder zumindest Anpassungen der eigenen Spielweise sind zumindest nicht auszuschließen. Ob der Keeper dadurch im Alter von dann schon 33 Jahren wieder an sein bisheriges Leistungsniveau herankommen kann, wird eine der zentralen Fragestellungen bei ihm sein.
Reaktion der Nationalmannschaft und Konsequenzen für den FC Barcelona
Für den DFB war die Verletzung natürlich ein großer Schock, denn Ter Stegen wurde nach dem Rücktritt sofort und klar zur neuen Nummer 1 in der Nationalmannschaft ausgerufen. Dieser Schritt war die logische Konsequenz, denn schon seit Jahren galt Ter Stegen als designierter Nachfolger Neuers. Für Bundestrainer Julian Nagelsmann war diese Meldung auch eine Hiobsbotschaft. Entsprechend kommentierte der Coach die Verletzung: „Die Nachricht von Marcs Verletzung war ein großer Schock für uns. Er wird uns in der Nationalmannschaft auf und neben dem Platz sehr fehlen. Wir wünschen Marc alles Gute für die Operation und eine gute und schnelle Genesung. Wir werden auf seinem Weg zurück immer für ihn da sein.“ Bundestorwarttrainer Andreas Kronenberg ergänzte: „Das ist eine ganz bittere Nachricht. Marc ist sowohl für den FC Barcelona als auch für die Nationalmannschaft ein wichtiger Rückhalt. Diesen wird er jetzt bei seiner Familie, dem Verein und der Nationalmannschaft finden. Wir wünschen Marc viel Kraft und eine gute Genesung. Das ist jetzt das Allerwichtigste.“ In ganz Europa, aber vor allem in Deutschland und in Spanien fielen die Pressestimmen dramatisch aus. Anhand der Situation Ter Stegens war die Dramatik hinter der Verletzung aber auch nur allzu leicht zu erkennen.
Für den FC Barcelona ergibt sich durch die Verletzung aber auch noch ein weiteres Problem, denn zum einen fehlt nun der unumstrittene Stammtorhüter und Mannschaftskapitän, doch zum anderen sind die Katalanen hinter Ter Stegen eher suboptimal besetzt. Zwar gilt Inaki Pena als solide bis gute und verlässliche Nummer 2, doch ist der Torhüter bisher auch nicht wirklich über den Status der Nummer 2 herausgekommen. Mit 25 Jahren hat er 13 Partien in La Liga, 5 Copa del Rey und 3 Spiele in der Champions League absolviert. Hinzu kommen noch 6 Spiele in der Süper Lig, als er an Galatasaray Istanbul ausgeliehen war. Große Erfahrung besitzt der Keeper, der seit Jahren den Ruf des großen Versprechens für die Zukunft besitzt, allerdings nicht. Als Nummer 3 steht der gerade einmal 20-jährige Ander Astralaga zur Verfügung. Demnach wird in Spanien bereits über einen weiteren Transfer spekuliert. Da das Transferfenster geschlossen ist, stehen daher vertragslose Spieler zur Verfügung. Vor allem Tomas Koubek, Jiri Pavlenka und allen voran Keylor Navas sollen bei den Katalanen auf dem Zettel stehen. Navas wäre vom Namen her die größte Lösung, denn der 37-Jährige verfügt über sehr viel Erfahrung und war auch jahrelang die Nummer 1 bei Barcelonas Erzfeind Real Madrid. Gleichzeitig könnte Navas im Herbst seiner Karriere noch einmal einen jüngeren Torhüter als Routinier dahinter unterstützen. Ähnlich interessant könnte noch ein Name werden, der ein wenig in Vergessenheit geraten ist: Sergio Rico. Die ehemalige Nummer 2 kämpfte sich nach einem schweren Unfall mit einer schwerwiegenden Kopfverletzung zurück und brennt auf die Rückkehr in den Profi-Fußball. Er selbst sagte vor wenigen Wochen, dass er nach seiner Genesung einige Test absolvieren musste und diese besser ausfielen als zu Beginn bei PSG. Gleichzeitig kennt Rico La Liga sehr genau, war jahrelang Stammtorhüter beim FC Sevilla und absolvierte bisher im spanischen Oberhaus 128 Spiele. Eine Entscheidung wäre aber sicher erst in den nächsten Wochen zu erwarten, denn grundsätzliche betonte der Klub auch immer wieder, Vertrauen in Pena zu besitzen. Gleichzeitig wäre ein weiterer Keeper nur die Übergangslösung, bis Marc-André Ter Stegen zurückkommt. Wie lange dies dauert, wird spannend zu beobachten sein.
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