Wie wichtig Buffon für die italienische Nationalmannschaft war, zeigte sich im Halbfinale gegen Deutschland. Zwar konnte man sich letztlich mit 0:2 in der Verlängerung gegen den Gastgeber durchsetzen, doch hatte Podolski in der regulären Spielzeit die große Chance auf den Siegtreffer, als er aus 10 Metern halblinker Position einen Strahl absetze und Buffon den Ball mit einer großen Reaktion parieren konnte. Es war die Parade des gesamten Turniers, obwohl er im Finale gegen Frankreich ähnlich herausragend einen Kopfball von Zidane in der Verlängerung parierte. Am Ende wurde Italien im Elfmeterschießen Weltmeister, wenngleich Trezeguet den Ball an die Latte setzte, während Buffon keinen Elfmeter parieren konnte. Buffon wurde gleichzeitig bei diesem Turnier noch mit der Trophäe als bester Torhüter der Weltmeisterschaft ausgezeichnet.
Dass Buffon aber auch ein sehr vereinstreuer Spieler ist, zeigte er nach der WM, als er das zwangsabgestiegene Juventus nicht verließ, sondern mit in die Serie B ging, während viele Stars die Turiner nach dem Gang in die Zweitklassigkeit verließen. Mit einer stark veränderten Mannschaft aber eben mit Buffon im Tor konnte Turin den Wiederaufstieg schaffen und sich in den folgenden beiden Spielzeiten mit Rang 2 und 3 in der Spitzengruppe der Serie A, wenngleich es für den Titel jeweils nicht reichte. Diese stellten sich erst wieder ein, als ein gewisser Antonio Conte das Traineramt übernahm. Conte war bis 2004 noch Mitspieler von Buffon und profitierte nun von der großen Aura des Keepers und konnte ein Stück weit eine Mannschaft auf Basis einer starken Defensive mit Buffon im Tor aufbauen. Es folgten 3 Meisterschaften in Folge, wenngleich es auf internationaler Ebene bei weitem nicht so erfolgreich lief. Erst mit dem neuen Trainer zeigte Juventus in der Saison 2014/2015 tolle Auftritte in der Champíons League und erreichte das Finale in Berlin, nachdem man zuvor bereits in dieser Spielzeit das Double aus Pokal und Meisterschaft gewann. So spielte Buffon im fortgeschrittenen Alter von 37 Jahren sein zweites Finale der Champions League, verlor aber auch das mit 1:3 gegen den FC Barcelona.
Getrieben vom Ziel des Sieges in der Champions League verlängerte Buffon seinen Vertrag noch einmal bis 2018 und schaffte in der Saison 2016/2017 noch einmal den Einzug ins Finale, musste sich aber nunmehr gegen Real Madrid geschlagen geben. Dennoch war es für den mittlerweile 39-jährigen Torwart ein persönlich erfolgreiches Jahr, denn er wurde 2017 zum fünften Mal zum Welttorhüter des Jahres gekürt. Er ist damit der älteste Torhüter, dem diese Auszeichnung bisher zu teil wurde. Im Mai 2018 verkündete Buffon, Turin nach 17 Jahren zu verlassen und kam zu diesem Zeitpunkt auf 509 Ligaeinsätze für Turin, hatte aber natürlich bereits die magische Grenze von 600 Serie A-Spielen überschritten. Ebenso war er bis 2018 Stammtorhüter der italienischen Nationalmannschaft, gab er nur vorübergehend seinen direkten Rücktritt bekannt, wollte sich mit weiteren starken Leistungen später erneut eine Nominierung erkämpfen.
Nach einer Saison in Paris mit 17 Ligaeinsätzen und 5 Champions League-Partien kehrte der Keeper wieder nach Turin zurück und agierte fortan als Vertreter von Wojciech Szczesney, konnte sich aber in der Zeit von 2019 bis 2021 als der Spieler mit den meisten Einsätzen in der Serie A in die Geschichtsbücher eintragen. Damit überflügelte er den großen Paolo Maldini. Es sollte aber nicht sein einziger Rekord sein. Im Gegenteil: die Marke von Bestleistungen von Gianluigi Buffon ist in dieser Form absolut einzigartig. Er ist mit 176 Länderspielen bis 2020 der Europäer mit den meisten Länderspielen gewesen, ist aber weiterhin Italiens Rekordnationalspieler mit 40 Einsätzen mehr als der zweitplatzierte Fabio Cannavaro. Überdies ist er mit 80 Spielen Rekordspielführer Italiens.
Des Weiteren ist er Rekordsieger des Scudetto mit 10 Meisterschaften und hält bis heute die längste Serie ohne Gegentor in der italienischen Liga mit 974 Minuten. Auch den italienischen Supercup mit 7 Titel gewann er so häufig wie kein anderer. Die wohl größte Ehre erreichte der Torwart, der an 5 Weltmeisterschaften teilnahm mit der Einführung in die FIFA 100, die Liste der größten Spieler aller Zeiten. Den Traum von 6 Weltmeisterschaften konnte sich Buffon nicht erfüllen.
Diesen Wunsch äußerte er, als 2021 an seine erste Profistation nach Parma zurückkehrte und dort mit Parma Calcio in die Serie A aufsteigen wollte und sich mit 44 Jahren noch einmal für eine Weltmeisterschaft empfehlen wollte. Aber auch Ohnehin fand die WM ohne den amtierenden Europameister Italien statt. Auch den Aufstieg mit Parma verpasste Buffon letztlich, als er im Mai im Finale der Aufstiegsrunde zur Halbzeit verletzt rausmusste und Parma letztlich mit 2:3 verlor. Es war sein letztes Pflichtspiel, denn nunmehr verkündete er mit 45 Jahren und 930 Spielen auf Klubebene und insgesamt über 1100 Pflichtspielen seine illustre Karriere, die aber auch viel Schatten kannte. So gab er noch während seiner aktiven Karriere bekannt, zeitweise an Depressionen gelitten zu haben und sehr damit zu kämpfen hatte. Ebenso litt er auch unter Spielsucht und zeigte sich im Umgang mit Medien nicht immer sicher.
So wurde er mehrfach mit rechtsextremen Symboliken in Verbindung gebracht und das schon während seiner ersten Zeit in Parma. Später wollte er mit der Rückennummer „88“ auflaufen und zeigte sich sehr überrascht, als es diesbezüglich aufgrund der rechtsextremen Bedeutung zu einem öffentlichen Aufschrei kam: „Die „88“ habe ich genommen, weil sie 4 Eier hat und beim Fußball braucht man Eier. Wer ahnt denn, dass diese Zahl für den Hitlergruß steht?! Das wissen doch wirklich nur Nazis!“ zumindest abenteuerlich wirkte dabei die erklären.
So bleibt festzuhalten, dass Buffon außerhalb des Platzes sehr wohl ein streitbarer Charakter war und auch ist, doch auf dem Platz, war er nicht nur einer der größten Torhüter seiner Zeit, sondern einer der größten Torhüter aller Zeiten, denn kein anderer konnte sich so lange auf dem höchsten Niveau halten und auch scheinen einige seiner Rekorde für die Ewigkeit gemacht zu sein. Auch bemerkenswert ist der Umstand, dass er seinen ersten Titel, den italienischen Pokal 1999 mit Enrico Chiesa gewann und seinen letzten Titel, ebenfalls den Pokal 2021 mit dessen Sohn, Frederico Chiesa gewann. Das wiederum zeigt aber, wie lange er immer noch in der Spitze mithalten konnte.
Vielleicht hat Gianluigi Buffon das Spiel nicht so geprägt wie ein Manuel Neuer, aber er hat es geschafft, in deutlich über 28 Spielzeiten Leistungen zu zeigen und Titel zu sammeln, die in ihrer Gesamtheit wohl kaum mehr zu toppen sein werden. In Erinnerungen werden dabei natürlich auch seine beachtliche Sprungkraft und Explosivität und vor allem diese teilweise unglaublichen Reflexe, die ihn regelrecht unbezwingbar erscheinen ließen und ihn auch dadurch zu Recht als den Torwart ausweisen, der er in seiner aktiven Zeit- schiere Weltklasse.
Kommentare (0)
Keine Kommentare vorhanden!